An Muttertag hat sich die Gerlinger Stadthalle in einen Konzertsaal verwandelt. Starpianist Tian Jiang begeisterte die Gäste in der ausverkauften Halle mit einem hochkarätigen Programm.
Zum Konzert mit Starpianist Tian Jiang konnte Bürgermeister Dirk Oestringer rund 600 Gäste in der Stadthalle begrüßen. Die Nachfrage nach Konzertkarten war tatsächlich so groß, dass man auch die Empore freigegeben hatte, obwohl das ursprünglich gar nicht geplant war.
Das Konzert war ein ganz besonderes, und das gleich auf mehrfache Weise. Da es am Ehrentag der Mütter stattfand, der in diesem Jahr auf den 11. Mai gefallen ist, war es mit „Muttertagskonzert“ überschrieben und den Müttern im Saal entbot Oestringer in seinen einleitenden Worten dann auch einen ganz besonderen Gruß.
Mit dem Konzert wurde gleichzeitig das 50-jährige Bestehen der Stadthalle gefeiert, die am 10. Mai 1975 eröffnet worden ist. „Wir genießen diese Stadthalle, in der wir seit 50 Jahren Feste feiern können“, hielt Oestringer weiter fest. An der Stelle freute er sich, seine Amtsvorgänger, Albrecht Sellner und Georg Brenner mit ihren Frauen und auch den Künstler Tian Jiang mit seiner Frau Florentina begrüßen zu können.
Dass dieses Konzert an Muttertag stattfinde, gehe auf ein Ereignis vor fünf Jahren zurück, erzählte das Stadtoberhaupt. In der Corona-Pandemie Anfang 2020 sei Tian Jiang mit seiner Frau auf Konzertreise in Südafrika gewesen. Damals hatte das Auswärtige Amt umfangreiche Rückholaktionen durchgeführt, um Deutsche aus dem Ausland nach Hause zurückzuholen. Jiangs Frau Florentina habe auch sofort einen Platz für einen solchen Rückflug bekommen. Für Jiang selbst, der einen amerikanischen Pass hat, sei das nicht möglich gewesen. Die beiden hätten sich dann an die Stadt Gerlingen gewendet. Der damalige Ordnungsamtsleiter Rainer Zimmermann, der mit seiner Frau Beate ebenfalls beim Konzert anwesend war, habe sich um das fehlende Visum gekümmert. Er habe die viele Bürokratie damals sozusagen mit viel Bürokratie erschlagen. Will sagen – Zimmermann hat es geschafft, dass Tian Jiang mit seiner Frau nach Deutschland zurückfliegen konnte. Der Künstler sei für die Unterstützung sehr dankbar gewesen und erklärte, er wolle der Stadt dafür etwas zurückgeben – in Form eines Konzerts. „Dieses Konzert ist heute“, so Oestringer.
Weiter berichtete das Stadtoberhaupt über die großen Erfolge, die der Starpianist vorweisen kann. Zu diesen Erfolgen gehören Konzertauftritte mit dem London Symphony Orchestra, dem Boston Symphony Orchestra, dem Los Angeles Philharmonic, dem Orchestra of St. Luke's, dem Hong Kong Philharmonic Orchestra, dem Shanghai Symphony Orchestra oder dem Royal Philharmonic Orchestra oder auch ein Konzert in der Garnegie Hall anlässlich des 250. Geburtstags von Ludwig van Beethoven.
Es sei der Wunsch von Tian Jiang, der seit einigen Jahren mit seiner Familie in Gerlingen wohnt, dass der Erlös des Konzerts einem guten Zweck zugutekommt, hielt Oestringer am Ende seiner Ausführungen fest. Genutzt werden soll das Geld für die Anschaffung eines Bühnenlifts für die Stadthalle, der es Künstlern mit Behinderung möglich macht, auf die Bühne zu kommen. „Dafür vielen Dank“, schloss Oestringer seine Ausführungen und wünschte den Konzertbesuchern einen wunderschönen Konzertabend.
Das vielfältige Programm des Abends eröffnete Jiang dann mit der eigenen Komposition „Dancing Waves, Devotion und Lament“. Weiter ging es mit zwei Stücken von Chopin, die der Künstler, der übrigens auf Englisch selbst durchs Programm führte, den Müttern widmete. Es folgte eine weitere Eigenkomposition (Shanghai Dream, Old Spirit, Silk Road, The Sun, Secret Desire) und zum Abschluss vor der Pause ein weiteres Stück von Chopin.
Nach der Pause verzauberte der Ausnahmekünstler, der bereits 14 Alben eingespielt hat, das Publikum mit Stücken von Rachmaninoff, einem von ihm selbst arrangierten Broadway Medley mit den Stücken Memory, Don’t cry for me Argentina und All I ask of you, einer Überraschungsimprovisation, einem von ihm arrangierten Movie Medley (God Father, Doctor Zivago und Love Story) sowie dem 4. Satz aus dem Klavierkonzert Gelber Fluss von Yin Chengzong.
Am Ende des Konzerts waren alle von der Virtuosität und dem markanten wie gefühlvollen Spiel Tian Jiangs sichtlich verzaubert. Kurzum: Der Künstler hat den Konzertbesuchern ein einmaliges musikalisches Erlebnis präsentiert, an das sie sich ganz sicher noch lange und gerne zurückerinnern werden. Text/Fotos: Tommasi