Am 26. Juni fand der zweite öffentliche Grünflächenbegang in unserer Gemeinde statt. Die positive Nachricht: Das naturnah konzipierte Grünflächenmanagement, entwickelt in Zusammenarbeit mit der AGU und mit professioneller Unterstützung, zeigt sichtbare Erfolge. Mehr Blüten, mehr Insekten – unsere vor Jahren angelegten Wiesen, etwa hinter dem Lidl in Leopoldshafen oder am ehemaligen Bahnhof am Leopoldshafener Kreisel, entwickeln sich erkennbar artenreicher und bunter.
Das Geheimnis: Weniger häufige Mahd, gezieltes Abräumen des Schnittguts und abschnittsweises Mähen. So wird den Flächen Nährstoff entzogen und die konkurrenzschwächeren Blüh-Kräuter bekommen eine Chance. So finden Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten Nektar, Futter für Larven oder Eiablagemöglichkeiten. Auch wenn solche Flächen zeitweise „unordentlich“ wirken, ist dies ein wichtiger Beitrag für mehr Artenvielfalt und Klimaschutz.
Aber trotz der erfolgreichen Umsetzung der Pflegepläne durch die zuständigen Bauhofmitarbeiter muss auch Wasser in den Wein: Die Luzerne, eigentlich eine wertvolle Futterpflanze, breitet sich stellenweise stark aus. Es handelt sich hierbei um die Hybrid-Luzerne (Medicago x varia) oder Bastard-Luzerne, die sich in kürzester Zeit extrem stark ausgebreitet hat. Es handelt sich um eine Kreuzung zwischen einer gebietsfremden Kulturpflanze aus Südost-Europa/Westasien mit violetten Blüten und der einheimischen Luzernenart mit gelben Blüten. Sie wurzelt so tief, dass sie auch bei starker Dürre noch grünt, wächst und blüht. Wie alle Schmetterlingsblütler besitzt sie in ihren Wurzeln Knöllchenbakterien, die sie mit Stickstoff versorgen und ihr an nährstoffarmen Standorten einen zusätzlichen Vorteil bieten. Wo sich die Hybrid-Luzerne ausbreitet, werden einheimische konkurrenzschwache Arten verdrängt, wie z.B. die noch auf verschiedenen mageren Stellen im Siedlungsgebiet vorhandenen Arten Natternkopf, Wilde Möhre, Johanniskraut …
Kann man etwas tun, um diese invasive Pflanze wieder los zu werden? Wichtig wäre, dass die Pflanzen in Vollblüte gemäht werden, um die Samenbildung zu unterbinden. Mehrmaliges Mähen während der Vegetationsperiode schwächt die wieder austreibenden Pflanzen zusätzlich und kann sie eventuell zum Verschwinden zu bringen. Damit wären jedoch auf den betroffenen Flächen die Bemühungen für die Artenvielfalt um Jahre zurückgeworfen.
Die Ursache für diese Kalamität ist oft die Aussaat ungeprüfter Samenmischungen. Verbrauchern wird geraten, genau hinzuschauen, was sich in den beliebten Samentütchen mit Bienen- oder Schmetterlingsfreundlichen Blumen, häufig auch als Give-away, verbirgt. Finden sich auf der Verpackung keine Angaben zum Inhalt wird dringend abgeraten, diese Mischungen im Garten, auf öffentlichen Grünflächen oder gar an Ackerrändern auszusäen. Verwenden Sie nur zertifizierte, regionale Wildblumensamen.
Wieder im Bürgerpark angekommen, wurde auch hier eine positive Entwicklung festgestellt: Die unterschiedliche Nutzungsbedürfnisse der Bevölkerung – Hundeauslauf, Sport, Kinderfest, Erholung sowie Förderung der Artenvielfalt werden vom Bau- und Liegenschaftsamts erfreulich gut in Einklang gebracht. Bedauerlich ist, dass dort größere Bauarbeiten bevorstehen: Die Hochspannungsleitungen werden ertüchtigt und zum Teil unterirdisch verlegt. Das bedeutet jahrelange Einschränkungen. Nach etwa 6 Jahren soll der Bürgerpark wieder allen Bürgerinnen und Bürgern voll zur Verfügung stehen. Warten wir´s ab. .
Ute Wiegel für die Fraktion