Ende Oktober lud Revierförster Jonas Wehrle zu einem Waldspaziergang in den Grötzinger Bruchwald ein. Etwa 20 interessierte Bürger, darunter Ortsvorsteherin Karen Eßrich und verschiedene Ortschaftsräte, nahmen am Waldspaziergang teil. Ebenso der neue Jagdpächter Kevin Kress und Andreas Ott (Verwaltungsleiter Forst Karlsruhe).
Das Revier Ost, welches Jonas Wehrle unterstellt ist, umfasst etwa 650 Hektar Fläche. Überwiegend handelt es sich hier um Staatswald. Wehrle ging zuerst auf das Thema „Klimawandel“ ein und verdeutlichte die Problematik anhand verschiedener Grafiken und Tabellen.
„Ich werfe den Blick nach vorne und stelle die Frage: Was können wir tun, um den veränderten Lebensbedingungen für die Bäume gerecht zu werden?“ Er brachte weitere Fakten ins Spiel: „Es gab dieses Jahr viel Regen innerhalb kurzer Zeit. Die bereits geschwächten Bäume bekamen das deutlich zu spüren. Vor zwei Jahren mussten wir bereits etliche Eschen fällen.“ Eine weitere Gefahr sieht Wehrle durch den Hallimasch-Pilz: „Der Pilz ist nicht nur am Baumstamm zu finden. Er greift auch die Wurzeln an.“
Aus dem Publikum kam die Frage: „Was können wir dagegen tun?“ Jonas Wehrle antwortete: „Pflanzungen sind nur eine Lösung. Letztes Jahr wurden etwa 2.000 neue Bäume gepflanzt. Inzwischen müssen viele Baumarten ums Überleben kämpfen. Die Esche wird nicht mehr gepflanzt. Dafür gibt es eine bunte Mischung aus Feldahorn, Winterlinde und Flatterulme.“ Kritisch bemerkte Wehrle: „Pflanzen ist eine Notlösung. Die Setzlinge kommen aus Pflanzenschulen. Das Setzen der Bäume bedeutet einen großen Zeitaufwand. Brennnesseln behindern den Wuchs von jungen Eichenbäumen. Da wäre der Einsatz von Schafen und Ziegen sinnvoll. Wichtig ist natürlich auch der Erhalt der vorhandenen Bäume, denn Bäume wachsen etwa 200 bis 300 Jahre.“
Mit der Grafik „Schattentoleranz von Jungbäumen verschiedener Baumarten“ ging Wehrle auf eine weitere Problematik ein. „Für Eiche und Kirsche ist es hier zu dunkel. Viele Bäume stehen natürlich in Konkurrenz zueinander und kleinere Bäume sind da oft benachteiligt. Wir wissen auch nicht, wie das Klima in hundert Jahren wird und setzen deshalb auf Vielfalt. So werden auch exotische Bäume, wie z. B. die Robinie, gepflanzt.“ Wehrle ging auch auf invasive Arten wie Bambus, Traubenkirsche oder Götterbaum ein und ergänzte abschließend auf den ganzen Baumbestand bezogen: „Es ist toll, dass wir diese Vielfalt hier haben. Wir brauchen vor allem natürlich nachwachsende Bäume.“ (ras)