Auf Einladung der Bürgerinitiative „Bergäcker“ machten wir unsere letzte Fraktionssitzung vor den Ferien als Vor-Ort-Termin in Oberaichen. Wie wir bereits berichtet haben, setzt sich die dortige Bürgerinitiative für eine moderate Bebauung des Gebietes „Bergäcker“ ein.
Wir trafen auf sehr engagierte und gut informierte Bürgerinnen und Bürger, denen es nicht um eine Blockade, sondern um eine verträgliche Bebauung geht. Das Wohnumfeld in Oberaichen verträgt kein „urbanes“, dichtes Bebauen mit Quartiers-Garagen und hunderten von Wohneinheiten. Darin sind wir uns mit den Anwohnern einig. Gerade im Ortsteil Oberaichen sollte der Charakter der Ein- und Zweifamilienhäuser erhalten bleiben. Im Stadtgebiet haben wir durchaus an anderen Plätzen noch Möglichkeiten.
Das Bild zeigt die geplante Höhe der Bebauung. Der Luftballon steigt gut 13 Meter in die Höhe. Viel höher als die Umgebung. Aber auch die Zufahrtswege sind jetzt schon völlig ungeeignet und können den drohenden Verkehr nicht aufnehmen.
Zwar sind wir noch in einer sehr frühen Phase, doch hier formiert sich Widerstand und durchaus nachvollziehbare Kritik.
Es zeigt sich aus Sicht unserer Fraktion, dass das zugrunde liegende Baulandentwicklungsmodell ursächlich für diverse Probleme ist und dringend einer Überarbeitung, wenn nicht gleich seiner Abschaffung, bedarf. Es passt einfach nicht mehr in unsere Welt mit den extrem gestiegenen Baupreisen.
Zur Info: Beim Baulandentwicklungsmodell versucht die Stadt, zunächst in den Besitz aller betroffenen Grundstücke zu kommen. Als sogenannter Zwischenerwerber versucht sie dann möglichst gewinnbringend, die Grundstücke als Einheit wieder an einen Investor zu verkaufen. Soweit so gut. Oder eben auch nicht. Denn die neu hin zu gekommenen Wünsche wie Klimaneutralität, massive Schaffung von mehr Wohnraum und gleichzeitig vergünstigte Preise für Familien lassen sich nur schwer unter einen Hut bringen. Deshalb werden oft Ursprungsplanungen in der Verwaltung über den Haufen geworfen und alle Versuche unternommen, diese drei fast unvereinbaren Ziele zu verwirklichen. Am Beispiel Oberaichen, aber auch im Bereich „KäpseLE“ und auch in den Schelmenäckern kann man deutlich sehen, wie schwer man sich mit der Realisierung solcher Vorhaben tut.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Eine Bebauung im Gebiet Bergäcker ist richtig und notwendig, auch wenn viel wunderschöne und ursprüngliche, freie Landschaft verloren geht. Das tut sicher sehr weh! Aber die Dichte der Bebauung und der Baustil, der eher städtisch als ländlich erscheint, müssen dringend überdacht werden. Auch und gerade in der heutigen Zeit wünschen sich die Menschen in unserer Stadt, gehört und mitgenommen zu werden. Sie wollen nicht von einer Städtebauplanung überrollt werden. Es geht nicht darum, Preise zu gewinnen oder mit Hochglanzbroschüren und IBA-Projekten zu glänzen. Es gilt, für die Menschen zu bauen – wir brauchen mehr denn je pragmatische Lösungen, die auf dem Boden der Realität bleiben. Wir werden deshalb versuchen, in der Diskussion unsere Stimmen und unser Gewicht einzubringen und für und nicht gegen die Bürger zu sprechen. Ziel muss es sein, eine von Vernunft und Weitsicht getragene Lösung in diesem Gebiet zu finden.