Die Ortsgruppe Urbach des Schwäbischen Albvereins wird in diesem Jahr 125 Jahre alt. Bereits 12 Jahre nach Gründung des Schwäbischen Albvereins entstand in Urbach im Jahre 1900 eine Ortsgruppe, die heute noch lebt. Der beliebte Treffpunkt der Mitglieder und ihrer Gäste ist seit 2001 die Hütte am Linsenberg. Die im Internet dargestellte Lebenslinie des Vereines erwähnt dieses Gebäude allerdings nur mit 3 Notizen über Erwerb durch die Gemeinde, Umbau, Einweihung und Treppenanbau. Nachdem die Linsenberghütte ein markantes Gebäude im Landschaftsschutzgebiet ist, und der Albverein im Jahre 2000 zu der Hütte umgangssprachlich „wie die Jungfrau zum Kind“ kam, wollen wir heute die Geschichte der Linsenberghütte, die ja auch schon 25-jähriges Jubiläum hat, erzählen.
Die Oberpostdirektion Stuttgart ließ im Jahr 1962/63 am Linsenberg auf der Markung Oberurbach eine Telefon-Schalt-Verstärkerstelle bauen. Das Gebäude mit ca. 80 qm Grundfläche erhielt 40 cm dicke Betonaußenwände, Betonboden und eine massive Betondecke. Das Gebäude wurde dann komplett mit Naturstein „verkleidet“ und erhielt ein ca. 4,6 Meter hohes Walmdach mit Ziegeldeckung. Damit war das Gebäude nicht nur bombensicher, sondern – für den Fall der Fälle – auch gut getarnt. Es war ja schließlich die Zeit des „kalten Kriegs“.
Im Gebäude untergebracht waren ein Batterie-, ein Verstärker- und ein Maschinenraum sowie ein Klosett mit geschlossener Grube. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich die Technik weiter, die Anlagen wurden kleiner und auch politisch war „Entspannung“ angesagt. So wurde Ende des letzten Jahrtausends das Gebäude überflüssig. Das Haus wurde einschließlich des Grundstückes mit 972 qm der Gemeinde von der Deutschen Telekom Immobilien angeboten. Ein erstes Gespräch fand zwischen Gemeindeverwaltung und dem Vertreter der De Te Immobilien im Februar 2000 statt. Die Vertreter der Gemeinde machten dem Vertreter der DeTe Immobilien klar, dass aufgrund der Lage im Außenbereich, im Landschaftsschutz- und im Wasserschutzgebiet, die Nutzungsmöglichkeiten doch sehr eingeschränkt seien. Es wurde seitens des Gutachterausschusses noch eine Bewertung durchgeführt und bereits in einer Gemeinderatssitzung im März 2000 der Kauf beschlossen.
Als Nutzung war von Seiten der Gemeinde die Verpachtung an eine Jugendgruppe eines Vereins oder zu Lagerzwecken für Vereine gedacht. Das ganze Verfahren ging flott weiter. Als Interessenten für das Gebäude meldete sich die Modellfliegergruppe für ihre Jugendgruppe, der Obst- und Gartenbauverein zur Nutzung als Lagerraum für Festutensilien und die Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins zu Nutzung als Aufenthaltsraum, Ziel und Treffpunkt für Wanderungen und als Lager.
Der Gemeinderat beschloss, den Zuschlag an den Albverein zu geben. Eine Jugendgruppe im Außenbereich erschien wohl zu gefährlich und als reines Lager für Zelte, Planen und Grill war die massive Hütte wohl zu wertvoll.
Das Baugesuch zur Umnutzung der Linsenberghütte wurde 2001 noch genehmigt und am 13.04.2001 schließlich ein Mietvertrag zwischen Albverein, vertreten durch den Vorstand (1. Vorsitzender Peter Seidle und 2. Vorsitzender Eberhard Daiss) sowie Bürgermeister Fuchs abgeschlossen. Das Mietobjekt soll „ausschließlich der Nutzung für satzungskonforme Zwecke der Ortsgruppe Urbach des Schwäbischen Albvereins“ dienen.
Die bis dahin fensterlose Fassade bekam Fensteröffnungen und es wurde ein Kamin eingebaut. 2007 kam noch eine Außentreppe zur Nutzung des Dachgeschosses als Lagerraum hinzu. Letztes Jahr wurde ein neuer Boden verlegt, Schallschutzplatten angebracht und der Gastraum neu möbliert. Eine Wasserversorgung scheiterte an der großen Distanz zum nächsten Wasserschacht. Deshalb wurde bereits 2023 eine Wasseraufbereitungsanlage eingebaut. Das Wasser muss jedoch nach wie vor per Wassertank angefahren werden. Der Mietvertrag besteht noch heute und das Vereinsheim hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem beliebten Treffpunkt für die Vereinsmitglieder und Ihre Freunde entwickelt.
Der OGV, der sich auch um das Gebäude beworben hatte, erhielt als „Entschädigung“ den freigewordenen Raum der aufgelösten Gemeinschaftsgefrieranlage im Oberurbacher Backhaus – die sogenannte „Pomologie“. Es wurde auch „entdeckt“, dass es bereits einen Pachtvertrag zwischen der Gemeinde und dem OGV gab. So finden seit letztem Jahr wieder Vorstandssitzungen in der „Pomologie“ statt.