Thomas Rothfuss hat im Café Forum am 07. Februar 2025 einen interessanten Vortrag gehalten, der auf eine sehr große Resonanz stieß. Daher wollen wir einige Themen daraus an dieser Stelle veröffentlichen.
Kluft nennt man die Zunftkleidung oder Tracht des zünftigen Gesellen. Die Zunftkleidung ist ein deutliches Unterscheidungsmerkmal der verschiedenen Zünfte. Sie besteht aus dem schwarzen Hut (Schlapphut, Zylinder oder Koks, das sind steife Hüte), diese Tradition reicht weit ins Mittelalter zurück. Sie war Zeichen des freien Mannes, kein „Leibeigener“ durfte einen Hut tragen. Der Wandergeselle trägt mit Stolz und Würde seinen Hut als Symbol der Freiheit gegenüber Obrigkeit und dem Bürgertum.
Zur Zimmermanns-Kluft gehören weiter die schwarze Zimmermannshose mit großem Schlag, eine schwarze Weste und das Jackett mit Perlmuttknöpfen, schwarze Schuhe und die „Ehrbarkeit“, das ist ein krawattenähnliches Stück Stoff, das mit der Handwerksnadel am Hemd befestigt wird. Sein Gepäck trägt der Zimmermannsgeselle im Charlottenburger, einem Stofftuch, das zu einem Bündel gebunden wird. Wichtig ist auch der Stenz, der Wanderstab.
Jede Vereinigung hat eine eigene Farbe, und es gibt an der Kluft manchmal farbliche Akzente. Nur im privaten Bereich darf der Wandergeselle seine Kluft ablegen. Die einzigen beiden Ausnahmen dieser Regel sind Sport und Gewässer. Denn die Kluft wiegt trocken bereits um die 10 Kilogramm, sollte sie nass werden, kann sich das Gewicht verdoppeln und der Geselle könnte ertrinken. Deshalb gilt an Gewässern die Befreiung von der Kluft.
Die Gesellenprüfung in seinem jeweiligen Handwerk muss der Interessent bestanden haben, sonst kann er nicht auf Wanderschaft gehen. Den Meistertitel machen viele erst nach der Walz oder heutzutage gar nicht mehr.
Wenn der Wandergeselle ein Getränk oder eine Mahlzeit geschenkt bekommt, dann sollte er das dankend annehmen. Die einzige Ausnahme wird hier gemacht, wenn der Geselle gegen einen Bestandteil der Mahlzeit oder des Getränks allergisch ist. Wenn er bereits gegessen hat und bekommt etwas zu essen, wird er es immer versuchen aufzuessen. Deswegen ist es durchaus legitim, den Wandergesellen zu fragen ob er Hunger hat, bevor man ihm etwas zu essen bestellt.
Für das Benehmen gibt es klare Regeln: Beim Betreten einer Wirtschaft oder eines öffentlichen Raumes müssen die Schuhe geputzt sein, das weiße Hemd und die Weste müssen geschlossen sein. Der Hut wird beim Essen oder beim Gang durch die Küche abgenommen. Die Kluft sollte sich immer in einem sauberen Zustand befinden. Jeder Wandergeselle sollte sich so verhalten, dass auch der nächste Geselle gerne gesehen ist.
...“auf, ihr Brüder, lasst uns reisen, unserm Herrgott Dank erweisen für die fröhlich Wanderzeit, hier und in die Ewigkeit“.