Wüstenbussarde, Weißkopfseeadler und Uhus hat es am Wochenende bei der Greifvogelschau der Vogelfreunde auf dem Steiner Hohberg zu sehen gegeben.
Mit weit ausgespannten Flügeln schwebt der Weißkopfseeadler durch die Luft – und landet zielsicher auf dem Arm von Bernhard, der sich zum Schutz vorher einen dicken Lederhandschuh übergestreift hat. Auch ein paar Minuten später ist er immer noch ganz begeistert von dem Tier, das den Namen „Montana“ trägt. „Das ist ein schöner, majestätischer Vogel“, sagt Bernhard und erklärt, es sei interessant gewesen, das mal gemacht zu haben. Dass „Montana“ mit rund 3,5 Kilogramm für einen Vogel ein stolzes Gewicht auf die Waage bringt, hat er kaum gemerkt: „Er ist ja nur für ein paar Sekunden auf meinem Arm gesessen.“ Bernhard ist am Wochenende nicht der Einzige gewesen, der auf dem Steiner Hohberg eine neue Erfahrung gemacht hat: Immer wieder werden die Besucher bei der Greifvogelschau mit einbezogen, auch und gerade die Kinder, die es kaum erwarten können, die majestätischen Tiere in Aktion zu sehen. Ausgerichtet von den Steiner Vogelfreunden, hat die Veranstaltung am Wochenende für erstaunte Gesichter und große Augen gesorgt. Zusammen mit einer Kollegin hat Vanessa Müller von der Falknerei „Garuda“ aus Weil am Schönbuch zahlreiche Tiere auf das weitläufige Gelände des Obst- und Gartenbauvereins gebracht, unter anderem einen Wüstenbussard, einen Turmfalken, einen Brillenkauz, eine Weißgesichtseule und einen Gerfalken. Letzterer heißt „Stormy“ und ist am Sonntagvormittag die erste große Attraktion.
Er gehört zu den Hierofalken, die ihre Beute nicht wie die meisten anderen Greifvögel erdolchen, sondern im Flug erschlagen. Dazu haben sie laut Müller „richtige Reptilienschuppen“ auf den Füßen, die die Kinder auch anfassen dürfen. Denn dort sind die Tiere überhaupt nicht empfindlich, an den Federn allerdings schon. Bei den Vorführungen stellt Müller jedes einzelne Tier vor, denn ihr ist es wichtig, dass die Besucher etwas lernen. Bei den Kindern will sie ein Bewusstsein dafür schaffen, dass man diese Tiere schützen und mit Respekt behandeln muss. Die Falknerei „Garuda“ bietet nicht nur Vorführungen an, sondern auch Workshops für Privatpersonen und Schädlingsbekämpfung. Müller und ihre Vögel sind gefragt, auch auf Kindergeburtstagen und Hochzeiten, an Schulen und Kindergärten, bei Filmdrehs und Fotoshootings. Wobei die Falknerin immer darauf achtet, dass die Tiere ihrer Aufgabe auch gewachsen sind. In Stein hat am Sonntagvormittag neben „Stormy“ auch „Bonny“ einen großen Auftritt: Der kanadische Uhu fliegt lautlos, kann seinen Kopf um 270 Grad drehen und jagt mit Gehör. Ein paar Nummern größer ist „Montana“, der Weißkopfseeadler, der eine Flügelspannweite von bis zu 2,2 Metern haben kann und in freier Wildbahn auch größere Tiere wie Rehe jagt.
Eigentlich wollte Falknerin Vanessa Müller ihn am Sonntagvormittag erst am Ende der Vorführung präsentieren. Doch „Montana“ kann es kaum erwarten, loszufliegen. Müller legt großen Wert darauf, dass sich die Tiere wohlfühlen, dass es ihnen gutgeht. Als die Greifvogelschau vorbei ist, bekommen sie so viel zu fressen wie sie wollen. Denn sie sollen die Veranstaltung in positiver Erinnerung behalten und wissen, dass es sich ihr Mitwirken auch beim nächsten Mal lohnen wird. Bei den Steiner Vogelfreunden ist man begeistert vom Konzept der Falknerei „Garuda“ und von ihren Vorführungen. „Das ist richtig toll, vor allem für die Kinder“, sagt Vorsitzender Gerold Benz, der ein durchweg positives Fazit zieht. Er berichtet von vielen Besuchern, von einer guten Stimmung und von einer entspannten Atmosphäre. Genauso hatte sich der Verein die Neuauflage der Greifvogelschau vorgestellt, die er 2018 zum bislang letzten Mal ausgerichtet hatte. Rund 45 Helfer und damit laut Benz so viele wie noch nie waren an beiden Tagen ehrenamtlich im Einsatz. „Ohne dieses großartige Engagement könnten wir so eine Veranstaltung nicht stemmen.“ – Nico Roller