Liebe Leserinnen und Leser, täglich sehen wir Bilder vom Krieg: in der Ukraine, in Gaza, im Sudan, im Iran, in Israel, in Syrien. Auch wenn die Orte wechseln – bleibt das Leid doch gleich. Zerstörte Häuser. Flüchtende Kinder. Tränen, Angst, Verstörung. Kriege und bewaffnete Konflikte erschüttern ganze Regionen – manchmal hat man das Gefühl, die ganze Welt steht in Flammen.
Papst Leo XIV. hat unlängst mit scharfen Worten das weltweite Ignorieren von global geltendem Recht im Zusammenhang mit Kriegen kritisiert. Mit Blick auf den Nahen Osten, die Ukraine und andere Konfliktregionen sprach er von einer „Schande für die Menschheit“. Und weiter: Es ist „wirklich traurig, heute in so vielen Kontexten das Gesetz des Stärkeren zu sehen, mit dem Eigeninteressen legitimiert werden“. Das ist „des Menschen unwürdig, beschämend für die Menschheit und für die Verantwortlichen der Nationen“.
„Wie kann man nach Jahrhunderten der Geschichte glauben, dass Kriegshandlungen Frieden bringen und sich nicht gegen jene wenden, die sie führen?“, fragt der Papst. „Wie kann man ohne Zusammenhalt, ohne eine vom Gemeinwohl beseelte Gesamtvision an die Grundlagen für die Zukunft denken?“
Und in Anlehnung an seinen Vorgänger Franziskus erklärt er, dass sich die Menschen immer weniger darüber im Klaren seien, „wie viel Geld in die Taschen der Todeshändler fließt, Geld, mit dem Krankenhäuser und Schulen gebaut werden könnten; stattdessen werden die bereits errichteten, zerstört.“
Im Römerbrief schreibt der Apostel Paulus: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Römer 12,21) Das klingt so einfach und ist doch so schwer. Vor allem, wenn Wunden frisch sind, nachdem Unrecht geschehen ist.
Und doch führt kein Weg daran vorbei: Nur wer das Böse nicht mit neuem Bösen beantwortet, unterbricht die Spirale der Gewalt. Ein Krieg endet nicht mit einem Sieg oder einem Waffenstillstand. Die seelischen Wunden, die geschlagen worden sind, die Trauer um verlorene Leben, wirken Generationen nach. Gerade wir Deutschen wissen das aus den Erfahrungen zweier Weltkriege nur zu genau.
Wir werden nicht alle Kriege beenden können. Denn wenn einer keinen Frieden will, wird er ihn nicht suchen. Aber wir können und sollen im Kleinen Friedensstifter sein – da, wo wir leben. In unserer Sprache. In unserem Verhalten. In unserem Gebet. Und wir können uns einsetzen: für Gerechtigkeit, für Menschlichkeit, für die leisen Töne. Ihr Pfarrer Ronny Baier