Theater am Puls GmbH
68723 Schwetzingen
Serie Schauspieler*innen im Porträt

Theater am puls: Serie „Schauspieler*innen im Porträt“ Teil 15

Georg-Alexander Geck: „Ich lebe in vielen Leben“ In dieser Serie wird das Schauspielerteam des „theater am puls“ (tap) näher vorgestellt. Diese...
Georg-Alexander Geck spielt und "lebt" in dem Drama „Mephisto“ den heimlichen Geliebten des Schauspielers Hendrik Höfgen.
Georg-Alexander Geck spielt und "lebt" in dem Drama „Mephisto“ den heimlichen Geliebten des Schauspielers Hendrik Höfgen.Foto: Nicole Böhm

Georg-Alexander Geck: „Ich lebe in vielen Leben“

In dieser Serie wird das Schauspielerteam des „theater am puls“ (tap) näher vorgestellt. Diese Woche stellt sich der 34-jährige Georg-Alexander Geck aus Hamburg den Fragen von Birgit Schillinger vom Freundeskreis. Im tap spielt er zurzeit in „Mephisto“, einer Theaterfassung nach dem Roman von Klaus Mann. Diese Rolle ist sein erstes Engagement an einem Theater nach seiner - erst spät absolvierten - Schauspielausbildung am Hamburger Institut für Schauspiel, Drama und Film.

Schillinger: Warum sind Sie Schauspieler geworden?

Geck: Puh warum… weil ich Anerkennung gesucht habe, Bewunderung, und weil ich viel, viel Leben spüre, zu viel Leben, um es nur in einem zu leben: So lebe ich jetzt in vielen. Ich will Gefühle zeigen, ich will meine Gefühle leben. Gefühle, Emotionen sind etwas sehr Unterdrücktes in unserer Gesellschaft. Wer sich zu viel freut, ist ein Idiot, wer weint, ist ein Schwächling, wer wütend wird, hat sich nicht unter Kontrolle. Das ist ein falsches Konzept aus meiner Sicht. Ich brauche eine Umgebung, in der ich alles sein darf und die habe ich im Theater gefunden. Es ist natürlich auch ein doppelter Boden. Ich bin christlich-fundamentalistisch aufgewachsen. Gefühl, Liebe, Kreativität… das bleibt dabei völlig auf der Strecke und ich durfte nie sein, was ich bin. Endlich habe ich einen Rahmen, das alles zu erleben, überhaupt zu leben, und kann mir immer sagen „Du, ich darf das, ich bin Schauspieler.“ Es ist mein Schlupfloch, mein Paradies geworden. Hier kann ich Teufel sein und Kommunist, Heiliger, Liebhaber - homosexuell und heterosexuell -, und habe gelernt, dass uns alle die Sehnsucht, die Suche, die Liebe bewegt. No angel’s born in hell, aber wir Menschen verurteilen andere Lebensweisen schnell, bewerten, meinen zu wissen. Das funktioniert in der Kunst nicht. Theater und die Schauspieler und Schauspielerinnen können und dürfen keinerlei Vorurteile haben, ansonsten haben wir es mit Propaganda zu tun. Das finde ich großartig am Theater, an der Kunst, am Schauspieler-Sein.

Schillinger: Wie und wann sind Sie zum theater am puls gekommen?

Geck: Als die Einladung zum Vorsprechen für „Mephisto“ kam, wollte ich erst gar nicht hinfahren, obwohl ein solch großartiges Stück natürlich nicht immer in Aussicht steht. Ich dachte, da fahre ich mindestens sechs Stunden von Hamburg für eine Viertelstunde Vorsprechen und bekomme dann eine Absage. Es ist ja im Schauspielbereich so, dass im gesamten deutschsprachigen Raum pro Jahr vielleicht 50 Stellen öffentlich ausgeschrieben sind, die auf mich passen. Und auf jede Stelle kommen bestimmt zwischen 300 und 1000 Bewerber. Und nicht jede Produktion ist so interessant wie Klaus Manns „Mephisto“.

Eine Freundin, bei der ich abends zu Besuch war, fragte mich dann: „Georg, willst du denn da spielen, willst du das Stück spielen?“ Und ich entgegnete: „Ja, na klar!“, „Dann fahr halt hin!“, sagte sie. Und so bin ich dann letztendlich Oktober 2022 nach Schwetzingen gefahren, Gott sei Dank! Ich habe mich direkt wohl gefühlt und schließlich auch in dieser wahnsinnig tollen Inszenierung mit einem wirklich wunderbaren Ensemble gespielt.

Schillinger: Was war oder ist Ihre Lieblingsrolle?

Geck: Immer, die an der ich gerade arbeite. Es ist natürlich eine häufig gestellte Frage und ich habe mir dann immer irgendwelche vermeintlichen großen Rollen aus dem Ärmel gezogen. Die liebste Rolle ist aber immer die, die ich gerade spiele: Mit diesem Leben setze ich mich auseinander. Das bewegt, beschäftigt und begeistert mich dann am meisten. Ich glaube zudem, dass Schauspieler nicht nur die Figuren entwickeln, sondern die Figuren entwickeln auch den Schauspieler.

Schillinger: Was ist das Besondere am tap?

Geck: Ein unfassbarer, künstlerischer Platz in einem doch recht kleinen Ort. Organisiert, strukturiert, freundliche, offene Menschen.

Große Stücke, große Dramen, als hätte Schwetzingen ein kleines Staatstheater.

Theater sollte nie nur gefällig sein, sondern die Zuschauer anstacheln, aufregen, wütend machen und Fragen aufwerfen. Nicht viele Theater machen das heute noch.

Schillinger: Welche Engagements haben Sie sonst noch?

Geck: Gerade probe ich in Hamburg „Faust 1“, wo ich die Rolle des Mephisto spiele, im Theater Altes Heizkraftwerk.

Schillinger: Was sind Ihre Stärken und Schwächen?

Geck: Ich bin sehr sensibel. Oft indirekt. Blumig. Drumherum. Anfällig dafür, gefällig sein zu wollen.

Schillinger: Haben Sie sonstige Interessen oder Hobbys?

Geck: Ich mache Musik, schreibe Gedichte und Songs, interessiere mich für Psychologie, Träume, Traumdeutung, lese sehr gern - habe nach einem guten Buch oft Angst, dass es das letzte gute Buch sein könnte -, Kampfsport, Meditation. Ich bin leicht zu begeistern für vieles. (bs)

Erscheinung
Schwetzinger Woche
Ausgabe 21/2024

Orte

Schwetzingen

Kategorien

Bühne
Kultur
Theater, Kleinkunst & Comedy
von Redaktion Nussbaum
23.05.2024
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto