Leicht zugenommen hat 2024 die Zahl der Straftaten im Bereich des Reviers Ettlingen im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Unfälle mit Personenschäden hingegen ist, dem Trend der zurückliegenden Jahre folgend, weiter rückläufig.
Am Dienstag vergangener Woche stellte der kommissarische Leiter des Reviers Ettlingen, Gunter Lipp, zusammen mit Markus Pallmann, Leiter des Ermittlungsdienstes, die beiden Statistiken für 2024 vor. Dazu eingeladen hatte Bürgermeister Dr. Moritz Heidecker, zu dessen Dezernat das Ordnungs- und Sozialamt, geleitet von Kristian Sitzler, gehört.
„Es gibt ermutigende Zahlen, aber auch solche, über die man diskutieren muss“, bemerkte eingangs Bürgermeister Dr. Heidecker. Zu den zu diskutierenden Zahlen gehört sicher, dass Ettlingen bei den Häufigkeitszahlen, das sind die erfassten Straftaten pro 100.000 Einwohnern, vergleichsweise schlechter abschneidet als das Land oder die Stadt Karlsruhe. Denn während der landesweite Trend im vergangenen Jahr die zweitniedrigste Anzahl erfasster Straftaten der vergangenen 20 Jahre aufwies, gibt es in Ettlingen eine, wenn auch leichte Zunahme: die Gesamtzahl der Straftaten stieg von 1608 2023 auf 1655 2024. Dabei muss man aber sehen, dass im Vergleich zu den Jahren seit 2020 diese Zahl die zweitgeringste ist. 2021 beispielsweise hatte die Gesamtzahl 1772 betragen.
Revierleiter Gunter Lipp, der die Zahlen präsentierte, verwies auf den großen Zuständigkeitsbereich des Ettlinger Reviers. Rund 100 Beschäftigte betreuen ein Gebiet von 225 Quadratkilometern mit etwa 110.000 Einwohnern; es reich von Forchheim im Nordwesten über Malsch und Frauenalb hinüber nach Ittersbach, Karlsbad und Mutschelbach. Gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken ist die Aufklärungsquote, die aber über derjenigen von 2022 liegt. Lipp wies auf den Gegensatz von Hell- und Dunkelfeld hin, denn statistisch wirksam werden natürlich nur die Delikte, die zur Anzeige kommen. „Wir streben eine Aufklärungsquote von 60 Prozent an“, erklärte er.
Straftaten gegen das Leben gab es in Ettlingen und Umgebung im vergangenen Jahr nicht; rückläufig sind die Zahlen bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Allerdings war hier 2023 ein Höchststand festzustellen gewesen, unter diese Rubrik fallen exhibitionistische Handlungen, sexuelle Belästigungen und die Verbreitung pornografischer Schriften.
Rohheitsdelikte, dazu zählen Raub, Körperverletzung und Straftaten gegen die persönliche Freiheit, haben gegenüber dem Vorjahr zugenommen: 2024 wurden 274 Fälle verzeichnet (2023: 248 Fälle). Betrachtet man die zurückliegenden Jahre seit 2020, so steigt die Kurve kontinuierlich an. Ein Auf und Ab ist bei den Diebstählen zu erkennen. Mit insgesamt 606 Fällen war 2024 wieder in etwa die Zahl von 2022 erreicht. Es gab 252 Fälle von schwerem Diebstahl (mit Androhung von Gewalt, Vorjahr 206) und 37 Wohnungseinbrüche, die nehmen seit 2022 wieder zu, obwohl die Polizei in der Hauptsaison für Einbrüche zwischen Oktober und Februar Sonderstreifen fährt. „Wichtig ist, dass die Bewohner selbst für Sicherheit sorgen“, so Lipp. Oft bleibe es dann beim Einbruchsversuch, doch auch dies verursache zum Teil erhebliche Schäden.
Vermögens- und Fälschungsdelikte wie Warenkreditbetrug (Definition: Erlangung von Waren ohne Bezahlung, beispielsweise über Online-Plattformen) sind nach einer Spitze im Coronajahr 2021 auf etwa gleichbleibendem Niveau (332 Fälle); Rauschgiftkriminalität ist durch die Legalisierung von Marihuana um mehr als die Hälfte an Fällen zurückgegangen auf nunmehr 20.
Die Statistik sagt weiter aus, dass die meisten der 781 Tatverdächtigen männlich, ohne Alkoholeinfluss und im Erwachsenenalter waren. Die Zahl tatverdächtiger Flüchtlinge und Asylbewerber, die 2022 einen Tiefpunkt erreicht hatte, ist in den zurückliegenden beiden Jahren leicht angestiegen von 62 (2023) auf 71 (2024).
Im Gebiet des Polizeipräsidiums Karlsruhe wurde statistisch alle drei Stunden eine Person im Straßenverkehr verletzt; alle zwei Wochen kam eine Person ums Leben. In Ettlingen war 2024 glücklicherweise kein Verkehrstoter zu verzeichnen und die Zahl der Unfälle ist im Wesentlichen im Vergleich zum Vorjahr gleichgeblieben: sie sank sogar von 1321 auf 1309. 122 Personen kamen 2024 bei Unfällen zu Schaden (2023: 147 Personen). Auch die Zahl der schwer Verletzten ging leicht zurück auf 18, Alkohol und Drogen spielten eine eher geringe Rolle.
In fast allen Verkehrssparten wurden weniger Personen verletzt, lediglich bei den Fußgängern stieg die Zahl von neun auf elf; vier von ihnen waren Senioren, außerdem kam ein Kind zu Schaden.
Gleichbleibend hoch ist die Zahl verunfallter Radfahrer; von 54 Fällen waren drei Kinder und elf Senioren.
Auffallend: Radfahrer, die ohne weitere Verkehrsteilnehmer verunglückten und die häufig schwer verletzt wurden, waren zum Großteil Pedelec oder E-Bike-Fahrer, nämlich fast 30 Prozent. Fakt sei natürlich auch, dass der Radverkehr immer mehr zunehme, die Stadt tue auch viel dafür in Form von Radwegen, Radfahrstreifen etc. Mehr Radler führen naturgemäß auch zu mehr prekären Situationen.
„Brennpunkte für Unfallgeschehen gibt es aktuell in Ettlingen nicht“, betonte Gunter Lipp. Sollten sich je wieder solche Brennpunkte ergeben, werde es Sonderstreifen geben bzw. können Sonderkräfte vom Polizeipräsidium angefordert werden, um die Brennpunkte zu entschärfen. Großes Thema sei nach wie vor Handy am Steuer, hier dürfe die Polizei auch Geräte beschlagnahmen zur Beweissicherung.
Bürgermeister Dr. Moritz Heidecker dankte dem Revier für die gute Zusammenarbeit bei zahlreichen Veranstaltungen. Auch der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) arbeite eng mit der Polizei vor Ort zusammen. Bewährt habe sich das Mittel der Allgemeinverfügung, das beispielsweise in der Fastnachtszeit für eine sicherere Lage sorge. Nach wie vor gibt es die regelmäßige ‚Verkehrsrunde‘, an der neben Polizei und Ordnungsamt auch das Planungsamt beteiligt sei. Außerdem, so Kristian Sitzler, gibt es die Unfallkommission, zu der bei schweren Unfällen auch das Polizeipräsidium hinzugezogen werde.
„Sorge bereiten die Rohheitsdelikte gegen Hilfskräfte aller Art“, merkte der Bürgermeister abschließend an. Eine Verschärfung des Strafkatalogs sei sicher ein Weg, dem entgegenzuwirken, auch wenn es bestürzend sei, dass solch ein Mittel überhaupt angewandt werden müsse.