Bereits zum zehnten Mal stellen Künstlerinnen des Pilgerhauses Weinheim und der Behindertenhilfe Bensheim ihre Werke in der Galerie im Schloss aus. Vergangene Woche wurde die Vernissage gefeiert. Entstanden sind die Arbeiten im Rahmen des 25. Kunstaktionstags im September. Der wurde dieses Mal angeleitet von der Künstlerin Jana Bissdorf. Und ihre Vorgaben hatten es durchaus in sich.
Als „gar nicht so leicht“ betitelte Rainer J. Roth, Kopf des Kuratoriums der Galerie, in seiner Ansprache die Anforderungen Bissdorfs. Er musste es wissen, schließlich hatte er selbst mitgewirkt an dem Kunstaktionstag. „Eine durchaus knifflige Aufgabe“, fand auch Renate Breithecker, Sprecherin der Initiative Kunst und Diakonie. Breithecker warf einen Blick auf die Stunden, in denen die Werke entstanden waren. 30 Plätze gab es, die gefüllt wurden von Künstlern aus Pilgerhaus und Behindertenhilfe sowie Gästen. „Das Interesse ist immer groß“, erzählte Breithecker. Im Vordergrund stand der inklusive Gedanke und damit die Begegnung der Menschen mit und ohne Behinderung. Wobei: Wer eine Brille trägt, hat auch schon eine Einschränkung, grinste Pilgerhaus-Vorstand Uwe Gerbich-Demmer im Gespräch abseits der Vernissage. Und so sind die Unterschiede vielleicht manchmal gar nicht groß. In der Kunst selbst, in den geschaffenen Werken, verschwimmen sie dann teils gänzlich.
Auf großen Holzpaletten wurden die gefertigt. Genutzt wurden Stifte, Acryl und schließlich noch angemalte Bauschaumobjekte, die auf die Arbeiten geklebt wurden. Alles Schritt für Schritt eingeleitet, alles gehalten in Schwarz oder Schwarz und Weiß. „Erst zum Schluss gab es die Farbe– und auch nur eine Farbe“, erzählte Breithecker. So entstanden laut Breithecker „schwarz-weiße Werke mit Farbakzenten“, in denen gezeichnet und übermalt wurde. „Schauen Sie, was versteckt wurde“, forderte sie die Besucher der Vernissage auf. Die wurde eröffnet im Beisein „meiner Lieblinge aus dem Pilgerhaus“, freute sich Roth über die mittlerweile zehnte inklusive Ausstellung, die nach seiner Meinung „beeindruckende Bilder“ zeigte.
Mit der Ausstellung werden einmal mehr Brücken gebaut. Diesen Aspekt betonte Gerbich-Demmer in seinem Grußwort. „Die Kunstaktionstage tragen jedes Jahr dazu bei, gesellschaftliche Barrieren zu verringern, die die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft erschweren“, blickte auch er zurück auf den Entstehungstag der Exponate. „Wichtig ist uns als Pilgerhaus, dass wir Räume zur Verfügung stellen, in denen sich Menschen mit Wertschätzung und Respekt auf Augenhöhe begegnen, in dem eine Atmosphäre der Offenheit und gegenseitigen Achtung entsteht“, sagte er weiter. Dies geschehe im Rahmen der Kunstaktionstage, in denen Kunst das verbindende Element ist, in besonderer Art und Weise, war er überzeugt. Mit den Kunstaktionstagen sollen neben dem Abbau von Barrieren im öffentlichen Leben und in den Köpfen auch Begeisterung geweckt werden. Es soll aber auch gezeigt werden, „dass Menschen mit Behinderung Menschen sind wie Du und ich“, fasste es Gerbich-Demmer zusammen. Dass alle Menschen kreativ sein können, dass sie Talente haben und Kunst erschaffen können, davon darf man sich anhand der vielen ausgestellten Bilder jetzt ganz persönlich überzeugen.
Die Sonderausstellung „Kunst Inklusiv“ mit Bildern zum Thema „Suchen und verstecken“ ist bis zum 10. Januar 2025 zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen. (cs)