Gaby Strittmatter-Seitz
für das Aktionsbündnis Demokratie und Menschenrechte
Beworben hatte sich außerdem Thomas Beckert, der als Schornsteinfeger Kontakt zu vielen Ebersbachern hat. Er redet mit den Leuten und erfährt nach eigener Aussage, wo sie der Schuh drückt, was in ihm den Wunsch auslöste, helfend einzugreifen.
Lieber Herr Beckert, wie geht es Ihnen? Sind Sie sehr enttäuscht? Haben Sie an Ihren Sieg geglaubt? Wie gehen Sie mit dem Ergebnis um?
Mir geht es gut, enttäuscht bin ich nicht, es war für mich eine tolle Lebenserfahrung. Geglaubt an Sieg schon ein wenig, sonst hätte ich nicht kandidiert. Leider war die Wahlbeteiligung schwach, ich gehe mit dem Ergebnis aber locker und zufrieden um.
Einige Bürger sehen für uns Quereinsteiger das Problem als Nicht-Verwalter. Sehe ich komplett anders, akzeptiere es natürlich.
Wie empfanden Sie den Wahlkampf?
Der Wahlkampf war für mich kein Kampf. Die Zeit war interessant und aufregend natürlich. Auch der Ablauf hinter den Kulissen war eine tolle Erfahrung
Was nehmen Sie aus dieser Erfahrung mit?
Viel Positives und wie eine kleine Politik so abläuft
Ihr Hauptantrieb, sich als Bürgermeister zu bewerben?
Meine Kunden haben mich motiviert, da viele eine Veränderung in Ebersbach wollten. Es soll endlich mal was aus der Praxis kommen. Ich selbst sah natürlich auch viele Verbesserungen für Ebersbach
Wo hakt es? Was hätten Sie anders gemacht?
Im Rathaus muss umgehend ein harmonisches Betriebsklima geschafft werden, um als Team für Ebersbach zu agieren. Ich hätte die Bürgernähe wie in meinem jetzigen Beruf mehr aufgenommen, auch die Anregungen wahrgenommen und in den Gemeinderat mit eingebracht.
Was zeichnet einen guten Bürgermeister aus?
Ein freundliches Auftreten, Verständnis zeigen, Ehrlichkeit und zielstrebig gemeinsam für Ebersbach planen und umsetzen.
Wie erklären Sie sich die geringe Wahlbeteiligung?
Viele Bürger sind einfach unzufrieden und denken, an meiner Stimme liegt es ja sowieso nicht. Leider eine falsche Einstellung, einige sind mit Ebersbach auch nicht eng verbunden.
Werden Sie sich in acht Jahren wieder bewerben?
Nein, dies war einmalig. Kann mir evtl. vorstellen, mich mal für den Gemeinderat aufstellen zu lassen.
Möchten Sie den Ebersbacher/innen noch etwas sagen?
Ich danke allen für ihre Unterstützung und werde trotzdem immer ein offenes Ohr für jeden haben.
Vielen Dank für das Gespräch, bleiben Sie motiviert!
Und dann gab es noch diese eine Bewerberin, deren Auftreten die Gemüter spaltete: Daniela Negt, die mit ihrem Stil die Ebersbacher Wahlbeschaulichkeit aufmischte. Wir lassen sie zu Wort kommen:
Liebe Frau Negt, Sie haben eine außergewöhnliche Performance hingelegt. Wie reagierten die Ebersbacher/innen auf Sie?
Mit Irritation, Begeisterung und teilweise mit Entsetzen. Manche hielten mich für Kabarett, manche fragen mich inzwischen, wie es sich so als Bürgermeisterin lebt.
Hat Ebersbach nun die einmalige Chance auf ein bisschen Dolce Vita vergeben?
In Ebersbach hat es genügend Möglichkeiten, sich ein Eis zu kaufen, sich an den Fluss oder neben eine stark befahrene Straße zu setzen und sich einfach vorzustellen, in Italien zu sein. Das ist fast das Gleiche wie richtig Urlaub machen. Wie Rom, nur ohne Flair. Die Hitze ist zurzeit die Gleiche.
Was nehmen Sie aus dieser Erfahrung mit? War sie nur eine Vorstufe für höhere Ziele?
Von den Wahlkampfveranstaltungen nehme ich vor allem die Blumensamen von Frau Hutinec mit. Und die Enttäuschung über fehlende Verpflegung, die uns Herr Rösch am ersten Tag versprochen hatte.
Vielleicht kann ich mich ja demnächst für die Bürgermeisterwahl in Bünzwangen bewerben. Das liegt zumindest ca. 40 Meter höher.
Kinder wünschen sich z.B. einen Streichelzoo in Ebersbach. Was wünschen Sie sich? Werden die Wünsche der jungen Generation gefühlt überhaupt berücksichtigt?
Ich kann Zebrastreifen, Katzenaugen, Computermäuse oder Pferdeschwänze anbieten. Echte Tiere einsperren und mit Kindergeschrei in den Wahnsinn treiben, halte ich für eine schlechte Idee. Außerdem ist jede Pferdekoppel ein Streichelzoo, wenn man will.
Die Frage über die gefühlten Wünsche der jungen Generation werde ich an den Ebersbacher Jugendrat weiterleiten, sobald dieser das erste Mal zusammentritt.
Wo ist die Schnittstelle zwischen Politik und Satire oder ist Politik schon Satire?
Vor ein paar Jahren plakatierte die PARTEI "Politik statt Satire" sowie "Satire statt Politik". Man muss beides nur richtig angehen. Die beste Realsatire findet man in der Politik.
Eine Ihrer Konkurrentinnen hatte mit ihrem Angebot, für Jubilare zu singen, schon einen überzeugenden Ansatz. Wie hätten Sie das toppen wollen? Haben Sie deshalb verloren?
Wenn ich den Ebersbachern verspreche, nicht auf ihren Jubiläen zu singen, ist mein Ansatz noch überzeugender. Dass ich mein eigenes Singen verhindere, hätte mir eigentlich 100% der Stimmen einbringen müssen.
Wie erklären Sie sich die geringe Wahlbeteiligung? Langweiliger Wahlkampf?
Eindeutig. Politik in Ebersbach ist so spannend wie meine Numerik-Vorlesung. Für mehr als ein müdes Lächeln hat es bei den meisten nicht gereicht. Ich könnte ein begleitetes Wählen anbieten und allen Wählern meinen Namen auf dem Stimmzettel zeigen.
Wer verfügt über weniger Humor? Schwaben oder Politiker?
Nachdem einer der Lacher von Armin Laschet ihn die politische Karriere gekostet hat, tippe ich ganz sicher auf Politiker. Der Schwabe hat Humor. Der Politiker hat einen Berater.
Möchten Sie den Ebersbacher/innen noch etwas sagen?
Hört nicht auf zu träumen – von einem besseren Ebersbach, mit mehr Satire, weniger Gesängen und weniger Herzfehlern auf Wahlkampfflyern. Sie hören von mir spätestens bei der nächsten Wahl!
Vielen Dank für das Gespräch - wir freuen uns auf Neues von Ihnen!