
Einen klangvollen und zugleich fein abgestimmten Konzertabend erlebte das Publikum am Sonntag im Kleinen Saal der Musikschule Besigheim. Unter dem Titel „Stimme, Flöte und Klavier – vereint im Klang“ präsentierten drei herausragende Musikerinnen – Karin Schöllhorn (Gesang), Daniela Welti (Querflöte) und Jenia Keller (Klavier) – ein Programm, das von barocker Eleganz über französischen Impressionismus bis zu südlicher Leidenschaft reichte. Schon vor Konzertbeginn mussten zusätzliche Stühle aufgestellt werden – ein Zeichen, wie groß das Interesse an diesem besonderen Kammermusikabend war. Musikschulleiter Roland Haug begrüßte das Publikum mit einer charmanten, kurzweiligen Einführung und stellte die Künstlerinnen vor, die das Konzert zu einem eindrucksvollen Gemeinschaftserlebnis machten. Der erste Programmteil mit Werken von Domenico Scarlatti, Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel zeigte feinste Kammermusik in ihrer konzentriertesten Form: Jede noch so kleine Nuance wurde ausgesungen und ausgespielt, Phrasen und Atem flossen in vollkommenem Gleichklang. Besonders beeindruckend war die Natürlichkeit, mit der sich Gesang, Flöte und Klavier zu einem geschlossenen Klangbild verbanden – transparent, lebendig und von hoher musikalischer Sensibilität getragen.
Im französischen Mittelteil entfalteten Camille Saint-Saëns und Maurice Ravel ihren typischen Esprit. Karin Schöllhorn überzeugte mit farbenreicher Stimme und hervorragender Textverständlichkeit, mühelos wechselte sie zwischen den Sprachen Latein, Französisch und Spanisch. Ihr Gesang verband Volumen und Leichtigkeit, in den Höhen glänzend geführt, dabei stets kultiviert. Einen besonderen Reiz boten die beiden Instrumentalwerke für Flöte und Klavier: Jules Mouquets „Pan et les Bergers“ – warm timbriert und atmosphärisch dicht musiziert – sowie François Borns „Carmen-Fantasie“, die mit atemberaubender Virtuosität dargeboten wurde. Daniela Welti, die an der Musikschule Essenbach unterrichtet, bewies hier enorme technische Brillanz und gestalterische Reife. Ihre Finger flogen nur so über die Klappen der Querflöte, während Jenia Keller am Klavier mit sicherer Technik und großem Sinn für Rhythmus und Dynamik kongenial begleitete. Das Publikum reagierte begeistert – spontaner Applaus schon mitten im Stück. Mit den beiden Liedern von Fernando Obradors kehrte die Intimität zurück. Zartes Fernweh, wiegendes Melos und schließlich temperamentvolle Leidenschaft prägten den Vortrag – besonders eindrucksvoll, wenn Schöllhorns Stimme mit einem leichten Jauchzer über eine Oktave sprang.
Über das gesamte Konzert hinweg beeindruckte Daniela Welti mit ihrem klaren, tragfähigen Ton, ihrem kontrollierten Vibrato und einer Atemökonomie, die selbst in langen Phrasen keinerlei Intonationstrübung erkennen ließ. Jenia Keller, weit mehr als eine Begleiterin, formte aus dem Klavier ein ganzes Orchester: klangbewusst, exakt auf den Punkt und stets im Dienst des musikalischen Ganzen – eine exzellente Pianistin. Karin Schöllhorn und Jenia Keller, beide Lehrkräfte an der Musikschule Besigheim, zeigten mit ihrer musikalischen Partnerin einmal mehr, welches künstlerische Potenzial in der Musikschule steckt. Das Finale, „Yo soy Maria“ von Ástor Piazzolla, vereinte noch einmal alle drei Künstlerinnen – ein temperamentvoller, leidenschaftlicher Schlusspunkt voller Energie und Spielfreude. Der Applaus wollte kein Ende nehmen, Blumen und eine Zugabe bildeten den würdigen Abschluss eines Abends, der eindrucksvoll zeigte, welch hohes künstlerisches Niveau an der Musikschule Besigheim gepflegt wird. Ein Konzert, das lange nachklingt – und einmal mehr bewies, dass musikalische Exzellenz und emotionale Nähe hier kein Widerspruch sind.
