„Ab dem dritten Mal wird es zur Tradition“ – dieser Spruch gilt nicht nur im Schwarzwald, sondern auch im Ahrtal – erfuhren die Calmbacher Musiker am vergangenen Wochenende im nördlichen Rheinland-Pfalz. Bereits zum dritten Mal seit 2022 war eine Abordnung der Orchestervereinigung Calmbach (OVC) unterstützt von einigen befreundeten Musikern aus der Umgebung zum Weinfest nach Walporzheim gereist, um die dortigen Besucher mit Blasmusik zu erfreuen. Wie Moderator Uwe Göbel während des Platzkonzerts am Samstagnachmittag erklärte, geschah der erste Besuch aus Anlass der „Enztäler Fluthilfe“. Nachdem im Juli 2021 das Ahrtal über Nacht in ein Trümmerfeld verwandelt wurde, organisierten die Musiker der OVC spontan ein Benefizkonzert für den Ort Walporzheim, zu dem bereits Jahre zuvor freundschaftliche Bande auf privater Basis geknüpft worden waren. Im Nachgang des Konzerts und zur Übergabe der Spenden reisten Delegationen aus dem Enztal ins Ahrtal und umgekehrt. Es wurde vereinbart, zum „ersten Weinfest nach der Flut“ musikalisch beizutragen, woraus die oben genannte „Tradition“ entstand.
Die Calmbacher Musiker reisten mit 16 Aktiven und Fans aller Altersgruppen ins Ahrtal. Mit schwungvoller Blasmusik begeisterten die adrett in Dirndl und Lederhose gekleideten Musiker die Gäste trotz Gluthitze am Samstagnachmittag. Mit Alphorn, Waschbrett und Mülleimer stellten die Enztäler auch eher ungewöhnliche Instrumente vor. Es wurde geklatscht, geschunkelt und von mancher Besuchergruppe hörte man abschließend „ihr könntet auch mal zu uns kommen“. So wurden Einladungen zu einem Schützenfest ins Sauerland und zu einem Fußballverein ins Ruhrgebiet ausgesprochen. „Mal sehen, ob da was draus wird“, meinte die reiselustige Calmbacher Truppe dazu.
Am Sonntagmorgen boten die Enztäler dann noch ein musikalisches Schmankerl. Vier Alphörner klangen aus den Weinbergen über das Tal. Zum zweiten Jahrestag der Flut, am 15. Juli 2023 wurde die neue Hl. Donatus Kapelle – die sogenannte „Flutkapelle“ – in den Weinbergen über Walporzheim eingeweiht. Unter den vielen Helfern, die kurz nach der Flut ins Ahrtal kamen, um den Menschen beim Aufräumen und Wiederaufbau zu helfen, waren auch Zimmerleute aus Rheinstetten und Forst (Kreis Karlsruhe). Diese boten dem Verein „Unser Walporzheim“ e. V. an, eine Kapelle zu stiften, als Erinnerung und zum Gedenken an alle Flutopfer. Neben der Flutkapelle wurden bei strahlendem Sonnenschein die Alphörner in Stellung gebracht und mit zu Herzen gehenden, volltönenden Klängen der Sonntagmorgen „eingeblasen“.
Neben den musikalischen Aufgaben gab es für die Calmbacher auch Gelegenheit zum Pflegen der mittlerweile entstandenen Freundschaften zu den aufgeschlossenen Ahrtälern, zum Probieren der vielfältig angebotenen Weine und zum Feiern. Und wie eingangs schon erwähnt, sind Traditionen dazu da, gepflegt zu werden und so planen die Musiker schon heute ihre Tour zum nächsten „Ländlichen Weinfest“ in Walporzheim 2025. (gg)