„Darf ich bitten?“, die Älteren unter uns entsinnen sich: Mit diesen Worten hat ein Mann eine Frau darum gebeten, den nächsten Tanz mit ihr zu tanzen. Darauf verweist Stadtamtsleiterin Alexandra Ries beim Gespräch über den Tanztee. Das erinnere an eine andere Zeit, und ja, das solle es auch.
Der Anlass: Ein Tanztee in der Festhalle für Menschen ab 65 Jahren. Der Veranstalter: Durlacher Selbst e. V., in Kooperation mit dem Markgrafen-Gymnasium und mit Unterstützung der Bäckerei Richard Nussbaumer. Durlacher e. V. unterstützt generell, Bäckermeister Richard Nussbaumer spendet Kaffee, alkoholfreie Getränke und Gebäck.
Was jedoch hat das Markgrafen-Gymnasium damit zu tun? Das erklären die vier Elftklässler:innen Carl Leick, Lucia Baldossarre, Julia Sievers und Letizia Salerno, die mit den Lehrerinnen Alexandra Tutsch und Kirsten Lackus in diesem Projekt arbeiten: „Es ist ein Seminarkurs, bei dem es um Einsamkeit geht. Der Tanztee soll die Einsamkeit verringern.“
Letizia Salerno ergänzt, dass sie ein tiefes Verständnis für Einsamkeit entwickelt habe. Das Thema müsse mehr Aufmerksamkeit bekommen. Julia Sievers hat erstaunt, dass sich bei einer Umfrage an der Schule ergeben habe, dass nicht nur alte, sondern auch viele junge, gleichaltrige Menschen einsam sind. „Wir haben vorher auch nicht gewusst, dass Einsamkeit krank macht und die Lebenserwartung verringert“, sagen sie. „Es ist auch so, dass die sozialen Medien die Einsamkeit und Isolierung gerade bei jungen Menschen fördern.“
Der Seminarkurs findet im Rahmen der TheoPrax-Methodik statt. „Dabei bearbeiten Schülerteams wie ein kleines Unternehmen einen Auftrag von einer Kommune, Firma oder Forschungseinrichtung“, erklärt Wolfgang Nitzsche, der Geschäftsführer der TheoPrax-Stiftung. Herbert Siebach, Ortschaftsrat und ehemaliger Lehrer am Markgrafen-Gymnasium Durlach betont, dass die Schüler:innen im TheoPrax auch Projektmanagement, Konfliktmanagement, Zeit-, Arbeits- und Finanzplanung lernen würden.
Joachim Inhoff, der Leiter des Markgrafen-Gymnsiums freut sich darüber, dass sich die Schüler:innen gesellschaftlich engagieren und vor Ort in Durlach mitgestalten. „Es ist wichtig, lokal in Themenbereichen zu handeln, die Menschen weltweit beschäftigen“, sagt er. Stadtamtsleiterin Alexandra Ries betont, dass sie sehr dankbar sei, wenn sich junge Menschen Zeit für gesellschaftliche Themen nähmen.
„Beim Tanztee gibt es die Möglichkeit, beim geselligen Beisammensein aus der Einsamkeit zu kommen“, meint Roland Laue, der 1. Vorstand von Durlacher Selbst e. V., „vielleicht ergeben sich daraus Kontakte.“ Alexandra Ries spricht noch eine praktische Frage an: „Es gibt viel mehr ältere Frauen als Männer“, sagt sie. „Da wäre es doch ganz schön, wenn einige Taxitänzer mit dabei wären.“ Was Taxitänzer, auch Eintänzer genannt, sind, erklärt sie auch gleich: „Das sind Männer, auch junge, die für einen Tanz zur Verfügung stehen.“ „Wir fragen mal in der Schule“, sagt Carl Leick.
Welche Musik beim Tanztee gespielt wird, ist noch nicht klar. „Die sucht einen DJ aus“, sagen die Schüler:innen, da sie selbst davon keine Ahnung hätten. Verständlich, vor allem, weil Menschen ab 65 unter Umständen grundverschiedene Tanzvergangenheiten haben: Die Jüngeren haben früher zu Beat und Rock getanzt, die Älteren haben noch die klassischen Gesellschaftstänze wie Walzer oder Rumba gelernt. (rist)