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Dies und das

Urbacher Miniaturen 107: Oberurbacher Tiefkühlanlagen

In unserer Miniatur in der letzten Ausgabe über die Urbacher Backhäuser haben wir auch die Einrichtung einer Tiefkühlanlage in einem Erweiterungsbau...
Plan der Tiefkühlanlage in der Hohenackerstraße 10
Plan der Tiefkühlanlage in der Hohenackerstraße 10Foto: Gemeinde Urbach

In unserer Miniatur in der letzten Ausgabe über die Urbacher Backhäuser haben wir auch die Einrichtung einer Tiefkühlanlage in einem Erweiterungsbau des Backhauses in der Haubersbronner Straße 11 erwähnt. Damit wollen wir uns heute etwas näher befassen. Um den Hintergrund besser zu verstehen, müssen wir die Situation der Lagerhaltung von Lebensmitteln in den ersten Nachkriegsjahren nach dem Zweiten Weltkrieg betrachten. Es gab für die Vorratshaltung nur die Keller. Diese waren aber vor allem in den Neubauten der Nachkriegsjahre oft nicht geeignet für die längerfristige Aufbewahrung von Lebensmitteln. Aus Übersee kamen in dieser Zeit die ersten Tiefkühlgefrieranlagen nach Deutschland. Damit begann ein neues Zeitalter. Ziemlich früh kam dann nach Schorndorf auch ein Werk der Firma Bauknecht, die Küchenmaschinen und u.a. auch Kühlschränke und Gefrierschränke herstellte. Bald waren solche Schränke und Truhen auch bei uns zu kaufen. „Bauknecht weiß, was Frauen wünschen“ war der vom damaligen Zeitgeist durchwehte Werbeslogan der Firma damals. Die Geräte waren allerdings noch sehr teuer und nicht für jeden erschwinglich. Es erging deshalb bald die Aufforderung an die Kommune, hier Abhilfe zu schaffen. Die Gemeinde schuf dann im Jahre 1956 einen Anbau an das Backhäusle in der Haubersbronner Straße 11 und installierte dort 18 Tiefkühlboxen. Die Einrichtung wurde an eine Gemeinschaft verpachtet und diese regelte die Nutzung der Truhen. Dies war ein voller Erfolg und es gab viele weitere Interessenten für eine solche Einrichtung. Daraufhin wurde der Garagenanbau am Gebäude Hohenackerstraße 10, der damalige Gemeindebauhof und frühere Farrenstall von der Gemeinde im Jahr 1959 aufgestockt, und eine Gefriergenossenschaft richtete darin eine Anlage mit 34 Kühlboxen ein. Ob damals tatsächlich nur wenige in der Lage waren, sich eine eigene Gefriertruhe anzuschaffen oder diese Gemeinschaftsanlagen, wie z.B. das Milchhäusle, gerne genutzt wurden, um Nachbarn zu treffen und einen „Schwätz“ zu halten, ist nicht überliefert.

Die Anlage am Backhäusle wurde Ende der 80er Jahre stillgelegt. Der Raum dient heute dem Obst- und Gartenbauverein als Lager. Die Einrichtung in der Hohenacker Straße wurde im gleichen Zeitraum aufgegeben. Sie diente dann dem Bauhof als Aufenthaltsraum. Seit Auszug des Bauhofes wurde im Zuge des Umbaus zum DRK-Heim ein Schulungs- und Aufenthaltsraum daraus. So waren die Anlagen über 20 Jahre in Betrieb und haben den Urbachern den Übergang ins „Gefrierzeitalter“ ermöglicht.

Einrichtungen dieser Art gab es auch noch in anderen Landgemeinden. Der Chronist fragt sich deshalb, weshalb es keine Gefrieranlage in Unterurbach gab. Waren die Unterurbächer reicher und konnten sich schon früher eine Tiefkühltruhe leisten? Oder kam keine Genossenschaft zustande, die bei der Gemeinde vorstellig wurde? Eine Zeitzeugin berichtet über den Ausspruch ihrer Mutter „Wenn mr des wellat, no kaufa mir ons selber oina!“.

Dass heute kaum ein Haushalt mehr ohne Tiefkühlkost auskommt, ist unseren veränderten Konsum- und Essgewohnheiten geschuldet. Dass mancherorts das Einfrieren aber auch übertrieben wird und nicht immer sinnvoll ist, erinnert an einen Ausspruch von Alfred Blümle: „Wenn mir hoiss Wasser übrig hen, gfiere mrs ei. Hoiss Wasser ka mr emmer braucha!“

Plan für den Anbau einer Tiefkühlanlage an das Backhaus in der Haubersbronner Straße 11
Plan für den Anbau einer Tiefkühlanlage an das Backhaus in der Haubersbronner Straße 11.Foto: Gemeinde Urbach
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Ausgabe 40/2025
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