Unglaubliche 18 Millionen Euro: so hoch ist die Summe, die Trickbetrüger allein im Kreis Ludwigsburg im vergangenen Jahr erbeutet haben, pro „erfolgreichem“ Fall entspricht das rund 40.000 €. Und da die betroffenen ja „freiwillig“, d.h. ohne physische Gewalteinwirkung, die Wertsachen aushändigen, kommt für die Schadenssumme auch keine Versicherung auf, so Kriminalhauptkommissarin Stephanie Hecksell vom Polizeipräsidium Ludwigsburg, die am Donnerstag letzter Woche nach Murr gekommen war, um über die Art und Weise, wie Betrüger vorgehen, und wie man sich davor schützen kann, zu informieren.
Nicht nur ältere Menschen werden auf diese Weise oft um ihr gesamtes Hab und Gut gebracht, wie Hecksell betonte, auch jüngere Menschen seien betroffen. Die Dunkelziffer wird noch wesentlich höher vermutet, weil die Opfer sich oft ihrer vermeintlichen Leichtgläubigkeit schämten, zu Unrecht, so Hecksell, denn es werden in fast professioneller Art psychologische Tricks angewandt.
Wirft man einen Blick auf die Vorgehensweise, zeigt sich, dass einen wesentlichen Teil Telefonbetrüger ausmachen, die auf verschiedene Arten vorgehen:
Ein großer Teil gibt sich als falsche Polizisten aus, die Bargeld und Schmuck „in Sicherheit“ bringen wollen, in einigen Fällen werden Gewinne bei Lotterien oder Erbschaften versprochen, man müsste dafür aber in Vorleistung gehen und Geld bezahlen. Eine häufig angewandte Masche ist auch, das Opfer mit Schocknachrichten wie z.B. Verkehrsunfälle unter Druck zu setzen („Schockanrufe“). Auch der „Enkeltrick“, bei dem ein angeblicher Verwandter kurzfristig Geld braucht, kommt, gerne auf WhatsApp, zur Anwendung (angebliche „neue Handynummer“).
Alle Geschichten sind komplett erlogen, aber es gelingt den Betrügern in etwa 5 % der Fälle, die Betroffenen so in einen Sog hineinzuziehen, dass bei ihnen keine Zweifel an der Wahrhaftigkeit der Geschichte aufkommen.
Stephanie Hecksell rät den Betroffenen, am besten sofort den Telefonhörer aufzulegen, wenn man den Eindruck hat, etwas ist komisch. Einen weiteren Anruf an dieselbe Nummer gibt es dann in der Regel nicht, im Gegensatz zu wirklich ernst gemeinten Anrufen, die auch nochmals wiederholt werden, wenn die Sache richtig und wichtig ist. Anzeigen sollte man solche Anrufe aber in jedem Fall bei der Polizei unter 110, denn oftmals nehmen sich die Betrüger mehrere beieinanderliegende Ortschaften auf einmal vor. Gibt es ein gemeldetes höheres Aufkommen solcher Betrügereien, können die ortsansässigen Banken informiert werden, die oftmals Schlimmes verhindern können.
Info-Flyer des Polizeipräsidiums liegen in der Bücherei aus und können kostenlos mitgenommen werden.