Der erwachende Sonntag machte seinem Namen alle Ehre und durch das vereiste Fenster unserer Schutzhütte drangen schon bald die ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Und doch war in der Nacht noch etwas Neuschnee auf dem Vogesenkamm gefallen – ein wohl letztes Aufbäumen des scheidenden Winters … Mit der Aussicht auf einen herrlich sonnigen Spätwintertag stieg auch unsere Motivation, die letzte Etappe unserer diesjährigen Schneeschuhtour in Angriff zu nehmen, zumal lediglich noch wenige Kilometer zu marschieren waren. Also frischauf die Rucksäcke geschultert und hinaus in die winterliche Pracht! In der Tat fanden wir ideale Bedingungen vor, leichter Pulverschnee knirschte unter unseren beschneeschuhten Füßen und es war einfach nur eine Freude, unsere Blicke über die Weiten der Hochvogesen und des Oberrheingrabens hinüber zum Schwarzwald schweifen zu lassen, wobei uns wegen des doch etwas diesigen Himmels das „ganz große“ Panorama, der Fernblick bis in die Westalpen, leider verwehrt blieb. Klar, dass wir bei diesen herrlichen Witterungsverhältnissen nicht allein auf weiter Flur waren, auf den gut gespurten Langlaufloipen war auch zur morgendlichen Stunde schon einiges los. Aber wir waren mit unseren Schneeschuhen ja nicht an die vorgepfadeten Routen gebunden und so spurten wir uns selbst den Weg durch den winterlichen Hochwald. Noch einige wenige Bergkuppen galt es zu überwinden, dann kam auch schon der Markstein in den Blick, Ausgangspunkt und zugleich auch Ziel unserer diesjährigen Tour. Stand unser Fahrzeug am späten Freitagabend noch ganz allein auf dem verschneiten Parkplatz, war es nunmehr umgeben von einem blechernen Meer – naheliegend, dass die schneehungrigen Massen an diesem prächtigen Spätwintertag die vielleicht letzte Chance auf einen vermeintlich oder tatsächlich letzten Skitag zu nutzen sich anschickten. Je näher wir dem Markstein entgegenschritten, desto trubelhafter wurde das Geschehen und vorbei war es mit der wildromantischen Wintereinsamkeit. Wir beschlossen also, rasch die Rucksäcke im Fahrzeug zu verstauen und noch einen letzten Anstieg zu unternehmen, um die Blicke hinüber zum bizarr verschneiten Hohneck schweifen zu lassen und dort schon das Ziel der nächsten Schneeschuhtour ins Auge zu fassen … Die Sehnsucht nach dem nächsten Abenteuer war also geweckt, und wir kehrten froh und dankbar, die Tour trotz der nicht unwesentlichen Strapazen unternommen zu haben, nach Oberstenfeld zurück.
Daniel Bessert