Am Ende eines großen Final-Thrillers lagen sich die Basketballer des FC Bayern erleichtert und extrem erschöpft in den Armen. Dann holten die überglücklichen Spieler ihre Familien zur Meisterparty auf das Parkett, während sich Bayern-Patron Uli Hoeneß und Präsident Herbert Hainer auf der Tribüne jubelnd um den Hals fielen.
Trotz einer heftigen Schwächephase haben die Münchner im Playoff-Finale der Bundesliga Außenseiter ratiopharm Ulm niedergerungen und ihren Titel erfolgreich verteidigt. In Spiel fünf der Best-of-Five-Serie, dem großen Showdown in eigener Halle, feierten die Bayern in einem Thriller und trotz eines famosen Ulm-Comebacks einen 81:77 (48:41)-Erfolg. Es war der entscheidende dritte Sieg.
«Wir haben es unbedingt gewollt und sind überglücklich, dass wir uns für die harte Arbeit belohnt haben. Die Energie in der ersten Halbzeit war gut, in der zweiten Halbzeit aber nicht mehr wirklich da. Dann musst du eben andere Wege finden, das Spiel zu entscheiden», sagte Nationalspieler Johannes Voigtmann über die Achterbahn der Gefühle und kündigte an: «Jetzt werden wir es ordentlich krachen lassen.»
Bester Werfer der Hausherren war Routinier Devin Booker mit 19 Punkten. Eine holprige Münchner Saison endete damit doch noch mit einem Happy End. Im Pokal war der Favorit schon im Halbfinale gescheitert, in der Euroleague verpasste das Team von Ex-Bundestrainer Gordon Herbert die Playoffs. Präsident Hainer befand nach 83 Saisonspielen dennoch: «Wir spielen einen sehr attraktiven Basketball. Das elektrisiert die ganze Stadt.»
Während die Bayern den siebten Meistertitel feierten, konnte Ulm seinen Bundesliga-Coup von 2023 nicht wiederholen. Der Mannschaft aus Baden-Württemberg reichten 22 Zähler von Karim Jallow nicht zum Coup. Dem Team von Headcoach Ty Harrelson bleibt der schwache Trost, eine starke Saison gespielt und das Starensemble von der Isar mächtig gefordert zu haben.
Zum elften Mal in der Bundesliga-Historie kam es zu einem entscheidenden fünften Finalspiel. Bei den ersten zehn Duellen hatten sich stets die Heimteams durchgesetzt. Dass es überhaupt zu dem ultimativen Showdown der Best-of-Five-Serie kommen konnte, lag am deutlichen 67:53-Auswärtssieg der Bayern am Dienstag in Ulm. Im Angesicht des finalen K.o. hatten sich die Münchner dabei vor allem nach der Halbzeit aufgebäumt und nur 21 Punkte zugelassen.
«Das werden wir auch heute wieder brauchen, um zu gewinnen», hatte Routinier Booker vor Spiel fünf beim Sender Dyn angekündigt. Die Gastgeber verteidigten dementsprechend von Beginn an aggressiv und machten Ulm das Leben schwer. Im zweiten Drittel zogen die Münchner auf bis zu 17 Punkte (47:30) davon. Die Bayern-Fans im SAP Garden feierten schon.
Ulm schwächelte - wie schon in Spiel vier - vor allem von der Dreierlinie, die ersten zehn Versuche gingen allesamt daneben. Dennoch nahmen die Gäste Schwung auf, profitierten von leichten Patzern der Bayern und verkürzten den Rückstand immer weiter. Als dann auch noch der erste Dreipunktewurf seinen Weg in den Korb fand und ein Korbleger des Ulmers Nate Hinton mit der Schlusssirene die erste Hälfte beendete, war das Match wieder offen.
Etwas abseits der Bayern-Bank vergrub Carsen Edwards den Kopf in seinen Händen - der überragende Münchner Profi fehlt seit mehr als zwei Monaten wegen einer Rückenverletzung. Die Ulmer mussten wie schon am Dienstag auf Jungstar Noa Essengue verzichten, der zum NBA-Draft nach New York geflogen war und dort von den Chicago Bulls ausgewählt wurde. Teamkollege Ben Saraf fand ebenfalls in der ersten Runde ein Team (Brooklyn Nets) - er verzichtete auf den US-Trip und stand in München auf dem Parkett.
Was im zweiten Viertel nach einer Münchner Titelshow aussah, entwickelte sich gegen Ende zu einem großen Basketball-Thriller. Ulm kam immer näher heran an die zitternden Bayern und ging in der 33. Minute tatsächlich mit 66:65 in Führung. Die Gastgeber brauchten viereinhalb Minuten für ihre ersten Punkte. Zum Schluss wurde es ein wilder Schlagabtausch - mit dem besseren Ende für die Bayern.