Dieser Artikel, geschrieben von Rosemarie Held erschien 1995 im Mitteilungsblatt der Gemeinde Talheim.
„In diesem Jahr wird mit vielen Artikeln und Berichten an das Kriegsende erinnert und alle bringen Vertreibung und Tod, Not und Elend zum Ausdruck.
Ich kann jedoch von einem Wunder aus dieser Zeit berichten.
Vor dem Krieg hatte mein Großvater, Wilhelm Jeuther aus der Hauptstraße in Talheim, ein kurioses Gespann zum Arbeiten in der Landwirtschaft.
Es waren dies der Schimmel Max und der Ochse Fritz. Das Gespann sah zwar lustig aus, aber aus vielen Erzählungen weiß ich, dass diese beiden perfekt miteinander harmonierten und – wie es schwäbisch so schön heißt, fest schaffen konnten.
Im Krieg wurde nun das Pferd requiriert und alle nahmen mit Tränen in den Augen Abschied von dem treuen Tier, denn das wusste man ja noch vom ersten Weltkrieg; diese Tiere sah man nie wieder.
Wie groß war dann die Überraschung und Freude, als nach Kriegsende aus Stuttgart ein Brief kam, in dem stand, dass das Pferd von Wilhelm Jeuther zur Abholung bereit im Stall der Kaserne stehe.
Da hatte doch der Soldat, der den Max den Krieg über bei sich hatte, das Tier wieder nach Stuttgart zurückgebracht und dann an meinen Großvater geschrieben.
So machte sich dann mein Großvater zu Fuß nach Stuttgart auf und lief auch wieder den ganzen Weg zurück mit seinem Max.
Wieder zuhause hat der Max zusammen mit dem Fritz, der auch noch lebte, treue Dienste getan.
Später wurde der Schimmel Max noch vom Talheimer Kunstmaler Hanns Reeger gemalt.“ R.H.
Hanns Reeger, 1883 – 1965: Der Schimmel Max, Ölgemälde, undatiert