Bildung

(Über)leben im Bunker – Zehntklässler auf Spurensuche unter der Erde

Die Zehntklässler machten letzte Woche einen besonderen Ausflug: Ziel war der Tiefbunker unter dem Bahnhof in Stuttgart-Feuerbach. Heute wird er vom Verein...
Foto von Schüler und Schülerinnen beim Durchgang durch den Bunker
Foto: S. Razialruh

Die Zehntklässler machten letzte Woche einen besonderen Ausflug: Ziel war der Tiefbunker unter dem Bahnhof in Stuttgart-Feuerbach. Heute wird er vom Verein Schutzbauten Stuttgart e. V. betreut und bei Führungen zugänglich gemacht.

Bau im Zweiten Weltkrieg

1941 wurde der Bunker als Reaktion auf die zunehmenden Luftangriffe errichtet. Rund 2.000 Menschen sollte er im Ernstfall aufnehmen können – dicht gedrängt, mit dicken Betonwänden rund sechs Meter unter der Erdoberfläche. Der Aufenthalt war für wenige Stunden gedacht. Wer früh kam, hatte Platz – wer zu spät war, blieb draußen.

Wohnraum statt Schutzraum

Nach Kriegsende wurde der Bunker anders genutzt: als Notunterkunft für Menschen, die durch die Zerstörung ihrer Wohnungen keine Bleibe mehr hatten. Teils lebten Familien hier bis zu sieben Jahre – in provisorisch eingerichteten Verhältnissen.

Angst vor atomarer Gefahr – Umbau im Kalten Krieg

In den 1970er-Jahren wuchs die Angst vor einem atomaren Angriff. Der Bunker wurde deshalb umfassend als Vorsorge umgebaut – mit dem Ziel, ihn im Ernstfall wieder nutzen zu können.

Aber wie hätten Menschen wirklich zwei Wochen abgeschottet im Bunker überleben können?

Diese Frage war Ausgangspunkt der Planung – und prägte alles, was eingebaut wurde.

Der Schutz galt nicht der Explosion selbst, sondern den Folgen: radioaktive Strahlung.

Schleusen, Geigerzähler, kalte Duschen zur Dekontamination und ein eigener Notbrunnen gehörten zur Ausstattung. Die laut dröhnende Lüftungsanlage hätte im Ernstfall einer Unterbringung von so vielen Menschen rund um die Uhr laufen müssen. Ein Ausfall hätte nur zwei Stunden Spielraum gelassen, danach wäre die Evakuierung nötig gewesen (Erstickungsgefahr).

Alltag im Ernstfall

Der Alltag im Bunker wäre alles andere als komfortabel gewesen:

Drei Menschen teilten sich zwei Sitzplätze und ein Bett – im Schichtbetrieb, der das Wohnen ersetzte. Wassertoiletten gab es, aber keine Türen, nur Vorhänge – um zu verhindern, dass sich jemand darin verbarrikadiert, wenn er sich nach Privatsphäre sehnt, und damit die knapp bemessenen sanitären Anlagen für andere blockiert.

Während der Führung hörte man immer wieder die vorbeifahrenden U-Bahnen direkt über sich. Ein merkwürdiges Gefühl. Damals hätte genau dort oben vielleicht das Leben weitergetobt, während unten gehofft wurde, dass man heil wieder herauskommt.

Nach ca. 90 Minuten endeten die Führungen mit aufrichtigem Applaus der Schüler für die beiden Damen, die als Ehrenamtliche mit großer Begeisterung und Fachwissen das Überleben im Bunker anschaulich werden ließen.

Aus dem 20 °C kühlen Bunker traten die Schüler wieder ins Tageslicht – hinaus in die sommerliche Hitze. Der Kontrast hätte kaum größer sein können.

Haben Sie nun auch Interesse an einer Bunkerführung?

Wir können den Besuch ausdrücklich empfehlen.

Öffentliche Führungen finden regelmäßig statt, auch Einzelpersonen sind willkommen.

Weitere Informationen auf der Website des Vereins: „Schutzbauten Stuttgart e. V.“.

S. Razialruh

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