Unsere Chorleiterin Estira Nikkhah - Gedankenaustausch

Estira und ich haben am 27.01.2025 ein Gespräch über die Chorarbeit und persönliche Dinge geführt.

1. Estira, du bist seit November 2016 unsere Chorleiterin. Inzwischen sind wir ein gefestigter Chor geworden. Welche Erwartungen hattest du zu Beginn und haben diese sich erfüllt? Ja, die Erwartungen haben sich in zweierlei Hinsicht erfüllt, einmal in musikalischer Hinsicht und auch im Wachsen der Gemeinschaft. Ich wollte dem Chor neue Horizonte zeigen und erkunden, was er selbst gern singen möchte. So haben wir uns mit Gospels, afrikanischen Liedern und Jazz-Stücken beschäftigt, was zum Teil auch neu war.
2. Wie kamst du zur Musik, wer hat dich musikalisch geprägt? Ich stamme nicht aus einer klassischen Musikerfamilie. Aber wir haben zu Hause immer viel gesungen und alle Kinder haben die Musikschule besucht. Meine sehr musikalische Mama hat uns durch alle Phasen begleitet und uns nicht aufgeben lassen. Ich habe schon mit ca. 7 Jahren gerne klassische Klaviermusik gehört. Bei einem großen Konzert mit mehreren Chören in Belgrad hatte ich ein Schlüsselerlebnis. „Halleluja“ von Händel wurde so gut gesungen, dass mich das so begeisterte und buchstäblich abheben ließ; ich fing fast an zu fliegen. Ab da wollte ich Dirigentin werden. Mein Vater war Pfarrer und ich habe noch 3 Schwestern, die alle auf musikalischem Gebiet arbeiten.
3. Du wirkst immer ausgeruht, ausgeglichen und gut gestylt. Dabei hast du weitere Chöre zu leiten und deine Lehrtätigkeit an der Jugendmusikschule Ditzingen (Rhythmik, Singen-Bewegen-Sprechen und Klavier) kostet Zeit, dazu ist täglich der Haushalt und die Familie mit 2 sportlichen Söhnen zu managen. Wie schaffst du das so mit scheinbarer Leichtigkeit? Ich beginne den Tag immer mit Versen aus der Bibel und bete für meine Söhne, die Familie und auch für andere Menschen, denen gerade der Weitblick oder die Kraft fehlt. Dadurch bin ich immer positiv gestimmt. Und dann sortiere ich meine Termine. In unserer Familie gibt es auch unterschiedliche Meinungen und manche Spannungen, aber wir gehen immer versöhnt in die Nachtruhe.
4. Warum haben so viele Menschen Angst, dass sie für einen Chor nicht gut genug singen können? Oft sind Menschen, die im Kindes- und Jugendalter gesungen haben, eher bereit als Erwachsene, im Chor zu singen. Menschen, die keine Chorerfahrung haben, sind eher zurückhaltend. Beim Singen werden körpereigene Glückshormone ausgeschüttet. Zeitgleich werden Stresshormone abgebaut. Deshalb hat das Singen eine positive Wirkung auf die eigene Gesundheit.
5. Hast du neben Singen und Klavierspielen noch weitere Instrumente drauf? Ja, ich spiele auch Orgel und begleite evangelische Gottesdienste (als Hobby).
6. Wir sind ein bunt gemixter Chor – eben ein vokaler Mix! Wie bekommst du Jüngere und Ältere mit verschiedenen Interessen trotzdem unter einen Hut? Man muss Stärken und Schwächen erkennen, die Stärken fördern. Die Sänger und Sängerinnen sollen sich in ihrer Rolle finden und sich wohlfühlen, Spaß haben. Sicher muss man auch ab und zu Kompromisse machen und korrigieren, anpassen. Schön ist, dass es Chormitglieder gibt, die das Chorleben aktiv mitgestalten und sich einbringen.
7. Du legst großen Wert auf das Einsingen. Warum ist das so wichtig? Der ganze Körper ist beim Singen tätig, Durchblutung und Atmung werden optimiert. Durch verschiedene Singtechniken schafft man es, Ausdruck und Farbe zu bekommen, ohne dass die Stimme heiser wird.
8. Kannst du 2 prägende Ereignisse aus deiner Zeit bei Vocal Mix nennen? Für mich sind es die Corona-Zeit und unser „Let`s Celebrate“-Konzert vom 29.04.2023. In Corona-Zeiten haben wir nur Online-Proben gemacht, auch auf dem Schulhof bei Regen, Sonne und Sturm gesungen und damit ununterbrochen geübt. Ich war beeindruckt von einem so starken Willen und Ausdauer der Chormitglieder. Das „Let's Celebrate“-Konzert vom 29.04.2023 war unser erstes eigenes Konzert nach dieser besonderen Zeit. Vocal Mix hatte das Felix Schrack Jazztrio als Gast und zum Begleiten eingeladen. Vocal Mix wurde von der ausdrucksstarken Begleitung und dem tollen Publikum im bis auf die letzten Plätze ausgebuchtem Saal getragen.

9. Was wünschst du dir und dem Chor für die nächste Zeit? Ich wünsche uns allen Gesundheit, mir viel Kreativität beim Aussuchen der Lieder, viele neue Impulse und zahlreiche Besucher bei unseren Konzerten; einen richtig guten Auftritt bei der Festveranstaltung zur 750-Jahrfeier im Möglinger Bürgerhaus, im April ein gutes Abschneiden beim Chortreffen „Rund um den Asperg", ein schönes 3-tägiges Sommerfest im Juli und ein erfolgreiches Löscherfest im September 2025.

10. Und was sollte jetzt jemand tun, dessen Interesse am Chorsingen erwacht ist? Schnupperstunde! Keine Anmeldung, einfach vorbeikommen, jeden Dienstag 19.00 bis 20.30 Uhr, Musikpavillon Hanfbachschule

Danke für deine Zeit und das nette Gespräch.

Marlies