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Urbacher Miniaturen 109:

Vier Generationen Lutz – vom Wagner zum Rollladen- und Sonnenschutz-Techniker Die Familien Lutz, eine Dynastie der Gewerbetreibenden in Oberurbach...
Das Wohn- und Geschäftshaus in der Schloßstraße nach dem Brand 1960
Das Wohn- und Geschäftshaus in der Schloßstraße nach dem Brand 1960Foto: M. Lutz

Vier Generationen Lutz – vom Wagner zum Rollladen- und Sonnenschutz-Techniker

Die Familien Lutz, eine Dynastie der Gewerbetreibenden in Oberurbach sind Thema unserer heutigen Miniatur. Beginnen wollen wir mit Ludwig Lutz (1887-1965), der bereits im Jahr 1910 nach seiner Meisterprüfung eine Wagnerwerkstatt im neu gekauften Wohn- und Geschäftshaus in der Schlossstraße gründete. Wagner stellten Räder und komplette Leiter- und Truhenwagen für die Landwirtschaft her sowie Holzwerkzeuge wie Rechen. Ludwig Lutz, verheiratet mit Karoline Schiek hatte zwei Söhne, Adolf (geb. 1921) und Friedrich (geb. 1922). Beide erlernten ebenfalls das Wagnerhandwerk. Traditionsgemäß sollte eigentlich der Ältere, Adolf, den Betrieb übernehmen. Leider wurde er als Jagdflieger kurz vor Kriegsende in Dänemark abgeschossen, sodass der zweite Sohn Friedrich nach dem Krieg den Betrieb des Vaters übernahm.

Beide Söhne waren schon in jungen Jahren begeisterte Segelflieger und Mitbegründer der Fliegergruppe Urbach. Die ersten eigenen Segelflugzeuge wurden in der Wagner-Werkstatt Lutz gebaut.

Ludwig Lutz hatte noch 2 Stiefbrüder, die ebenfalls Gewerbebetriebe in Urbach gründeten. Gotthilf Lutz war ebenfalls Wagner. Sein Sohn Roland verlegte sich dann auf den Fahrzeugbau, besonders auf LKW-Aufbauten. Der andere Stiefbruder Karl Lutz gründete eine mechanische Werkstätte. Die Firma befindet sich heute im Urbacher Gewerbegebiet an der Rems und hat sich inzwischen auf Tiefbohrtechnik spezialisiert. Sie wird heute in der dritten Generation geführt.

Friedrich Lutz (1922-1990) übernahm den Betrieb des Vaters in der Schlossstraße. Da das Wagnergeschäft rückläufig war, versuchte er sich an verschiedenen Produkten aus Holz. Aber erst der Einstieg in die Fertigung von Holz-Klappläden im Jahre 1949 brachte den Betrieb wieder richtig zum Laufen. Es kam dann noch die Fertigung von Holz-Rollläden hinzu. Mitte/Ende der Fünfziger-Jahre wurde durch die gestiegene Produktion eine Werkstatt-Erweiterung in der Schlossstraße notwendig. Anfang/Mitte der Sechzigerjahre wurde der Holz-Rollladen relativ schnell vom Kunststoff-Rollladen und von Aluminium-Jalousien abgelöst. Auch diese wurden in der Werkstatt selbst gefertigt. Allerdings wurden die Werkstatt- und Lagerflächen bald zu klein und Erweiterungen in der Schlossstraße waren nicht mehr möglich. Daher verlagerte Friedrich Lutz den Betrieb in das damals neue Industriegebiet im Wasen, in der Robert-Mayer-Straße. Dies ist bis heute Standort der Firma.

1965 erfolgte der Umzug in das neue Firmengebäude. Hier war jetzt genügend Werkstattplatz zur Fertigung auch neuer Produkte wie Rollladenkästen für den Neubau und Rollladen-Vorbauelemente, die als Ersatz für Klappläden an Altbauten installiert wurden. Genügend Platz auch für die Lagerung von zugekauften Fertigprodukten wie Markisen.

Friedrich Lutz war ab 1960 Feuerwehrkommandant in Oberurbach und hatte, nachdem er eine Woche Kommandant war, seinen ersten Einsatz im eigenen Wohn- und Geschäftshaus in der Schlossstraße, als dort der Blitz einschlug. Unter seiner Regie wurde das neue Feuerwehrgerätehaus in der Mühlstraße geplant und eingeweiht. Er war auch viele Jahre als Gemeinderat in Urbach tätig. Friedrich Lutz war mit Ruth Steiner verheiratet und hatte drei Söhne. Der älteste Sohn Herbert verstarb als Säugling. Der Mittlere, Harald, machte Karriere bei einem internationalen Lebensmittelkonzern und lebt in Oberurbach. Und der jüngste Sohn Manfred übernahm 1982 den Betrieb, da Friedrich krankheitsbedingt diesen nicht mehr weiterführen konnte. Manfred studierte Physik und Maschinenbau und war bereits als Ingenieur in der Forschung an der Universität Stuttgart tätig. Er erneuerte zusammen mit seinem Vater die Holzklappladen-Produktion und führte die Produktion von Kunststoff-Klappläden ein. Bald wurden dann auch am neuen Standort die Werkstattflächen zu klein, sodass im Jahr 1988 mit einem zusätzlichen Werkstatt-Neubau die Produktionsfläche verdoppelt wurde.

Manfred ist mit Christine geb. Denk verheiratet. Sie ist seit 1984 im Unternehmen im Bereich Buchhaltung und Finanzen tätig. Manfred und Christine haben drei Söhne, Andreas, Michael und Sebastian, die später den Betrieb gemeinsam übernehmen werden. Manfred widmete sich Anfang der 90er Jahre verstärkt der Sonnenschutz-Technik, da in der Architektur immer mehr Glasbauten wie Wintergärten gebaut wurden, die eine effiziente Beschattung benötigen. Da die Industrie noch keine entsprechenden Beschattungen anbieten konnte, wurden Spezialmarkisen für alle möglichen Geometrien entwickelt. Hier gab es auch im Jahr 1993 einen ersten Innovationspreis für eine Pavillon-Markise. Um die erweiterte Produktpalette in Ausstellungsräumen präsentieren zu können und auch die Büroflächen dem Bedarf anzupassen, entstand 1993/94 der Neubau eines Verwaltungs- und Ausstellungsgebäudes.

Manfred Lutz war auch im Ehrenamt für das Rollladen- und Sonnenschutztechniker-Handwerk tätig. So war er ab 1988 über 25 Jahre als Obermeister der Innung Württemberg und ab 1992 als Vizepräsident des Bundesverbandes Rollladen-Sonnenschutz in Bonn tätig.

Im Jahre 2010 konnte das 100-jährige Firmenjubiläum mit großem Festprogramm gefeiert werden. Hier war dann auch schon die vierte Generation mit Andreas, Michael und Sebastian dabei. In den folgenden Jahren erfolgte der Ausbau des Produktbereiches Insektenschutz mit eigener Produktion, die Eröffnung einer Filiale in Winnenden und eine nochmalige Erweiterung der Flächen in Urbach. Die damit verbundene Modernisierung bildet auch die Grundlage für die erfolgreiche Weiterführung des Unternehmens in der vierten Generation.

Produkte der Firma Lutz sieht man in Urbach auch im öffentlichen Raum, so sind die Holzlamellen-Klappläden im Museum am Widumhof und am Langbau des Schlosses ebenso Lutz Produkte wie die Markisen und Sonnensegel an Kindergärten und Kinderhaus.

Die Firma Lutz ist heute mit 25 Mitarbeitern einer der führenden Rollladen- und Sonnenschutzbetriebe in der Region.

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Ausgabe 42/2025
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