Das Ensemble Tango Marcando entfachte im Prinz-Carl-Saal der Musikschule die Magie des argentinischen Tangos. Die Musiker brachten nicht nur ihr technisches Können ein, sondern auch ihre Leidenschaft für diese faszinierende Musikrichtung, die sie eindrucksvoll an die Zuhörer weitergaben.
In der Besetzung mit Norbert Kotzan (Bandoneon und Komponist), Claudia Louise Weigand (Violine), Georg Lehr (Violoncello), Margarete Schurmann-Spengler (Piano), Kai Spengler (Kontrabass) und Zhanna Popolitova (Akkordeon) zeigte das Ensemble ein harmonisches Zusammenspiel, das von technischer Brillanz und emotionaler Tiefe zeugte. Besonders die beiden Eigenkompositionen von Norbert Kotzan, „Casino“ und „Monastral“, setzten individuelle Akzente und bereicherten das Programm.
Kai Spengler führte mit informativen Erläuterungen durch das Programm, das Stücke von 1918 bis 1970 umfasste und einen spannenden Einblick in die Entwicklung des Tangos bot. Astor Piazzolla, der Begründer des Tango Nuevo, war mit fünf Kompositionen vertreten. Seine melancholisch-dramatische Milonga „Romance del diablo“, der leidenschaftliche Tango „Balada Para un loco“ und das zart-berührende „Adios nonino“, das er seinem verstorbenen Vater widmete, ließen das Publikum tief in seine Gefühlswelt eintauchen. Eine besonders packende Geschichte erzählte Spengler zu Piazzollas „Escualo“ („Hai“). Der Komponist, selbst begeisterter Harpunenfischer, geriet bei einer Haijagd in Lebensgefahr, als sich die Leine seiner Harpune um sein Bein wickelte und ihn ins Wasser zog. Nur knapp entkam er einem Haiangriff – eine traumatische Erfahrung, die er in diesem spannungsgeladenen Tango musikalisch verarbeitete.
Mit ihrem Akkordeon-Solo bei „Ommagio ad Piazzolla“ von Viktor Subitzky beeindruckte Zhanna Popolitova das Publikum. Andächtig lauschten die Zuhörer den Anklängen an Piazzollas berühmten „Libertango“, die immer wieder durchschimmerten. Ebenso bewegend war „Maria de Buenos Aires“, dessen melancholischer Violinenklang die Leidenschaft und Tragik des Lebens einfing.
Das abwechslungsreiche Programm umfasste zudem Werke von Komponisten wie Cátulo Castillo, Osmar Maderna, Enrique Cadiacamo, Osvaldo Pugliese, Francisco Canaro und Julian Plaza. Jeder Tango, jede Milonga und jeder Vals erzählte eine eigene Geschichte und spiegelte die Vielschichtigkeit des Lebens wider. Besonders hervorzuheben ist die Interpretation von „Organito de la tarde“ (Cátulo Castillo/Carlos Di Sarli), einem melancholischen Tango mit eingängiger Melodie, der die Sehnsucht nach vergangenen Zeiten thematisierte. „Garúa“ von Enrique Cadiacamo, ein langsamer, getragener Tango, brachte die Erinnerung an eine verlorene Liebe zum Ausdruck, während „Pequeña“ von Osmar Maderna mit seinem eleganten Rhythmus die Zuhörer zum Träumen einlud. (du)