Im Spätsommer verändert sich das Gartenbild. Vieles ist schon abgeblüht und bildet braune Samenstände. Spätblüher wie einige Kräuter machen überbordend hohe Blütenstände. Viele Menschen zuckt es in den Fingern, hier bereits mit der Schere zu kommen, das Ganze bodennah abzuschneiden und auf den Bauhof zu werfen, damit wieder Ordnung ist. Aus Sicht aller anderen Spezies ist dies ein ungünstiges Verhalten. Denn wo aufgeräumt ist, gibt es weder späten Nektar zu holen, noch strukturierten Lebensraum zum Verstecken und Jagen. Im naturnahen Garten macht es daher Sinn, den Dingen ihren Lauf und einfach viel mehr stehenzulassen. Blüten sind jetzt seltener geworden. Alles, was jetzt noch Insekten nährt, ist für sie von unschätzbarem Wert. Tolles Beispiel sind (Pfeffer)Minze, Basilikum und Oregano, die jetzt noch wunderbar blühen und bestens besucht werden. Eine einfache Idee, die Pracht zu bändigen, kann auch sein, das Ganze umsichtig etwas zusammenzubinden oder mit einem Stöckchen zu stabilisieren. Andere Gartenecken sind schon fertig mit der Blüte, aber auch im Welken noch höchst wertvoll. In hohle Stengel quartieren sich jetzt winzige Bewohner ein, zwischen abgeblühten Köpfen spannen Spätsommerspinnen ihre filigranen Netze, Igel sammeln trockene Blätter für ihre Wurfnester, sie und andere Insektenfresser picken Asseln, Wanzen, Ohrenzwicker, Tausendfüßler aus dem Mulm und wer wie der Stieglitz Sämereien bevorzugt, hängt sich jetzt an die trockenen, braunen Samenstände und stärkt sich nach dem anstrengenden Brutgeschäft für die nächste Jahreszeit. Eine hervorragende Möglichkeit ist es auch, abgeschnittenes Material im Garten zu Haufen zu schichten, die dann dauerhaft liegen bleiben und immer nur nach Bedarf von oben ,nachgefüllt' werden. Mischt man hier Stengel, Wiesenschnitt, kleine Äste und Laub in lockerer Folge, bleibt so ein Haufen schön luftig, gut isolierend und fault nicht und ist ein wunderbares Vielfamilienhaus für verschiedenste Gartentiere.