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Von der Bühne auf die „For-You-Page“

TikTok-Hype um Tanzgruppen Rhythm Attack & Reflection

Die Hip-Hop-Tanzgruppen „Rhythm Attack“ und „Reflection“ aus Wiesloch werden auf der Social-Media-Plattform TikTok von fast 500.000 Menschen verfolgt.
17 Tänzerinnen posieren auf einer Treppe in rot-weißer Kleidung.
Die Tanzgruppe „Rhythm Attack“ aus Wiesloch hat nicht nur auf Wettbewerben Erfolg, sondern auch auf TikTok.Foto: Sinem Sahin/privat

Wie es zu dem Erfolg kam und wie die jungen Frauen mit ihrem Internet-Hype umgehen, beantwortet Trainerin Sinem Sahin.

Zusammen tanzen und dabei noch richtig Reichweite auf Social Media generieren? Für viele junge Menschen ist es heutzutage ein Traum, hohe Klickzahlen auf TikTok, eine Social-Media-Plattform für Kurzvideos, zu haben. Die ortsansässigen Tanzgruppen „Rhythm Attack“ und „Reflection“ haben das geschafft. Sind sie auf dem Weg nach ganz oben?

Gründung

Die Tänzerin Sinem Sahin aus Wiesloch-Frauenweiler fing mit 15 Jahren an, Hip-Hop-Tänze zu choreografieren, 2013 gründete sie dann die Wettbewerbstanzgruppe „Rhythm Attack“ und steht seitdem als kreativer Kopf hinter den 17 Tänzerinnen, die zwischen 18 und 27 Jahren sind.

Die zweite Tanzgruppe „Reflection“ entstand 2023 aus ihrem Wunsch heraus, auch mit Jüngeren zu arbeiten. Aktuell zählt „Reflection“ acht Tänzerinnen zwischen 12 und 16 Jahren. Beide Gruppen, deren Tänzerinnen aus Wiesloch und Umgebung kommen, feiern nicht nur Erfolge auf Wettbewerben, sondern auch auf Social Media: Ihr gemeinsamer TikTok-Account hat zurzeit rund 492.000 Follower.

Beginn der TikTok-Karriere

Seit der Coronazeit 2020 beschäftigen sich die Gruppen mit TikTok: „Es fehlte das gemeinsame Training. Jede, die Lust hatte, filmte von zu Hause aus und wir posteten aus Spaß die Videos im Netz.“ Dass daraus Jahre später ein Erfolg wird, hätte niemand geahnt.

Ende 2024 erreichten sie den 100.000. Follower, seither kam das fast Fünffache dazu. Grund dafür war ein eigens kreierter Tanz zu dem Reggaeton-Lied „Gasolina“, den andere TikToker nachmachten und der schließlich viral ging.

Adaption und Kreation

Es mache ihnen viel Spaß, auf TikTok aktiv zu sein, eigene Kurztänze zu gestalten und wiederum andere nachzutanzen. Der tänzerische Anspruch würde dabei nicht verloren gehen, die kurzen Videos fordern mehr Kreativität und technische Präzision, wie Sahin berichtet.

„TikTok ist ein schnelllebiges Netzwerk. Wir beobachten täglich aktuelle Tänze, Sounds und Hashtags und adaptieren sie, um auf der Startseite angezeigt zu werden. Damit bleiben wir sichtbar – ohne unsere eigene Kreativität auszuklammern.“

Tanzgruppe „Reflection“ aus Wiesloch.
Die Tanzgruppe „Reflection“ wurde extra für jüngere Tänzerinnen gegründet.Foto: Sinem Sahin/privat

Qualität steht im Vordergrund

Die Kritik an der Schnelllebigkeit der Internetplattform und ihrem Einfluss auf die aktuelle Musikszene kann Sahin verstehen: „Auch in der Tanzszene gibt es diesen Trend: einfache Moves, schnelle Effekte, Wiedererkennungswert. Wir sehen das aber differenziert – für uns ist TikTok eine Chance, mehr Menschen für Tanz zu begeistern.

Natürlich nutzen wir aktuelle Sounds, aber wir legen trotzdem großen Wert auf Qualität, Technik und Kreativität. Und wir schaffen bewusst auch Content, der über einfache Trends hinausgeht. TikTok ist also ein tolles Tool – aber kein Ersatz für echtes Training oder künstlerischen Anspruch.“

Mehrfach ausgezeichnet

Doch nicht nur Klickzahlen haben die Tänzerinnen vorzuweisen, sie sammeln auch tatkräftig offizielle Titel: „Reflection“ wurde dieses Jahr süddeutscher Meister bei der Streetdance Factory in der Kategorie Juniors 1, und „Rhythm Attack“ gewann dieses und letztes Jahr den Südcup.

Allerdings haben sie noch einiges vor. Denn großes Vorbild der beiden Gruppen wäre die US-amerikanische Tanzgruppe „The Royal Family“, die unter anderem für Mega-Stars wie Justin Bieber und Rihanna tanzt.

TikTok als Sprungbrett?

Aktuell trainieren sie noch in Wiesloch, genauer gesagt in den Räumen des Fitnessstudios EasyFitness, sehen sich aber schon bald auf den Bühnen dieser Welt.

Für die Zukunft wünschen sich die Tänzerinnen, dass der TikTok-Erfolg anhält und daraus mehr wird: „Wir wünschen uns, noch mehr Kontakte in der Szene zu knüpfen, mehr zu verreisen und spannende Markenkooperationen.“ Es bleibt also spannend, wie sich die Karriere weiterentwickelt.

Im Kern bleibt der Tanz

Und falls es mit der TikTok-Karriere doch nicht funktionieren sollte? „Wir haben immer noch unsere Turniergruppen, die unabhängig davon an Meisterschaften teilnehmen – so wie wir es auch früher gemacht haben. TikTok ist für uns ein schöner Bonus – aber der Kern bleibt der Tanz.“

Wen nun auch das Tanzfieber gepackt hat, kann sich zu dem Einsteigerkurs im EasyFitness über Instagram anmelden. Für die Dancecrews stehen immer mal wieder Castings statt. (krw)

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