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Unser Maisgraben – der Start einer wissenschaftlichen Untersuchung

Am 24. Mai 2025 war es so weit: nach sorgfältiger Vorbereitung und mit einem genauen Arbeitsplan hat die Renningen-Malmsheimer Gruppe aus NABU und...
Material checken
Material checkenFoto: M.Rolshausen

Am 24. Mai 2025 war es so weit: nach sorgfältiger Vorbereitung und mit einem genauen Arbeitsplan hat die Renningen-Malmsheimer Gruppe aus NABU und 1. ACR unseren Maisgraben untersucht. Ein arbeitsreicher Samstag, an dem 14 Personen, begleitet von einem Spezialisten für Gewässeruntersuchungen einen ca. 100 m langen Teilabschnitt des Maisgrabens genau „unter die Lupe“ nahmen, nahezu wortwörtlich, wie wir noch darstellen werden.

Dieses fand im Rahmen des bundesweiten FLOW-Projektes statt, einem Citizen-Science-Ansatz zur wissenschaftlichen Erforschung kleiner Fließgewässer in Deutschland durch interessierte Bürger und Organisationen. Dazu hat sich seit Jahresanfang eine Gruppe in Renningen gegründet: NABU-Mitglieder, der 1. AnglerClub Renningen (1. ACR) sowie zwei interessierte und engagierte Studentinnen aus Tübingen haben sich intensiv in dieses Themenfeld eingearbeitet, Seminare besucht und teilw. bei einer anderen Gruppe in der Praxisphase hospitiert.

Und nun war es auch soweit bei uns: vom Renninger Bauhof waren Schilder aufgestellt worden, um unsere Arbeit auf einer Seite des Maisgrabens zu sichern. Pünktlich um 9 Uhr wurden 2 Pavillons aufgestellt, die Tische und Bänke gerichtet und die große Zahl von Material ausgepackt, verteilt und angeordnet: angefangen von Gläsern über Mikroskope (Binokulare), Pipetten und Pinzetten, und das ganze erforderliche Feld- und Untersuchungsmaterial. Danach konnten gegen 9.30 Uhr die unterschiedlichen Teams ihre Arbeit beginnen.

Das Gewässerstruktur-Team hatte schon am Vortag die ökologischen Randbedingungen des Maisgrabens untersucht und dokumentiert, also Gewässerverlauf, Uferbebauung, Gewässersohle (Grund des Maisgraben) etc. und im Vorfeld genau festgelegt, an welchen Stellen Proben genommen werden sollen.

Das Chemie-Team führte eine sorgfältige chemische und physikalische Analyse für den ausgewählten Bachabschnitt durch.

Das Probenentnahme-Team nahm an 20 zuvor definierten Stellen Proben aus der Lebenswelt Maisgraben: ausgerüstet mit sog. Wathosen wateten 2 Mitglieder durch den Bach – eine kräftezehrende Arbeit, da beide ca. 40 cm tief im Schlick des Gewässergrundes einsanken. Die sorgfältig entnommenen Proben wurden dann von anderen zügig in Eimern zu dem Makrozoobenthos-Team (siehe unten) gebracht.

Das Makrozoobenthos-Team (Makrozoobenthos: mit bloßem Auge erkennbare wirbellose Gewässertiere, die im oder am Gewässergrund leben). Zu diesem Team gehörten übrigens alle Gruppenmitglieder, wenn ihre Arbeit in einem anderen Team beendet war – denn hier war der umfangreichste Teil der Untersuchung: die schlammigen und mit Pflanzenteilen durchsetzten Proben wurden nun sehr sorgfältig in kleinen „Portionen“ geprüft auf die darin enthaltenen Lebewesen (von „Großen“ mit ca. 2,5 cm und den vielen „Kleinen“ mit noch nicht mal Stecknadelkopfgröße). Die wurden in die vorab mit Wasser gefüllten und beschrifteten Gläser gegeben: dafür hatten wir alle gelernt, die unterschiedlichen, sehr flinken und beweglichen kleinen Tiere grob unterscheiden bzw. nach einem Bestimmungsschlüssel sortieren zu können. Auf diese Weise konnten wir gegen Nachmittag auch feststellen, wie viele dieser kleinen zauberhaften Wesen wir entdecken konnten.

Das Bestimmungs-Team prüfte nun die eher grobe Einteilung der Tierchen und konnte sie nun auch differenzierter bestimmen, mindestens nach Ordnung und Familie (ggf. auch Gattung und Art). Klingt einfach – ist es aber nicht: dazu brauchte es viel Schauen durch die Binokulare, Wälzen in Fachbüchern und Bestimmungshilfen und natürlich auch die Unterstützung des Makrozoobenthos-Experten.

Das Foto-Team machte dann von jeder Art mindestens 1 Foto mithilfe einer speziellen Kamera-Anordnung, die die vom Binokular ermöglichte Vergrößerung fotografieren und damit die Arbeit dokumentieren konnte.

Alles in allem ein komplexes Zusammenspiel von Menschen und Kompetenzen, um einer Lebenswelt nahezukommen, die sich normalerweise unseren Blicken entzieht. Einer Lebenswelt, die allerdings auch viele Informationen bereithält, in welchem ökologischen Zustand unser Maisgraben ist – und damit unsere eigene Umwelt.

Wir sind sehr gespannt, wie die wissenschaftliche Auswertung all der Daten aussieht, die wir an diesem Samstag erhoben haben. Und selbstverständlich werden wir Ihnen die Ergebnisse in einem weiteren Artikel weitergeben. Was wir jetzt schon sagen können: Wir haben 30 verschiedene Arten gefunden und 761 Tierchen gezählt.

Es war ein langer Tag, anstrengend und doch ein richtiges Abenteuer. Ein Teilnehmer konnte es supergut auf den Punkt bringen: „Was ich so toll daran finde ist, dass der Maisgraben ja kein überwältigend schönes Biotop ist, und wenn man so reinguckt, sieht man so gar keine Tiere und dass da dann aber so eine Schatzkammer verborgen ist, so eine biologische Schatzkammer, wo man so viele verschiedene Tiere darin finden kann, also das Verborgene sichtbar machen kann, das finde ich ganz toll“.

Weitere Fotos finden Sie auf der NABU-Homepage www.nabu-renningen.de in der Bildergalerie. gb

standardisierte Probenentnahme
standardisierte Probenentnahme.Foto: I.Bücker
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Stadtnachrichten – Amtsblatt der Stadt Renningen
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Ausgabe 23/2025
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