Tel. 79737833, B. Tchoulakian

Roboterbeine

Im Garten veranstalten die Kinder ein Wettrennen auf dem Weg rund um die Wiese. Erst sind es zwei, dann drei und am Ende rennen so ziemlich alle im Kreis: die einen brav auf dem Weg, die anderen querfeldein über die Wiese. Als wir dann zum Mittagessen rein gehen, hören wir ein Emma-Kind sagen: „Ich bin alt.“ Das aus dem Mund eines fünfjährigen Kindes zu hören und dann auch noch in einem Ton, den man eher von einem Erwachsenen erwartet, der sich in sein Schicksal ergibt, ist schon ein wenig ungewöhnlich. „Wie meinst du das?“ – „Meine Beine, die können nicht mehr rennen“, schnauft das Kind, „wir haben doch ein Wettrennen gemacht. „Aber“, fügt es hinzu, „ich wünsche mir Roboterbeine zu Weihnachten.“ Das scheint für das Kind die Lösung des Problems zu sein. Wenige Minuten später sitzen die Essenskinder an den Tischen und unser beinmüdes Kind und zwei weitere Kinder warten im Flur darauf, abgeholt zu werden. Um die Wartezeit zu verkürzen, holt die Schreiberin ein ‚Taxidreirad für drei‘ aus der Abstellkammer, und gleich darauf sausen unsere Wartenden vergnügt, in rasendem Tempo und scharfen Kurven durch den Flur, kreischen, lachen und haben einfach nur Spaß. Und wer tritt in die Pedale? Unser fußkrankes Kind natürlich, wobei davon aber auch gar nichts zu bemerken ist, im Gegenteil: Die Beine funktionieren besser als jedes Roboterbein.