Warum haben wir so viele Tauben in der Stadt? Nachdem wir letzte Woche von den nicht gesicherten, nicht ummantelten Photovoltaikanlagen berichtet hatten, die sich Stadttauben als Unterschlupf und Aufzuchtanlage zunutze machen, nun zu einem weiteren Punkt, warum Sie plötzlich so viele Tauben wahrnehmen: Zuchttauben, die es nicht in ihren Heimatstandort zurück schaffen. Auf dem Foto sehen Sie eine beringte Brieftaube. Sie ist ordnungsgemäß gekennzeichnet: an einem Bein die Handynummer des Züchters, am anderen die Nummer des Zuchtvereins, das Alter der Taube und die Seriennummer, mit der sie bei ihrem Besitzer gelistet ist. Der Besitzer kann so kontaktiert werden, seine Taube hat es nach einem Flugwettbewerb nicht mehr nach Hause geschafft. Auf so einem Flugstart starten hunderte Tauben gleichzeitig. Meistens die Männer, wie bei Hühnern nennt man sie Hähne. Warum? Ganz einfach: Die zugehörige Henne sitzt daheim im Nest und wartet, denn zur Fütterung und Pflege hilft der Hahn mit, also hat er den Drang, wieder heimzufliegen. Dabei gibt es jedoch Störfaktoren: Greifvögel, die zur Jagd auftauchen, aber auch Gewitter, Großbaustellen, Hitze, Kälte – vieles kann den Langstreckenflug behindern. Wenn das passiert, bleibt die männliche Taube sitzen, fliegt gegen Fensterscheiben und wird so leicht zur Beute. Da kommt der Taubenturm oder der Schlag gerade recht: Pause machen, orientieren und dann geht es weiter auf den Heimweg. Wenn dieser jedoch versperrt ist, ist der Weg zu Ende und das Männchen sucht eine neue Partnerin. Und die Stadt hat ein neues Brutpärchen!
Giesela Mayer, Tel. 0157 56788054