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ÜBER+RESTE der Waffenfabrik

ÜBER+RESTE der Waffenfabrik Ausgrabungen in der Klostergalerie für die Öffentlichkeit zugänglich Dokumentation einer prägenden...
Fenstereinfassung (Bruchstück; vermutlich Ende 19./frühes 20. Jahrhundert)
Fenstereinfassung (Bruchstück; vermutlich Ende 19./frühes 20. Jahrhundert)

ÜBER+RESTE der Waffenfabrik

Ausgrabungen in der Klostergalerie für die Öffentlichkeit zugänglich

Dokumentation einer prägenden Oberndorfer Ära in Wort, Bild und Artefakten

„Nicht nur Steinzeit und Mittelalter - auch die Neuzeit ist aus archäologischer Sicht interessant“ – so Klara Pieper, ehrenamtliche Beauftragte des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg. Diese Aussage findet nun eindrückliche Bestätigung in der Klostergalerie, wo bis Ende März während der Öffnungszeiten des Oberndorfer Rathauses die Ausstellung mit dem Titel „ÜBER+RESTE der Waffenfabrik“ besucht werden kann. In enger Zusammenarbeit von Stadtarchivar Simon Zimmermann und den Stadtarchäologen Klara und Bernd Pieper ist eine sehr anschaulich aufbereitete Dokumentation entstanden. In den Zeitenstrahl eingeordnet das historische Bildmaterial und die Beschreibungen, die Ausgrabungsfunde in den Glasvitrinen zur Besichtigung freigegeben.

„Ich freu mich sehr, dass wir die jüngere Geschichte Oberndorfs in einer ganz prägenden Ära der Öffentlichkeit zugänglich machen können“ – in diese Worte legte BM Matthias Winter sein Dankeschön an das Ehepaar Klara und Bernd Pieper für deren ehrenamtliches Engagement. Es sei ein sehr wertvolles Hobby für die Allgemeinheit, weil es auch die Chance biete, das eine oder andere Artefakt öffentlich zur Schau zu stellen und somit den Menschen die Gelegenheit biete, etwas über ihre Stadt zu erfahren und deren Geschichte erlebbar zu machen. Die Ausgrabungsfunde – allesamt aus dem 19. / 20. Jahrhundert - wurden entdeckt und sichergestellt bei der Verlegung der Nahwärmeleitung Ende 2023 auf dem Parkplatz zwischen der ehemaligen Klosteranlage und dem Schwedenbau.

Hier befand sich im Mittelalter und der frühen Neuzeit der Klostergarten, in welchem im frühen 19. Jahrhundert das Hammer- und Roheisenwerk für die Königlich-Württembergische Gewehrfabrik errichtet wurde. So sind es insbesondere Überreste von Fabrikanlagen, die baugeschichtlich bis in die Entstehungszeit der Waffenfabrik zurückreichen, die dokumentiert werden konnten. Vor fast genau 80 Jahren, am 22. Februar 1945, wurden die Gebäude, die sich damals auf dem heutigen Parkplatzareal befunden hatten, bei einem Luftangriff der Alliierten zerstört.

Dass infolge der Baumaßnahme überhaupt Anschauungsmaterial sichergestellt werden konnte, ist der Tatsache geschuldet, dass die Piepers immer wieder archäologische Baubegleitungen im Raum Oberndorf durchführen – wofür ihnen BM Winter „höchsten Respekt“ aussprach.

Mittels Aufnahmen mit einer Drohne und der maßstabsgerechten Überlagerung von verschiedenen Bildern mit historischem Kartenmaterial, konnten fast alle Befunde bestimmten Gebäuden und Bereichen zugeordnet werden. Normalerweise gehen die Berichte der Piepers nur an die Stadtverwaltung und das Landesamt für Denkmalpflege. Die Öffentlichkeit bekommt im Regelfall gar nicht mit, welche interessante Dinge die archäologische Baubegleitung zu Tage fördert. Da es sich hier um die Keimzelle der Oberndorfer Waffenproduktion und frühen Industrialisierung handelt, hielt man eine öffentliche Dokumentation in Form einer Ausstellung für angebracht. Insbesondere auch deshalb, weil man nach den Zerstörungen des 2. Weltkriegs und den nachfolgenden Abbrucharbeiten mit solch interessanten Überresten nicht rechnete. Auch wollte man diese Gelegenheit wahrnehmen, die Arbeit des Ehepaares Pieper in den öffentlichen Fokus zu rücken. Simon Zimmermann, Leiter des Museums und Stadtarchivs, führte durch die Ausstellung, Klara Pieper ergänzte, sprach von ihren Erfahrungen, beantwortete Fragen zu ihrer Arbeit, und es war nicht zu übersehen, mit welcher Begeisterung und Liebe sie sich diesem Ehrenamt widmet, in welches sie ihre komplette Freizeit investiert. Denn Suchen, Graben, Freilegen, Säubern, Einmessen, Fotografieren, die Arbeit am Rechner und das Verfassen der Berichte nehmen sehr viel Zeit in Anspruch. Doch gemeinsam mit ihrem Mann, der bei der Eröffnung leider nicht dabei sein konnte, hat sich Klara Pieper mit ganzer Leidenschaft dem Ziel verschrieben, wichtige Aspekte der lokalen Geschichte für die Nachwelt zu bewahren. BM Matthias Winter bedankte sich für die wertvollen Mosaiksteine, welche diese Ausstellung ins Puzzle der Stadtgeschichte einfügt.

Erscheinung
Amtsblatt der Stadt Oberndorf a.N.
Ausgabe 11/2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.

Orte

Oberndorf am Neckar

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