Dementsprechend schlägt die baden-württembergische Gemeindeordnung vor, mit dieser Auszeichnung sorgfältig umzugehen. Das ist auch in Bad Schönborn der Fall, wo diese besondere Ehre letztmalig 2009 Bürgermeister a.D. Walter Bender zuteilwurde und vor 30 Jahren Bernhard Freund.
Einstimmig war am 25. März ein Gemeinderatsbeschluss ergangen, dass Innenminister a.D. Heribert Rech die Ehrenbürgerwürde verliehen wird und so das Lebenswerk des in Langenbrücken aufgewachsenen CDU-Politikers gewürdigt werden soll. Anlässlich seines 75. Geburtstags gratulierte ihm eine von Bürgermeister Klaus Detlev Huge angeführte Abordnung des Gemeinderats mit dieser Nachricht. Schon bei der privaten Geburtstagsfeier wurde anhand der prominenten Gästeliste, zu der mit Günther Oettinger und Stefan Mappus nicht nur zwei ehemalige Ministerpräsidenten gehörten, sondern auch aktuelle Landespolitiker wie Innenminister Thomas Strobel, dass sein Wirken weit über die Ortsgrenzen hinaus reichte. Außerdem fanden sich auch Persönlichkeiten aus der Wirtschaft ein, wie der Seniorchef von Europas größtem Freizeitparks Roland Mack oder der CEO des wertvollsten Deutschen Unternehmens, SAP-Chef Christian Klein.
Am vorvergangenen Montagabend füllte sich bei strahlendem Wetter der Ratssaal in Mingolsheim zum Festakt immer mehr, dem Ort, wo Heribert Rech, wie Bürgermeister Klaus Detlev Huge sagte, zuletzt vor 24 Jahren als Gemeinderat für das Gemeinwohl wirkte. Auch hier war die Gästeliste nicht weniger prominent. Neben dem ersten Landesbeamten Knut Bühler, der Vize-Regierungspräsidentin Mühlstadt-Grimm und dem Landesabgeordneten Ulli Hockenberger sowie Bruchsals EX-OB Bernd Doll hatte sich sogar die inzwischen 85-jährige emeritierte Regierungspräsidentin Gerlinde Hämmerle erneut auf den Weg nach Bad Schönborn gemacht. „Die schiere Anzahl und Reputation der Gäste sind ein Signal, dass es keine ganz falsche Idee war, Heribert Rech für sein Wirken über unsere kleine Kurgemeinde hinaus das Ehrenbürgerrecht anzutragen“, sagte Huge. Untermalt wurde die Feierstunden durch ein Violinentrio der Musikschule Mehrklang, denn Heribert Rech selbst spielte als talentierter Musiker einst die Geige im Kurorchester. Im Alter von 30 Jahren wurde der Träger der Verdienstmedaille der Gemeinde in Gold, Heribert Rech, 1980 Ortschaftsrat in Langenbrücken und gleichzeitig von bis 2001 Gemeinderat in Bad Schönborn. Kreisrat im Landkreis Karlsruhe war er von 1984 bis 2001. 1992 wurde er in den Landtag gewählt und blieb es für 24 Jahre.
Als junger Jurist habe er Schwung in den Gemeinderat der, wie man heute sagen würde, „alten weißen Männer“ gebracht, führte Huge aus, und mit einer Baumschutzsatzung als Novum im Landkreis nahm er Impulse von der wachsenden Ökologiebewegung auf. Sein Fachwissen und sein Einsatz – bei dem auch schon einmal die Gemeindeordnung vom Ratstisch fliegen konnte, trugen ihm das Amt des Bürgermeisterstellvertreters ein, und dass er in dieser Funktion der Rathausmannschaft erst ein Eis und dann Hitzefrei spendierte, bleibt wohl unvergessen. Huge erinnerte auch an schwere Zeiten. Den frühen Tod seiner geliebten Frau Daniela, und dabei hätten die Herausforderungen und Belastungen kein Ende genommen. Viel Work- und wenig Life-Balance, was seine beiden Töchter wohl am besten wüssten. Ehrgeiz und Einsatz, junge Menschen auf dem Weg zur Politik zu unterstützen und zur Völkerverständigung beizutragen, zeichneten ihn aus. Fleiß und hohe Arbeitsmoral zeigten sich auch bei seinem sozialen Engagement nach der Politik im Deutschen Roten Kreuz, im VdK und als Kind von Eltern, die flüchteten, bei der Heimatgemeinschaft Parabutsch. Bei allen Begegnungen habe Huge immer beeindruckt, wie glaubhaft und vorbildhaft er lebe, und nach den hohen politischen Karriereschritten immer Heribert Rech aus Langenbrücken geblieben sei. In der Hoffnung, dass er auch in Zukunft seine enorme Erfahrung und sein gutes Netzwerk zum Wohle der Region und der Kurgemeinde einbringen werde, dankte er Rech. „Sie sahen und sehen sich in der Pflicht, ohne in den Mittelpunkt rücken zu müssen.“
In seiner Laudatio ging der CDU-Abgeordnete im Europaparlament Daniel Caspary auf Rechs Zeit als Innenminister in Stuttgart ein. „Wenn wir an Heribert Rech denken, dann nicht nur an seine Ämter, sondern vor allem an seine Persönlichkeit und den unheimlich starken Menschen dahinter“, sagte er. Charmant offen, immer etwas besser gelaunt als alle anderen und stets am besten angezogen. Mit Haltung, Stil und Ausstrahlung hätte sich auch die Bild-Zeitung seiner Wirkung nicht entziehen können und krönte den „Mario Adorf der Landespolitik“ zum attraktivsten Innenminister Deutschlands. Als Abgeordneten habe ihn seine Präsenz mit Herz und Verstand ausgezeichnet, einer, der zuhören kann, und Gentleman der alten Schule ist. In seinem mit vielen Anekdoten gespickten Vortrag beschrieb er vor allem den Menschen Heribert Rech. „Für viele ist er ein Vorbild, denn noch heute zeigt er, wie es geht. Gute menschliche Politik mit Haltung und Augenzwinkern.“
„Ich habe einen Menschen kennengelernt, der die Integrität quasi verkörpert“, bescheinigte ihm sein Nachfolger im Amt Innenminister a.D. Reinhold Gall, und es sei nicht selbstverständlich gewesen, dass eine Amtsübergabe an einen Nachfolger einer anderen Partei derart gut funktioniere. Wie Caspary ging auch er auf die Vorliebe Rechs ein, mit Füller in gestochen schöner Handschrift Briefe zu verfassen, die einen besonderen Respekt dem Empfänger gegenüber ausdrücken. So habe sein Vorgänger den Computer auf seinem Schreibtisch nicht angerührt, erzählte er schmunzelnd. In seiner Dankesrede wurde Heribert Rech seinem Ruf als Redner, der laut Huge die Messlatte für alle immer sehr hochlege, gerecht. „Jeder Mensch braucht Heimat“, sagte er, und manche Stürme und Schicksalsschläge habe er überstanden, weil die Verwurzelung hier tief genug war – zuerst im kleinen Langenbrücken und dann in Bad Schönborn. Für die Zukunft habe er den brennenden Wusch, alle zu unterstützen, die sich im Haupt- und Ehrenamt um das Gemeinwohl kümmern. Demokratie entscheide sich an der Basis, wo Politik auf Realität träfe.
Sein besonderer Dank galt seinen Töchtern Eva und Isabel, die ihm stets den Rücken freigehalten hatten und mit seiner „pflegenden Hauschefin“ Nino Rusulasvili über sein Leben wachten. Östringens Bürgermeister Felix Geider hatte das Archiv durchforsten lassen und ein Bild von Rechs Geburtshaus gefunden, das er dem frisch gebackenen Ehrenbürger überreichte. (cm)