Am 11. Mai um 7 Uhr laden wir Sie herzlich zu unserer Vogelexkursion im Stöckach-Wald, beim Renninger See und durch Offenlandlagen ein.
Zur besten Fühjahrszeit suchen wir gemeinsam mit den erfahrenen Vogelkennern Johannes und Jochen Völlm (auch bekannt durch das Projekt „Vogelzugbeobachtung Regenpfeiferacker“) nach späten Rast- und Brutvögeln, in den waldnahen Brachflächen können sich durchaus interessante Vogelarten entdecken lassen. Wir sind gespannt, wie viele Vogelarten wir hören und sehen.
Die öffentliche Führung dauert ca. 3 Stunden und ist kostenlos, über Spenden freuen wir uns.
Treffpunkt: Renningen, Waldparkplatz Hundeverein, Stöckachstr.100
Das Frühaufstehen lohnt sich! Wir freuen uns auf Sie und schöne Vogelerlebnisse. ib
Streuobst-Erlebnistag in Renningen und Malmsheim
Zum europaweiten Tag der Streuobstwiese lädt das Streuobstnetzwerk Renningen-Malmsheim am Sonntag, dem 27. April 2025, zu seinem ersten Streuobst-Erlebnistag ein. Das junge Netzwerk, im Vorjahr von engagierten Mitgliedern des NABU Renningen-Malmsheim, des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Malmsheim und der Streuobstpädagogen ins Leben gerufen, präsentiert sechs abwechslungsreiche Stationen rund um die beiden Ortsteile der Rankbachstadt, die auf informative Weise die Welt der Streuobstwiesen näherbringen sollen. Das Wetter spielt dabei prächtig mit, der Tag präsentiert sich mit wunderbarem Frühlingswetter. So werden bereits am frühen Morgen fleißig die Stationen bestückt – mit Biertischgarnituren, erfrischenden Getränken und vielfältigem Anschauungsmaterial. Wie angekündigt geht es dann gegen 12.30 Uhr los. Die ersten neugierigen Besucher finden sich ein.
Bereits in den frühen Morgenstunden herrscht im Backhaus Renningen, der Station 1, emsige Betriebsamkeit. Lothar Weiß, ein alterfahrener Backhaus-Experte, hat den Ofen bereits mit Büschele aus Obstbaumschnitt angeheizt, dessen loderndes Feuer eine wohlige Wärme verbreitet. Währenddessen schälen fleißige Hände 20 Kilogramm Äpfel, und ein großer Teigberg entsteht. In den folgenden Stunden zaubern Lothar Weiß' Tochter Ute Eisenhardt, ihr Ehemann Jörg-Peter und zwei weitere Helferinnen zahlreiche Obstkuchen – allen voran Apfelkuchen – sowie duftende Brote und Wecken. Der Kuchen wird am Nachmittag nach Malmsheim transportiert, wo er bei der Abschlussveranstaltung auf dem Gelände des OGV Malmsheim die Besucher erfreut.
An Station 2, die Sabine Holmgeirsson vom NABU Weil der Stadt zum Thema Artenvielfalt betreut, herrscht den ganzen Tag über großer Andrang. Die Insekten-Expertin Holmgeirsson fesselt die Besucher mit ihrem reichen Erfahrungsschatz, sodass selbst Kenner noch Wissenswertes erfahren. Das bereitgestellte Anschauungsmaterial wird intensiv genutzt, und ihre Ausführungen zu Insektennistkästen, der Lebensweise der Solitärbienen und zu Wespennestern regen lebhafte Gespräche an. Lediglich der Versuch, Insekten direkt auf der Wiese zu bestimmen, muss aufgrund des starken Windes und der noch etwas kühlen Temperaturen leider entfallen.
Die Imkerei, nur einen kurzen Spaziergang von der zweiten Station entfernt, zieht ebenso viele Besucher an. Hier erwartet sie ein besonderes Highlight: Imker Benedikt Peuker ermöglicht einen direkten und intensiven Blick in seine Bienenkörbe. So werden nicht nur allgemeine Informationen zu Wild- und Honigbienen, der Imkerei und der wichtigen Rolle der Bestäubung vermittelt, sondern die Besucher können das geschäftige Treiben im Inneren der Bienenstöcke hautnah erleben. Besonders Kinder sind von diesem Einblick fasziniert und lernen viel Neues. Dieser enge Kontakt mit den Bienen fordert von Benedikt Peuker jedoch seinen Tribut: Trotz aller Sorgfalt wird er zweimal im Gesicht gestochen und muss anschließend mit Cortison behandelt werden. Zum Glück bleibt dies der einzige unerfreuliche Vorfall des Tages.
Unsere beiden Streuobstpädagoginnen Rose Kuch-Krämer und Christine Berg betreuen die vierte Station, die dem Thema Wildkräuter gewidmet ist. Diese sind zum Teil essbar und können mit Speisequark vermischt in Form von Brotaufstrich auch unmittelbar an der Station in verschiedenen Varianten probiert werden. Das zugehörige Brot ist frisch aus dem Backhaus Renningen angeliefert.
Über das Schuljahr verteilt sind unsere Streuobstpädagoginnen mit Schulklassen, typischerweise der 3. Klasse, unterwegs, um den Kindern die Bedeutung und Besonderheiten der Streuobstwiesen beizubringen. Dazu besuchen sie die Streuobstwiesen zu allen Jahreszeiten, im Frühling, Sommer, Herbst und Winter, und bringen den Kindern so die verschiedenen Aspekte der Streuobstwiesen nahe. Dazu gehören Spurensuche im Schnee, Blüte, Mahd, essbare Kräuter, Ernte, verbunden mit dem Pressen frischen Apfelsafts, Baumschnitt, Baumpflanzung und vieles mehr. Die Durchführung dieser Aufgabe ist sehr wichtig, denn die Jugend ist unsere Zukunft und muss Sicherung und Erhalt unserer Streuobstwiesen in einigen Jahren übernehmen.
An Station 5 dreht sich alles um die fachgerechte Pflege von Streuobstwiesen. Hier liegen verschiedene Werkzeuge bereit, und Experten führen deren Anwendung anschaulich vor. So zeigt Johannes Föll den korrekten Baumschnitt an einem ausgewachsenen Apfelbaum, und Rainer Pfliefke demonstriert nicht nur den Umgang mit der Sense, sondern auch das Dengeln des Sensenblattes mit seiner mitgebrachten Ausrüstung. Diese einst weit verbreiteten Fähigkeiten werden heute von immer weniger Menschen beherrscht, praktiziert und weitergegeben.
Gegen 16.00 Uhr versammeln sich die Besucher nach und nach auf dem Vereinsgelände des Obst- und Gartenbauvereins Malmsheim, der sechsten und letzten Station des erlebnisreichen Tages. Auf einer großen Wiese laden zahlreiche Biertischgarnituren zum Verweilen ein, die sich rasch mit Gästen füllen. Die bereits erwähnten Kuchen aus dem Backhaus Renningen sind eingetroffen und werden mit großem Genuss verspeist. Für die Versorgung mit Getränken, insbesondere mit frischem Kaffee, sorgt Sabine Föll gemeinsam mit weiteren engagierten Helfern und Helferinnen des OGV.
Zum Abschluss des Tages führen Christine Berg und Rose Kuch-Krämer zunächst die Verlosung der Preise für die aufmerksamen Besucher durch, die alle Stationen erkundet haben. Danach schildert Franz Thoren die gravierende Problematik des seit Jahrzehnten anhaltenden Verlusts an Streuobstwiesen. Er mahnt, dass der Bestand in Baden-Württemberg seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts von 18 Millionen auf alarmierende 7 Millionen Bäume gesunken ist. Eine Studie der Universität Hohenheim warnt, dass bei unverändertem Trend bereits 2050 diese prägenden Kulturlandschaften in Baden-Württemberg verschwunden sein könnten. Doch es gibt Hoffnung: In der Politik regt sich Widerstand gegen diesen besorgniserregenden Trend. Die Anerkennung der Streuobstwiesen als immaterielles Kulturerbe im Jahr 2021, die Verabschiedung der Streuobstkonzeption BW 2030 durch das Land Baden-Württemberg im letzten Juli sowie die neue Streuobstkonzeption 2030 des Landkreises Böblingen für unsere Region zeigen erste positive Entwicklungen. Auch jeder und jede Einzelne kann durch Kauf und Verzehr von Streuobsterzeugnissen zur besseren Wirtschaftlichkeit und damit zum Erhalt unserer Streuobstwiesen beitragen.
Nach diesem ermunternden Hinweis leitet Franz Thoren über zum Festredner Thomas Wappler vom Netzwerk Streuobsterlebnis Herrenberg, einer Initiative, die maßgeblich auf dessen Engagement zurückgeht. Wappler schildert die umfassenden Maßnahmen, die in Herrenberg und seinen Teilorten Oberjesingen, Kuppingen, Haslach, Gültstein, Kayh und Mönchberg bereits erfolgreich umgesetzt wurden und für Renningen noch Zukunftsperspektiven darstellen. Dazu gehören beispielsweise zahlreiche Streuobsterlebniswege, die die Traditionen des Obstbaus wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken, Baumpflanzaktionen sowie vielfältige Veranstaltungen direkt in den Streuobstwiesen. Er spricht die Organisation der notwendigen Gerätschaften, deren Verleih und die Baumschnittentsorgung an und betont dabei wiederholt die unverzichtbare Unterstützung durch die Stadtverwaltung Herrenberg, deren Einbindung als zentralen Partner er nachdrücklich hervorhebt.
Am Ende dieses eindrucksvollen Vortrags bedankt sich Johannes Föll bei Thomas Wappler mit einem kleinen Anerkennungsgeschenk.
Die Finanzierung des Streuobst-Erlebnistags wird maßgeblich durch die von der Landesregierung initiierte Allianz für Beteiligung getragen, einem Netzwerk zur Stärkung der Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung in Baden-Württemberg. Um die aktive Teilnahme der Bevölkerung für alle sichtbar zu machen, organisiert Franz Thoren zum Ende der Veranstaltung eine lebhafte Diskussion in kleinen Gruppen, deren Ergebnisse auf Karten festgehalten werden. Die Anwesenden beteiligten sich erfreulicherweise intensiv.
Unter den Leitfragen „Meine Ideen“ und „Ich brauche“ entsteht eine Vielzahl an Rückmeldungen. Viele Punkte decken sich erwartungsgemäß mit den Themen, die bereits Thomas Wappler in seinem Vortrag ansprach. Es kommen jedoch auch neue, teils überraschende Anregungen hinzu. So fragt eine Karte beispielsweise: „Kann die Stadt Besitzer verpflichten, ihre Grundstücke zu pflegen?“ Ein interessanter Denkansatz. Weiterhin werden eine Flurkarte für Streuobstwiesen, also ein erster Schritt zu einem Streuobstkataster, sowie die Verpachtung städtischer Wiesen zur Bewirtschaftung vorgeschlagen. Ein pragmatischer Vorschlag lautet schlicht: „Die Vorgehensweise von Herrenberg kopieren.“
Zusammenfassend zeigt sich, dass der Erhalt der Streuobstwiesen vielfältige Aufgaben mit sich bringt, bei denen die aktive Einbindung der Stadtverwaltung Renningen von zentraler Bedeutung ist. Das Streuobstnetzwerk wird die gesammelten Ideen analysieren und versuchen, gemeinsam mit der Kommune einen nachhaltigen Beitrag zum Schutz der Streuobstwiesen in Renningen und Malmsheim zu leisten. Der Streuobst-Erlebnistag 2025 war hierfür ein gelungener Auftakt.