VHS-Theatergruppe Chamäleon spielt im Kulturtreff John Graham’s Komödienklassiker: „Wer trägt schon rosa Hemden?“

Es sollte ein fröhliches, harmonisches Familienwochenende werden. Harry und Muriel feiern ihren 40. Hochzeitstag. Aus diesem Anlass haben sie ihre engsten Angehörigen in ihr damaliges Flitterwochenhotel auf Mallorca eingeladen. Es sind sehr hohe Erwartungen, die beide an dieses Familientreffen knüpfen. Und so trifft es sie umso härter, als diese Erwartungen scheibchenweise von der Realität überrollt werden. Die Familienfeier droht zum Fiasko zu werden.

Die mit viel Humor gespickte Handlung entwickelt sich zusehends zu einer „Familienaufstellung“, quasi zum Psychogramm der Familie Slater.

Da sind zunächst das „Familienoberhaupt“ Harry und seine stets loyal zu ihm stehende Ehefrau Muriel. Beide geradezu Karikaturen eines traditionellen, ja antiquierten Rollenverständnisses einer „intakten Familie“ (Gerd Kiecherer und Birgit Jensen: sehr authentisch, erwartungsfroh, zunehmend desillusioniert und hilflos).

Da sind Tochter Paula, die gegen den ehelichen Alltagstrott aufbegehrt (Katrin Kraft: gekonnt verzweifelt, aber auch berechnend) und ihr Ehemann Gerald, der es sich im Status Quo bequem eingerichtet hat (Lars Behrens: herrlich langweilig, herrlich betrunken, herrlich komisch).

Da ist Harrys Bruder Roland, der sich als Regisseur von Werbespots verdingt (Peter Seiler: treffend bohemienhaft), der anstelle seiner Frau seine „Produktionsassistentin“ Miranda mitbringt (Patricia Keller: wunderbar blonder „Kanarienvogel“, ganz in gelb).

Da ist der Psychiater Dr. Johnson (Torben Schroff: sehr jung, sehr groß, sehr schmierig) und last, not least die fast 90-jährige Grandma Slater, die das Geschehen um sie herum aus ihrer Sicht begleitet (Gabriele Schiller in einer Traumrolle: erheiternd senil, ohne lächerlich zu wirken).

Gerd Kiecherer hat das Stück im Kollektiv mit der gesamten Theatergruppe typgenau besetzt und schwungvoll in Szene gesetzt. Es zählt zu den erfolgreichsten Komödien des schottischen Boulevardautors John Graham und sprüht geradezu vor Wortwitz, den das Ensemble in Balance mit ruhigeren, etwas ernsthafteren Passagen gekonnt auf die Bühne bringt. Man spürt die Sicherheit eines eingespielten Teams.

Den Zuschauern der ersten beiden Vorstellungen im voll besetzten Saal des Kulturtreffs gefiel‘s. Langanhaltender Applaus quittierte jeweils die gelungene, sehenswerte Inszenierung. Der Applaus galt sicher auch den „Chamäleons“, die hinter und neben der Bühne zum Gelingen beitrugen:

der Souffleuse Michaela Schroff, die den Darstellern, wie auch schon während des umfangreichen Probenbetriebes, zuverlässig Sicherheit vermittelte,

dem Bühnenbild von Martin Kage, der wieder einmal beeindruckend eine Kleinkunstbühne in eine Boulevard-Szenerie verwandelt hat, die der vom Autor vorgegebenen Atmosphäre eines mediterranen Urlaubshotels voll gerecht wurde. Daneben zeichnete er auch für Licht- und Toneffekte verantwortlich.

der für die Maske zuständigen Patricia Keller (zusätzlich auch als Darstellerin in die Handlung eingebunden), die den Akteuren gewohnt routiniert Farbe und ggfs. Bartwuchs verlieh, den rollentypischen Frisuren, die Dagmar Notaro dem Ensemble gekonnt verpasste.

INFO: Weitere Aufführungen am Freitag, 15. u. 22.11. jeweils 19:00 Uhr, am Samstag, 16. u. 23.11, jeweils 19:00 Uhr, am Sonntag, 17.u. 24.11., jeweils 18:00 Uhr. Alle im Kulturtreff Waldbronn-Reichenbach. Kartenvorverkauf bei Foto-Dreher, Pforzheimer Str. 33, Waldbronn, Tel. 07243/69041. (Text Theatergruppe Chamäleon)