„Man muss versuchen, mit jedem zu reden und Herzen zu öffnen“ – darüber war sich das Organisations-Team der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ in Karlsruhe einig. Bei der sehr gut besuchten Pressekonferenz im „Tollhaus“ am Freitag der Vorwoche erfuhr man nicht nur etwas über das Programm und die Veranstaltungen, sondern auch darüber, wie Rassismus entstehen und wie man ihm möglicherweise vorbeugen kann.
Vom 17. bis 30. März finden Lesungen, Konzerte, Mitmach-Aktionen, Performances und vieles mehr zum Thema „Be human – be kind“ statt. Die Eröffnungsveranstaltung findet am Montag, 17. März, von 19.30 bis 21.30 Uhr, ebenfalls im Tollhaus, Alter Schlachthof 35 in Karlsruhe, statt. Das Grußwort wird Sara Manzari für das zivilgesellschaftliche Orga-Team zu den „Internationalen Wochen gegen Rassismus in Karlsruhe“ halten. Erwartet wird auch Sozial-Bürgermeister Martin Lenz, der ein weiteres Grußwort halten wird. Prof. Dr. Michel Friedman, deutsch-französischer Philosoph, Publizist und Jurist, wird einen Vortrag halten. Wer hingehen möchte, muss kostenfreie Eintrittstickets im Tollhaus oder bei der Stadt Karlsruhe erwerben.
Schon alleine bei der Werbung fängt die Aktion gegen Rassismus an. Auf Flyern und Plakaten stehen die Botschaften und Slogans, samt dem Motto, in 17 bis 19 Sprachen. Screens in Bahnen bzw. Bahnhöfen, ebenfalls in rund 17 Sprachen, vermitteln die Botschaft „Sei menschlich – sei freundlich“, was das Motto übersetzt bedeutet.
Dass man Freundlichkeit bzw. eine offene Haltung dem anderen gegenüber den Kindern und Jugendlichen, am besten schon in der Schulzeit, beibringen müsse, machte Sara Manzari, die auch dem Organisationsteam der Internationalen Wochen gegen Rassismus angehört sowie sich außerdem seit drei Jahren bei „Schule ohne Rassismus“ engagiert, deutlich. Manzari selbst kommt aus dem Iran und hat eine elfjährige Tochter. Sie machte den Anwesenden klar, dass man bei den Kindern anfangen müsse, zu erklären, was Rassismus ist. Dabei spiele zum einen die Bildung, die Rassismus reduzieren könne, eine Rolle. Zum anderen ist zu sagen: „Migranten stehen vor vielen sozialen, kulturellen und emotionalen Herausforderungen. Eine offene Gesellschaft und richtige Bildung können diese Schwierigkeiten verringern.“ Auch Kunst und Medien als Kommunikationsmittel könne man dafür nutzen, wie sie, die selbst Kunst- und Medienbildung unterrichtet, es auch einsetzt, sagte Manzari.
„Kunst ist eine universelle Sprache, die Kinder aus verschiedenen Kulturen verbindet. Durch Kunst lernen sie, Vielfalt zu schätzen und Menschen unabhängig von Herkunft oder sozialem Status mit Offenheit zu begegnen“, sagte Manzari. Letztes Jahr haben sie durch eine Performance mit Schülern auf dem Karlsruher Marktplatz gezeigt, wie Faktoren wie Geburtsort und Geburtsdatum, Name, Familie, finanzieller Hintergrund, Religion, Hautfarbe, Aussehen, Bildung und andere Aspekte das Leben eines Menschen beeinflussen können. Zudem stellte man dar, wie diese Faktoren die Freiheit und Entwicklung einer Person einschränken können. Ihr Fazit lautete: „Unsere Arbeit hat einen direkten Einfluss auf die nächste Generation. Durch die Fortsetzung und Erweiterung unserer Projekte können Kinder von heute zu bewussten und verantwortungsvollen Bürgerinnen und Bürgern von morgen werden.“
Auch Beispiel-Schicksale von Migranten, anderen Zugezogenen oder Hiergebliebenen wie Russlanddeutschen werden thematisiert. Wie Judith Marvi, die Leiterin des Internationalen Begegnungszentrums (IBZ), sagte, gibt es am Freitag, den 28. März, ab 18 Uhr, in der Kinemathek den Film „Ernte/Harvest“ von Pauline Cemeris und Sebastian Schönfeld zu sehen. Der Film ist ein dokumentarisches Kurzporträt von Alexander Gross, dessen Enkelin die Regisseurin des Films ist. Er wurde 1934 in der Deutschen Wolgarepublik in Russland geboren und wohnt heute in Karlsruhe-Dammerstock. Im Film erzählt er vom entbehrungsreichen Leben einer wolgadeutschen Familie in der Sowjetunion – von der ständigen Bedrohung durch Hunger, politischen Umbrüchen und den erzwungenen Wohnortwechseln. „Ernte“ heißt der Film, weil für ihn der Garten symbolisch all das verkörpert, was er in dieser Zeit an Verlust erlebt oder Schutz gesucht hat sowie auch seinen Rückzugsort darstellt. „Der Eintritt ist kostenlos“, sagte Marvi.
„Vor dem Film sehen wir ein 15-minütiges Interview mit dem Regisseur und der Regisseurin, die gleichzeitig auch die Enkelin des Protagonisten ist. Danach ist ein Gespräch geplant zwischen dem Publikum und Vertreterinnen der Kooperationspartner: Der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, den Freunde für Fremde, der Kinemathek und des ibz. Schwerpunkt oder wünschenswert wäre bei dem Gespräch, die Situation der sogenannten Russlanddeutschen heute zu erörtern, ihre Sicht auf den Heimatbegriff, Integration und ihre Erfahrungen mit Anfeindungen und Rassismus; auch im Vergleich zu heute. Wie empfinden jüngere Generationen die Geschichte ihrer Großeltern und Eltern?“ Man möchte einen offenen Austausch und Ort der Begegnung schaffen, sagte Marvi.
Mbagaan Ndour ist ein senegalischer Kunstmaler und visueller Designer. Am 22. März gibt er von 17 - 20 Uhr im Internationalen Begegnungszentrum Karlsruhe, Kaiserallee 12d, den Workshop „Mit Kunst gegen Rassismus“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dürfen ihre Gedanken zu Rassismus und Diskriminierung durch Malen und Musik ausdrücken. Die entstandenen Kunstwerke werden eine Woche lang in einer Ausstellung vom 24. - 30. März im Internationalen Begegnungszentrum ausgestellt. (war)
Info:
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