
Der Vortrag über Fledermäuse von Gabi Parthenschlager, Vorstandsmitglied des NABU-Mannheim und ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte der Stadt Mannheim, welcher vor kurzem im Evangelischen Gemeindezentrum stattfand, war quasi ein „Spin off“ der Fledermausführung, die der Umweltverein Anfang September in Rohrhof mit Gabi Parthenschlager veranstaltet hatte. Damals waren mit 125 Besuchern überraschend so viele Interessierte anwesend, dass nicht auf alle Fragen eingegangen werden konnte und dass vereinzelt Anwesende auch akustisch nicht alles mitbekamen, einfach aufgrund der Masse an Besuchern. An jenem Abend entstand deshalb direkt die Idee, für Interessierte nochmals eine Möglichkeit der intensiveren Information anzubieten. Dies gelang nun hervorragend beim Vortrag im Gemeindezentrum, der zwar lange nicht so intensiv besucht war wie die Fledermausführung im September, dafür aber vertieftes Wissen über die „Schönen der Nacht“ sowie regen Austausch bot.
Anhand von Plakaten, Fotos, Videosequenzen und verschiedenem Anschauungsmaterial wie z.B. Wurfzelten oder Behältnissen mit unterschiedlichen Kotarten der Tiere, vermittelte die Fledermaus-Fachberaterin, die sich seit 2021 im NABU intensiv den Fledermäusen widmet, viel Wissen über die rund 25 in Deutschland heimischen Arten. Wie zart und leicht die Tiere sind (Zwergfledermaus und Mückenfledermaus wiegen gerade mal vier Gramm, die Babys sogar nur 0,7 Gramm), überraschte manchen der Zuhörenden. Selbst das Große Mausohr, die größte in Deutschland heimische Art, bringt nur 25 Gramm auf die Waage.
Schwache oder verletzte Tiere, wie Parthenschlager sie regelmäßig als Erstbetreuerin in Obhut nimmt, werden mit Mehlwürmern und Drohnenbrut aufgepäppelt. Die Fledermauspflege erfordert viel Fachwissen. Findet man ein verletztes oder geschwächtes Tier, sollte man sich deshalb an das Notfalltelefon der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg wenden, wenn man sich nicht zufällig selbst schon sehr gut auskennt.
So wurde Gabi Parthenschlager auch schon nach Brühl in den Sonnenscheinhort gerufen, weil sich eine kleine Fledermaus in einen Sonnenschirm verirrt hatte. Nach deren Rettung wurde in der Nähe ein Fledermauskasten als besserer Unterschlupf angebracht.
Die faszinierenden Tiere leiden vielfach unter Wohnungsnot, da moderne Bauten einfach zu wenig Möglichkeiten bieten. Auch das Nahrungsangebot schwindet durch das Insektensterben. Umso wichtiger ist es (nicht nur für die Fledermäuse!), mit insektenfreundlichen Pflanzen und naturnahem Gärtnern (weniger ist hier wie so oft mehr) Lebensräume für Insekten und weitere Tiere zu schaffen. Der Umweltverein bietet deshalb schon seit 2023 mit Unterstützung diverser Förderer die preisreduzierten „Brühler Pflanzkisten“ an, wenn man einen vegetationsfreien Vorgarten wieder in eine Oase des Lebens zurückverwandeln möchte. Im Frühjahr geht das Projekt in die nächste Runde.
Wer Fledermäuse beobachten möchte, dürfte in Brühl z.B. am Friedhof Rohrhof, in der Nähe der Schillerschule und in den Naturschutzgebieten fündig werden. Die besten Chancen bestehen ab der Abenddämmerung. Die Tiere fliegen bis in die frühen Morgenstunden.
Auf die Frage, wie weit Fledermäuse eigentlich fliegen, berichtete Parthenschlager, dass es manche Tiere aus den Rheinauen zum Überwintern in Stollen im Odenwald zieht, zum Schloss nach Heidelberg oder sogar bis nach Frankreich.
Überhaupt bot der Abend viel Gelegenheit zum Fragen und zum Austausch, worüber sich Gabi Parthenschlager und Klaus Triebskorn, Vorsitzender des Umweltvereins, gleichermaßen freuten. „So ein Abend ist ganz anders als eine Führung. Es ist viel intensiver und man nimmt viel mehr mit, weil es den Raum für Fragen und die Möglichkeit, darauf einzugehen, gibt“, so Triebskorn im Anschluss. „Dieses Miteinander habe ich mir gewünscht,“ freute sich Gabi Parthenschlager.
bh