„Sie sind eigentlich schon immer da“, sagt Claus Krakofczik. Er meint die im Turm von St. Laurentius beheimateten Turmfalken. Seit einigen Jahren kann man ihnen sogar hautnah bei Brut und Nachwuchsversorgung zuschauen. Zu verdanken ist das Claus Krakofczik und seiner Frau Petra.
2015 haben die beiden eine Kamera im Kasten im Turm angebracht. Die anfänglichen Bilder waren nach ihren Worten alles andere als perfekt, weil das Netz zu instabil war. „Mit Corona wurden dann die Gottesdienste übertragen“, erinnert sich Claus Krakofczik an den Wendepunkt. Die Kamera bei den Turmfalken wurde entsprechend in das Netz aufgenommen. Seitdem hat man einen einwandfreien Blick auf das Geschehen – vom Ankommen des Elternpaares über die Brutzeit bis hin zum Schlüpfen der Jungen und der anschließenden Aufzucht.
Von den Falken selbst wissen die Krakofcziks nicht erst seit 2015, sondern schon viel länger. Anfangs seien sie im kleinen Turm gewesen, während der Renovierung der Kirche dann verschwunden, danach aber zurückgekehrt, erzählen sie. 2010 hat Claus Krakofczik den Vögeln einen Nistkasten gebaut und ihn in Absprache mit dem Pfarrer im Turm eingebaut. „Jedes Jahr im Herbst wird er gesäubert“, erzählt er. Das sei dann auch notwendig. Für ein leichtes Erreichen der Falkenbehausung hat er im Glockenturm eine Leiter eingebaut. „Schlimm ist nur, wenn die Glocken dann läuten. Das kann unangenehm werden“, weiß er um deren Lautstärke. Die Turmfalken indes stört das nicht im Geringsten. Sie geben sich auch mit der spartanischen Ausstattung ihres Heims zufrieden. Ein bisschen Mulch und feiner Kies reichen. „Sie sind recht anspruchslos“, sagt Krakofczik.
Die Kamera sendet rund um die Uhr. „Dank Infrarotlampe kann man auch nachts sehen, was da vor sich geht“, erzählt Petra Krakofczik. Und so war man in diesem Jahr Zeuge, wie das Paar auf seinem Gelege mit fünf Eiern fürsorglich brütete. Wohlgemerkt: Beide Partner waren beteiligt. „Gleichberechtigung ist offensichtlich durchgedrungen“, lacht Claus Krakofczik. Geschlüpft sind letztlich vier Jungvögel, drei haben es aber nur geschafft. Es ist die natürliche Auslese. Die war vor zwei Jahren brutal. „Da sind alle Küken verendet, weil sie zu wenig Futter hatten“, erinnert sich Petra Krakofczik. Die Population von Reihern und Störchen sei enorm gewachsen, das mache die Nahrung knapper. „Manchmal ist es dramatisch, was sich abspielt“, sagt sie. Diese Bilder wollte das Ehepaar niemand anderem antun – und ließ die Kamera abschalten.
Die wird nach dem Ausflug der Familie übrigens ab- und erst im Frühjahr wieder eingebaut. Vorausgesetzt, die Falken sind nicht schneller im Nistkasten als die Kamera. „Im letzten Jahr waren sie sehr früh da – da haben wir es verpasst“, sagt Petra Krakofczik. Entsprechend gab es keine Live-Bilder aus dem Falken-Zuhause. In diesem Jahr war das anders und so schauten nicht nur die Krakofcziks ganz genau hin, sondern mit ihnen auch noch andere Interessierte. „Da schauen auch Kindergärten zu“, weiß Petra Krakofczik. Doch die „Kinozeit“, sprich die Brut und Aufzucht, ist nun schon fast vorbei. Die Jungfalken stehen kurz vor dem Ausflug. „Oft sind sie vorher erstmal auf dem Sims“, erzählt das Ehepaar. In der ersten Zeit könne man sie noch rund um St. Laurentius beobachten, ehe sie dann in eigene Reviere aufbrechen. „Das ist immer schön zu sehen“, erzählt Claus Krakofczik von den Ausflügen der Jungvögel. Genauso schön sei es aber, wenn es sich ein Paar im nächsten Jahr wieder im Kasten des Glockenturms von St. Laurentius gemütlich macht. Denn „ein Turm ohne Falken ist kein Turm“, findet Claus Krakofczik. (cs)
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Zu dem Treiben im Hause der Familie Turmfalke gelangt man über die Homepage der Bachgemeinden unter www.bachgemeinden.de.