Im Rahmen der „Langen Nacht der Demokratie“ hielt Prof. Dr. Wolfgang Müller-Commichau, Erziehungswissenschaftler, Erwachsenenpädagoge und Honorarprofessor an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden, einen beeindruckenden Vortrag über das Leben und Werk der bedeutenden politischen Theoretikerin Hannah Arendt. Der Vortrag fand mit Unterstützung der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Hauss und in Kooperation mit der Bücherei Dossenheim und fsb Dossenheim statt und zog zahlreiche Interessierte an.
Wer war Hannah Arendt? Am 14. Oktober 1906 in Linden, einem heutigen Stadtteil von Hannover, geboren, wuchs sie in Königsberg auf und studierte Philosophie, Theologie und Klassische Philologie in Marburg, Freiburg und Heidelberg. Ihre Promotion schloss sie 1928 bei Karl Jaspers ab, einem Philosophen, dem sie ihr Leben lang verbunden blieb. Arendt, die jüdischer Abstammung war, musste 1933 aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung aus Deutschland fliehen. Über Paris gelangte sie 1941 in die USA, wo sie schließlich die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm. In den USA setzte sie ihre wissenschaftliche Arbeit fort, schrieb Zeitungsartikel und lehrte an verschiedenen renommierten Universitäten.
Prof. Dr. Müller-Commichau hob in seinem Vortrag besonders Arendts bedeutende Beiträge zur politischen Theorie hervor. Ihre Berichterstattung über den Eichmann-Prozess in Jerusalem führte zu heftigen Kontroversen. In ihrem Buch “Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht von der Banalität des Bösen” (1963) argumentierte sie, dass Adolf Eichmann, einer der Hauptorganisatoren des Holocaust, kein fanatischer Antisemit, sondern ein gedankenloser Bürokrat war, der lediglich Befehle ausführte. Diese These löste eine breite Debatte über die Natur des Bösen und die Verantwortung des Einzelnen aus.
Hannah Arendt war zweimal verheiratet: Zunächst mit dem Philosophen Günther Anders (1929-1937) und später mit dem Philosophen Heinrich Blücher (1940-1970)2. Sie war bekannt für ihre Freundschaften mit bedeutenden Intellektuellen wie Walter Benjamin und Karl Jaspers. Sie verstarb am 4. Dezember 1975 in New York City.
Prof. Dr. Müller-Commichau betonte, dass Arendts Gedanken auch heute noch von großer Relevanz sind bot einen umfassenden Einblick in das Leben und Werk einer der bedeutendsten politischen Theoretikerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Analysen zu Macht, Gewalt und politischer Partizipation bieten wertvolle Einsichten in aktuelle politische Entwicklungen und Herausforderungen. Besonders ihre Forderung nach einer aktiven und informierten Bürgerschaft, die sich in politische Prozesse einbringt, ist heute aktueller denn je.
Wir bedanken uns bei Herrn Prof. Dr. Müller-Commichau für diesen inspirierenden Einblick und freuen uns auf den nächsten Vortrag der Reihe „Denken ohne Geländer“ über Martin Buber am 06. November ab 19:00 Uhr im Rathaussaal Dossenheim.
(Kral-Laier)