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Unsere Pfarrerin, Frau Hundhausen-Hübsch, „Bei uns zu Gast“!

Zu der beliebten Aktion „Bei uns zu Gast“ hat der Förderverein für die Diakonie (vor der Pandemie!) 2 – 3 x im Jahr bekannte und interessante...
Foto: Doris Lepnik

Zu der beliebten Aktion „Bei uns zu Gast“ hat der Förderverein für die Diakonie (vor der Pandemie!) 2 – 3 x im Jahr bekannte und interessante Menschen aus der Region in das Walter-Rittmann-Haus eingeladen, um sie besser kennen zu lernen und sie so gründlich wie möglich nach ihren Tätigkeiten auszufragen.

Nach längerer Pause ist es uns gelungen, wieder einmal einen solchen Nachmittag zu gestalten: Am Donnerstag, dem 16. Mai freuten wir uns über unseren Gast Alma Hundhausen-Hübsch,Pfarrerin der Philippus-Gemeinde in Büchenbronn.

Sie wird sich in der zur Zeit besonders schwierigen Situation über mangelnde Arbeit kaum zu beklagen haben, und für die spontane Zusage, sich für uns rund 2 Stunden Zeit zu nehmen, waren und sind wir dankbar. Zunächst allerdings begann dieser Nachmittag wie immer mit Kaffee oder Tee und Kuchen aus der Küche der Seniorenresidenz und zwanglosem Geplauder, denn auch dafür muss ja etwas Zeit sein.

Anschließend nahmen Frau Hundhausen-Hübsch und Ulrich Kumoll vorne auf einem improvisiertem Podium Platz. Ulrich Kumoll hatte sich vorbereitet und es entspann sich ein Gespräch, das interessant und überaus informativ war.

„Ich hatte gar nicht vor, Pfarrerin zu werden!“, erklärte Frau Hundhausen-Hübsch auf die Eingangsfrage, wie sie eigentlich zu ihrem Beruf gekommen ist. Mit ihrem Vater, der Pfarrer war, hat sie nach eigener Aussage viel gestritten. Über theologische Themen! Die Theologie nahm sie aber später dennoch – oder gerade der einstigen Streitereien wegen? – gefangen, und obwohl sie nicht geplant hatte, Pfarrerin zu werden (zumal es damals noch immer kaum Frauen im Pfarramt gab), wurde sie 1996 ordiniert.

Wie viel Zeit braucht sie ungefähr für eine Predigt, wurde sie noch gefragt, und gibt es Hilfen, die sie nutzen kann?

Das war rasch beantwortet: Einen ganzen Samstag benötigt sie, manchmal mehr. Und ja, es stehen ihr, wie allen anderen auch, Predigthilfen zur Verfügung, auch Quellen im Internet, mit denen sie arbeiten kann. Doch ihre Predigten sind niemals einfach nur von diesen Quellen abgelesen, sondern sind ihre eigenen Gedanken und Überzeugungen.

Die Frage, ob die Sonntagspredigt zu ihren Hauptaufgaben zählt, das konnte sie unumwunden bejahen.

Genauso wichtig aber ist, wie Frau Hundhausen-Hübsch betonte, die Begegnung mit Menschen, verschiedensten Menschen, während ihrer Arbeit.

Eine Kirchengemeinde sollte nach ca. 12 – 13 Jahren möglichst einen Wechsel in der Pfarrstelle erfahren. Der Ältestenkreis, der zusammen mit dem Pfarrer bzw. der Pfarrerin die Gemeinde leitet, entscheidet auch bei einem Wechsel. So war es immer, so ist es – jedenfalls noch!

„Wie geht es Ihnen jetzt?“, wollte Ulrich Kumoll wissen, womit erkennbar schwierigere Themen angesprochen wurden.

Es ginge ihr gut, erklärte Frau Hundhausen-Hübsch, doch da sei auch eine Unsicherheit, weil es auf eine wichtige Frage noch keine eindeutige Antwort gibt, nämlich:

Was kommt auf uns zu?

Denn es wird Veränderungen geben.

Kirchengemeinden, wie wir sie kennen, wird es in näherer Zukunft nicht mehr geben und damit auch keine Pfarreien mit den verschiedenen personellen Zuständigkeiten für ihre jeweiligen Gemeinden.

Die Probleme der Kirche sind ja bekannt: Es gibt immer weniger Pfarrer und Pfarrerinnen. Viele Pfarrstellen können also nicht besetzt werden Das ist nicht nur in der Badischen Landeskirche so, sondern überall.

Dazu kommen die anhaltend zahlreichen Kirchenaustritte. Es gibt viele verschiedene Gründe dafür, der Amtskirche den Rücken zu kehren. Überlegungen dazu führen an dieser Stelle allerdings zu weit.

In den komplizierten und etwas rätselhaften Begriffen „Transformationsprozess“ und „Strategieprozess“ werden die beabsichtigen Veränderungen beschrieben, die bis zum Jahre 2032 abgeschlossen sein sollen:

Beim sogenannten Transformationsprozess geht es um grundlegende Veränderungen.

Die Ziele des Strategieprozesses sind, die Bedürfnisse der Menschen wieder neu in den Blick zu nehmen. Es muss gelingen, Kirche zukünftig mit weniger finanziellen Mitteln, mit weniger Gebäuden und mit weniger Personal zu gestalten.

Was wir inzwischen wissen können

Der jetzige Kirchenkreis Pforzheim wird dann eine einzige große Gemeinde sein.

Die jeweiligen Pfarrstellen, wie sie heute bestehen, werden in „Schwerpunkt“-Pfarrstellen umgewandelt. Das bedeutet, dass die Pfarrer und Pfarrerinnen nicht für einzelne Gemeinden, sondern für ihren jeweiligen Schwerpunkt tätig sind, z. B. für den Schwerpunkt Diakonie oder Jugend oder Familie oder einen anderen.

Unterstützend können Ehrenamtliche auf freiwilliger Basis mitarbeiten und durch Hauptamtliche geschult und betreut werden.

Ein Teil des so genannten Strategieprozesses ist seit Ende April so gut wie abgeschlossen:

Leider kann nicht jedes Gebäude im Kirchenbezirk Pforzheim erhalten werden.

Zwar, so erklärte Frau Hundhausen-Hübsch, ist Büchenbronn in dieser Beziehung ganz gut dran, aber andere Gemeinden müssen damit rechnen, dass einzelne Kirchen, Gemeindehäuser und Kitas nicht bestehen bleiben. Die Sonnenhofgemeinde hat eine solche traurige Erfahrung bereits hinter sich.

„Wir fühlen uns heimatlos!“

Frau Hundhausen-Hübsch brachte es auf den Punkt: „Das, was wir hatten, das kriegen wir nicht mehr!“

Dieser Erkenntnis haben die Zuhörer und Zuhörerinnen zwar nicht widersprochen, aber unter einigen von ihnen machte sich erkennbar Niedergeschlagenheit breit.

Wie schwer solche gravierenden Veränderungen für manch ein Gemeindeglied sind und werden, machte jemand aus der ehemaligen Sonnenhofgemeinde stellvertretend für etliche andere deutlich: „Meine Gemeinde gibt es nicht mehr. Hier habe ich mich zu Hause gefühlt, wenn ich Gottesdienste besucht habe. Na gut, ich kann in die Stadtkirche oder woanders hin. Aber da kenne ich niemanden. Da fühle ich mich fremd!“

Im Herbst, so kündigte Frau Hundhausen-Hübsch an, soll eine Gemeindeveranstaltung hier in Büchenbronn versuchen zu informieren und sich den Fragen der Gemeindeglieder zu stellen.

Ulrich Kumoll dankte ihr im Namen aller für ihre Offenheit und die Bereitschaft, alles anzusprechen, was die Anwesenden beschäftigte.

Es wäre sinnvoll, die Gemeindemitglieder mehr und besser in die Planungen einzubeziehen. Darin waren sich abschließend alle einig.

R.K.

Foto: Doris Lepnik
Erscheinung
Neues aus dem Stadtteil Büchenbronn
NUSSBAUM+
Ausgabe 22/2024
von Förderverein für die diakonische Arbeit der Ev. Philippus-Gemeinde e. V. Büchenbronn
29.05.2024
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