Die ungewöhnlichen Konstruktionen lösen immer wieder Nachfragen bei der Schlossverwaltung aus. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine Kunstinstallation, sondern um sogenannte Totholzpyramiden. In dieser Form erfüllen die alten Baumstämme eine wichtige Funktion in der Anlage: Sie sind Lebensräume von Pflanzen, Tieren und Pilzen. Die Schlossverwaltung bittet Besucherinnen und Besucher darum, die Pyramiden nicht zu betreten.
Beim Spaziergang durch den Schlossgarten in Schwetzingen hat sie schon so mancher Gast entdeckt und das Team der Schlossverwaltung gleich darauf angesprochen: Denn die großen „Pyramiden“ aus Holz, die an vier Stellen im Bereich des Englischen Landschaftsgarten stehen, werfen bei vielen Besucherinnen und Besuchern Fragen auf. Die abgestorbenen Baumstämme sind als Gruppe hochkant aufgestellt und bilden zusammen eine sogenannte Totholzpyramide.
Hinter dem etwas sperrigen Namen verbirgt sich eine wichtige Aufgabe. Die Baumstämme sind wichtige Lebensräume und Entwicklungsstätten für Tiere, Pilze und Pflanzen. Um die Lebewesen zu schützen, bittet die Schlossverwaltung alle Besucherinnen und Besucher darum, die Totholzpyramiden nur aus der Distanz zu betrachten – und diese nicht zu betreten oder auf sie zu klettern. Zusätzlich sind Schilder vor Ort angebracht, die auf das Verbot hinweisen.
Der Gedanke hinter den Totholzpyramiden ist einleuchtend: Im Schlossgarten werden Bäume, unter anderem durch die Auswirkungen des Klimawandels, stark geschädigt oder sterben. Um die Gäste zu schützen, müssen einzelne Exemplare gefällt werden. Doch vorab ist eine Fachbegutachtung notwendig, denn oftmals sind die Bäume besondere Biotope für Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Das Gutachten bildet die Entscheidungsgrundlage für die Naturschutzbehörde, die festlegen, ob und wie der Baum entfernt wird. Zum Schutz des Ökosystems werden vorab Maßnahmen beschlossen, um den Schaden durch die Entfernung des durch wertvolle Arten besiedelten Holzes zu kompensieren.
Hier kommen die Totholzpyramiden ins Spiel: Die besiedelten Stämme und Äste, die vom ursprünglichen Standort entfernt werden müssen, werden an neuen Plätzen wieder aufgestellt. Dieses Vorgehen ist unter anderem für die Entwicklung der geschützten Körnerbocklarven oder auch Wildbienen von Vorteil. So kann das besiedelte Biotopholz während den Zerfallsstadien noch einige weitere Jahre einer Vielzahl von verschiedenen Insekten-, Tier-, Pilz- und Pflanzenarten ein zu Hause bieten.
Die Folgen des Klimawandels werden im Schlossgarten Schwetzingen immer deutlicher. Die Balance zwischen der Sicherheit, dem Arten- und dem Denkmalschutz bleibt ein komplexer und zeitaufwändiger Prozess, der den Einsatz vieler Fachleute und sorgfältige Abwägungen erfordert. Die Schlossgärtnerinnen und -gärtner halten sich bei ihrer Arbeit streng an die Vorgaben des Natur- und Artenschutzes. Dabei nehmen sie die Bäume als besondere Lebensräume in den Blick. Weitere Informationen und aktuelle Hinweise zur Besuchssituation des Schlossgartens finden sich auf der Website der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.