
„Es ist sehr gut, dass die Schüler Gelegenheit haben, ein bisschen in der Schule zu feiern“, sagt Mohammed Nour Ranesh. Er ist Schülersprecher an der Gewerbeschule Durlach und hat in der Schülermitverantwortung (SMV) zusammen mit anderen Schulangehörigen daran mitgearbeitet, dass es eine „Weihnachtsaktion“ gibt.
So heißt die Veranstaltung, die seit Jahrzehnten in einer Dezemberwoche in der Schule stattfindet. Seit die Schule 1994 ihr eigenes Gebäude am Ortseingang von Durlach, aus Richtung Grötzingen kommend, bezogen hat, findet die Weihnachtsaktion in der Aula statt.
Sie ist ein kleiner Weihnachtsmarkt, auf dem es Getränke, kleine Speisen, Produkte aus den eigenen Nahrungsmittel-, Metall- und Holzbauwerkstätten und aus anderen Praxisunterrichtsstunden und eine Tombola gibt. Wie in einem Café sind die Tische dekoriert und in den Pausenzeiten gut von der Schulgemeinschaft besucht. Vieles, was dort passiert, hat einen Bezug zum Unterricht. Unter der Anleitung der Fachlehrer*innen wurde gebacken und gekocht, in diesem Jahr gibt es „Chili sin Carne“ in Gläsern. Holz wurde geschliffen und gesägt, so sind unter anderem Vesperbrettchen im Angebot.
Immer eine andere Klasse betreut die Stände. Die Schüler*innen kochen Kaffee und Kakao, schneiden Kuchen. Sie servieren den Imbiss. Den gibt es grundsätzlich in einer Fleisch- und einer vegetarischen Variante, sodass Menschen aller Religionen und Nahrungsgewohnheiten davon essen können: Hamburger, Fleischkäse, Butterbrezeln, Pizzabrötchen und Pizzazungen. Sie stammen unter anderem aus der Lehrbackstube von Fachlehrer Andreas Mohr, der die Aktion mit organisiert.
„Die Weihnachtsaktion ist eine gute Gelegenheit, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken“, erklärt Schulsozialarbeiterin Jenny Schneider. „Im Alltag sind die Schüler doch immer sehr angespannt. Hier jedoch treffen sie in einer anderen Atmosphäre aufeinander.“ Dabei kämen auch die verschiedenen Klassen miteinander in Kontakt. An der Gewerbeschule Durlach werden Berufsschüler*innen und Schüler*innen im Übergangsbereich zwischen Schule und Beruf unterrichtet. Die hätten, so sagt der stellvertretende Schulleiter Frank Zosel, normalerweise wenig gemeinsame Aktivitäten.
Den Erlös der Aktion spendet die Schulgemeinschaft in diesem Jahr an den Förderverein der Schule. „Die Schüler haben sich dafür entschieden“, sagt Verbindungslehrerin Victoria von Au. Sie habe sich gefreut, wie reflektiert die SMV das Thema besprochen habe. So könnten gemeinsame Aktivitäten ermöglicht werden. „Unsere Schülerschaft hat wenig Privilegien“, sagt sie. „Da ist es wichtig, dass sie ein schönes Schuljahr haben, das ja mit ihrem Abschied von der Schule endet.“
Es gebe, da sind sich alle Beteiligten einig, immer wieder Schüler*innen, die aus finanziellen Gründen nicht teilhaben könnten. Gemeinsam bedauern sie, dass die Stadt Karlsruhe auch im Sozialetat gekürzt habe und nun der Schulsozialarbeit Mittel fehlten. Schulleiter Christian Nolte betont, dass gerade die soziale Unterstützung existenziell sei. „Wenn eine Gesellschaft an der Schulsozialarbeit spart, schadet sie sich selbst“, sagt er. Viele Schüler würden, gerade bei Verhaltensauffälligkeiten, von Sozialarbeit profitieren. Was der Förderverein letztendlich unterstützen wird, steht noch nicht fest. Der Schwerpunkt könne auf teambildenden Maßnahmen oder und ähnlichen Projekten liegen, so Jenny Schneider. Wichtig sei, dass alle was davon haben, sagt Mohammed Nour Rannesh. (rist)