Hildegard und Gustav Martus hatten uns wieder einmal eine fantastische VDK-Reise geplant. Letztmalig – wie sie auf ihrer Suche nach Nachfolgern am Mikrofon betonten. Und damit sichtbar wird, dass Gewohnheiten und Tradition nicht für die Ewigkeit in Stein gemeißelt sein müssen, steuerte unser Busfahrer Andreas, anstatt der sonst üblichen Pause auf einem Autobahnparkplatz, diesmal den mondänen Kurort Bad Kissingen an, zu einem hervorragenden Frühstück im Hotel Victoria. Ein anschließender Gang durch den Kurpark machte Sitzfleisch und Glieder wieder geschmeidig. Die Weiterfahrt führte vorbei an der Barockstadt Fulda und auf der Kasseler Autobahnraststätte kam die Frage, ob es noch Sani„fair“ sein kann, wenn der Gang zur Toilette nun einen Euro kostet.
Wir fanden unsere Hildesheimer Unterkunft, das Parkhotel Berghölzchen, eineinhalb Kilometer westlich der Altstadt im Wald, auf 107 Metern über NN. Hildesheim als Kirchenstadt zu bezeichnen, ist legitim: noch heute finden sich über 40 Kirchen im Stadtgebiet. Auf der größten Anhöhe innerhalb der Stadt besichtigten wir die seit 1985 zum Weltkulturerbe zählende Michaelis Kirche. Hier liegen die Gebeine des heiliggesprochenen Bischofs Bernward von Hildesheim, der um das Jahr 1010 wirkte. Die ehemalige Klosterkirche ist, ähnlich einer Burg, im Stil vorromanischer Architektur gebaut. Wie in Heidelberg die Heiliggeistkirche wurde auch sie nach der Reformation durch ein eingezogenes Mauerwerk geteilt und somit für beide Konfessionen nutzbar. Den trotz Fußgängerzonen und Spielstraßen rasanten Lieferverkehr kommentierte unsere Stadtführerin mit: „Wer in Hildesheim unterwegs ist, muss an die Auferstehung glauben!“ Wir schafften es alle in den Hildesheimer Dom, auch Mariendom genannt, und nach der Führung im Innern wurde unserer Reisegruppe die Sage um den 1000-jährigen Marienrosenbusch in diversen Varianten erzählt.
Dienstagmorgen ging’s zur früher „Hindenburg Schleuse“ genannten Anlage in Anderten. Momentan ist ein direkter Zugang nicht möglich. Wir hatten jedoch das Glück, Monika Schenk in der Reisegruppe zu haben, die als persönliche Führerin fungierte, weil sie hier in der direkten Nachbarschaft aufwuchs und in ihrer Kindheit die Schleuse als Spielplatz nutzte. Sie führte uns auf eine Brücke, von der wir den absoluten Überblick über diesen Abschnitt des Mittellandkanals hatten und die Schleusenfunktion hautnah erleben durften.
Danach ging unsere Tour an den künstlich angelegten Maschsee in Hannover. Wer nicht den See entlang wandern wollte oder einen Marsch in die Fußgängerzone scheute, fand sich zum Kaffee im Restaurant Pier 51 wieder. Leider nicht in unseren Zeitplan passte das nebenan stattfindende weltgrößte Schützenfest, mit fast 500-jähriger Geschichte, das über die Woche erst nach 15 Uhr geöffnet ist. (Fortsetzung folgt)