Schuhsalat
„Och nööö, nicht schon wieder Schuhsalat!“, mosern die Erwachsenen, doch auf der Wunschliste der Kinder steht dieses Spiel ganz oben. Also sitzen wir mit über 30 Kindern im Stuhlkreis um einen Berg von Hausschuhen herum, der unter einer Decke verborgen auf seine Erlösung wartet. Ein Kind in Socken tastet nach einem Schuh, zieht ihn hervor und sucht seinen Besitzer. „Ich weiß es“, ist das Höchste aller Gefühle, das die anderen äußern dürfen. Doch die einen Kinder grinsen sofort, sobald ihr Schuh auftaucht und versuchen, ihn mit dem Blick zu sich zu holen. Andere Kinder tun so gekonnt unbeteiligt, dass nie jemand auf den Gedanken käme, es handele sich um ihren Schuh. Das ratende Kind läuft dreimal im Kreis, alle Kinder musternd, den Blick zwischen Sockenfüßen und Gesicht hin- und herschwenkend, auf ein verräterisches Zeichen hoffend, und benötigt ein paar Hinweise, bis es den Hausschuh korrekt ablegt. Ein anderes Kind geht schnurstracks zum Besitzer hin und lässt nie einen Zweifel an seiner Entscheidung aufkommen. So geht es mit allen 60 und mehr Schuhen, was seine Zeit dauert und von den Kindern Geduld und Sitzfleisch abverlangt. Doch diese genießen das Rätselraten ausgiebig, während es für die Erwachsenen, die am liebsten die Zeit vorspulen wollen, vorerst noch ein Rätsel bleibt, was die Kinder am Schuhsalat so faszinierend finden.


