Von Joachim Klaehn
Peter Wittig, der Peter eben, war ein Mitglied der hiesigen Basketball-Szene und -Familie, die schon lange in der Universitätsstadt einen besonderen Stellenwert besitzt. Und er kannte jedes Detail – seine Kenntnisse über den Kosmos der Korbjäger werden wohl unerreicht bleiben. Zu unserem großen Bedauern müssen wir künftig ohne seine vielfältige Expertise auskommen, denn Peter Wittig ist am 15. Mai nach einigen Klinikaufenthalten überraschend verstorben.
Treuer Wegbegleiter und kritischer Geist
Der nimmermüde Chronist des USC Heidelberg hat den neunfachen deutschen Meister und zweifachen Pokalsieger gefühlt seit Ewigkeiten begleitet – als treuer Wegbegleiter, aber durchaus auch als kritischer Geist. Wenn ihm etwas gefiel, dann brachte er es zum Ausdruck. Wenn nicht, dann konnte der gebürtige Heidelberger und langjährige Berufsberater des Arbeitsamtes Heidelberg sehr präzise und hartnäckig sein. Ihm ging es stets um die - gemeinsame – Sache. Und letztlich um korrekte Fakten sowie um Wertschätzung von Menschen, die sich im Sport und weiter gefasst in der Gesellschaft engagieren. Dies lebte Peter sowohl beim „U-eS-Ce“ als auch bei den Läufern der TSG 78 Heidelberg vor – diese klare Haltung erwartete er ebenfalls von anderen.
All sein Handeln und Tun waren stets von Überzeugungskraft, hohem Verantwortungsbewusstsein und selbstlosem Engagement geprägt. Zu Peters Charakter und Persönlichkeit zählten Perfektion, ja Detailversessenheit, Bodenständigkeit, Authentizität und vornehme Zurückhaltung. „Meinen Platz innerhalb der USC-Familie sehe ich im Hintergrund“, schrieb er in einer seiner unzähligen, exakt formulierten Mails, die generell durch Wissen, Sprachtalent und inhaltliche Tiefe bestachen. Es war Anfang Februar die höfliche, aber bestimmte Absage eines geplanten Porträts über ihn.
Erst „Edelfan“, dann Vereinshistoriker
Wie kam Peter Wittig zum Basketball? Als USC-Fan in den 70er Jahren. Er wurde von der Basketball-Begeisterung rund um den Olympiastützpunkt (OSP) und das Sportinstitut (ISSW) infiziert, fuhr etwa als einer der wenigen „Edelfans“ des USC mit dem Auto nach Leverkusen, Hagen oder Gießen, und kannte das Geschehen der 1966 gegründeten Bundesliga aus dem Effeff. Mit dem Zweitliga-Aufstieg 1994, nach komplizierten Jahren, entschied sich Peter aus eigenem Antrieb dazu, sein Fan-Dasein um die Facette des Vereinshistorikers zu erweitern. Zu seiner systematischen Herangehensweise zählten Gespräche mit Hans „Lambi“ Leciejewski, Didi Keller und Co. sowie regelmäßige Besuche in der Sportredaktion und im damaligen Archiv der Rhein-Neckar-Zeitung. Manche Foto-Schatzkiste über den Universitäts-Sport-Club wurde nach besonderen Bildmotiven durchsucht. Das Resultat dieser unglaublichen und unentwegten Fleißarbeit ist unverändert auf der Vereinshomepage nachzulesen.
Mit dem langjährigen Pressewart Claus Ebert (1980 bis 2012) – Kürzel C.E. – bildete Peter ein kongeniales Gespann. Zwei Ur-Basketballfans hatten sich gesucht und gefunden – ihre zuverlässigen Tätigkeiten kann man gar nicht hoch genug bewerten. Ohne Öffentlichkeitsarbeiter C.E. und Hintergrundmalocher P.W. wäre der USC gesichtsloser und geschichtsloser geblieben. Artikel, Saisonhefte und Jubiläumsschriften sind der Beleg für diese stets ehrenamtlich bewältigte Herkulesaufgabe.
Am Rande erwähnt sei Peter Wittigs Einsatz bei der TSG 78. Er gehörte dort einer Läufergruppe an, absolvierte sogar unter anderem den Berlin-Marathon. Beim erfolgreichen Heidelberger Halbmarathon nahm er Verantwortung als Streckenabschnittsleiter und später bei der Ummeldung und Startnummernausgabe wahr. Auch hier: Peter war Ausdauertyp, Ansprechpartner, Freund und Helfer sowie Läuferkollege.
Oldie-Truppe „Young Hopes“
Bleibt die Oldie-Truppe „Young Hopes“, die seit langem erst in der OSP-Nebenhalle und später im neuen ISSW am Freitagabend trainiert. Peter, Claus, Axel Tietz und viele andere zocken gepflegt, solange es nur geht. Vor rund zwei Jahren war für „Gazelle“ Wittig aus gesundheitlichen Gründen Schluss, doch den anschließenden Kneipenbesuch in der „Markthalle“ Dossenheim ließ er sich nicht nehmen. Am „Stammtisch“ wird über Basketball gefachsimpelt, ob MLP Academics, USC BasCats, Nationalteams, andere Klubs, das Highlight Albert-Schweitzer-Turnier in Mannheim oder regionale Gegebenheiten und News. Diese Oldies but Goldies kennen sich aus. Logisch.
Mit zunehmendem Alter wurde Peter begeisterter Anhänger des Damenteams der USC BasCats. Peter beobachtete die „Raubkatzen“ und deren Entwicklung akribisch und konstruktiv-kritisch. Bis vor ganz kurzer Zeit kümmerte er sich in vorbildlicher Manier um die USC-Homepage – stellte Artikel, Bilder und Resultate aller Teams ein. Kurzum: Ein Leben für den Sport, für den Basketball, für die Dokumentation und für die anderen.
Mitgefühl gilt der Familie
Die Gedanken mehrerer Korbjäger-Generationen gelten Peter Wittigs Familie und seinem Freundeskreis. Wir wünschen viel Kraft, den schmerzlichen Verlust zu überwinden. Mit Peter Wittig hat uns ein feiner Mensch und herausragender Chronist für immer verlassen. Er hinterlässt eine riesige Lücke.