Redaktion NUSSBAUM
76669 Bad Schönborn

Volkstrauertag in Bad Schönborn

Gedenkveranstaltungen in beiden Ortsteilen und in Frankreich Vor über 100 Jahren durch den Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge zum Gedenken an...
Der Musikverein spielte, dirigiert von Andreas Bender, mit einem großen Blasorchester.
Der Musikverein spielte, dirigiert von Andreas Bender, mit einem großen Blasorchester.Foto: cm

Gedenkveranstaltungen in beiden Ortsteilen und in Frankreich

Vor über 100 Jahren durch den Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge zum Gedenken an die vielen Millionen Opfer des Ersten Weltkrieges eingeführt, soll der Volkstrauertag heute auch ein Symbol für Frieden und Versöhnung sein. In Bad Schönborn fanden in beiden Ortsteilen auf den Friedhöfen Feierstunden mit anschließender Kranzniederlegung statt.

In Mingolsheim begleitete ein über 20-köpfiges Orchester des Musikvereins mit Liedern wie „Bist du bei mir“ von Johann Sebastian Bach das Gedenken. „Was soll der Schwerpunkt, was die Botschaft sein?“ Schon Wochen vor dem Volkstrauertag mache er sich Gedanken über das Grußwort, sagte Bürgermeister Klaus-Detlev Huge, das im Jahr 2024 so lang sei, dass er die Musiker bat, Platz zu nehmen. Schon oft habe man sich in den letzten Jahren unter schwierigen globalen Rahmenbedingungen getroffen, wie etwa die Terroranschläge in Paris 2015. Wenn er sich heute frage, ob die Mahnung im Hinblick auf die vielen Opfer der Kriege angekommen sei, dann sei die Antwort nein, und im Blick auf die Welt um uns herum fühle er sich ohnmächtig wie noch nie. Dabei sei für die kommenden Herausforderungen gute Lösungen zu finden, seine Aufgabe und Antrieb. Dennoch seien es nicht nur die Kriege, die ihn bedrückten. „Lösen wir gerade die Probleme, die wir wirklich haben, oder machen wir aus Angst vor Protest und Widerstand die Augen zu vor den echten Aufgaben“, mahnte er die Politik. „Es muss ein Ruck durch unser Land gehen“, war der Titel einer Rede, die Roman Herzog 1997 hielt, und die ihm in den Sinn kam. Als er sie in weiten Teilen zitierte, hätte man aufgrund der brennenden Aktualität nicht glauben mögen, dass die Rede vor 27 Jahren verfasst wurde.

Entschieden rief er zu mehr Entschlossenheit auf, weil man sich eine Selbstblockade der politischen Institutionen nicht leisten könne. Auch wenn ihm nicht danach sei, Optimismus zu verbreiten, sei ein Lichtblick, dass man hier zusammenkomme und Europa zusammengerückt sei. So sei es nicht selbstverständlich, dass wir am 11.11. in Frankreich eingeladen waren, gemeinsam das Ende des 1. Weltkrieges zu gedenken und die Freunde aus Niederbronn beim Volkstrauertag mitwirkten.

Pfarrerin Luise Helm griff das Gefühl der Ohnmacht auf. „Es ist 5 vor 12 und vielleicht bleibt uns eine Gnadenminute“, mahnte sie, und doch zeigten die hier – wenn auch zu wenige – Versammelten ihre Kraft und ihre Macht. Auch im Blick auf eine besondere Jahreszahl, als vor 80 Jahren die Alliierten 1944 in der Normandie landeten – einem europäischen Gedenken – schilderte sie ihre Eindrücke von den endlosen Gräberfeldern, die sie im letzten Jahr dort besucht hatte. Ebenfalls gedachte sie dem Aufstand im Warschauer Ghetto im gleichen Jahr. Heute 80 Jahre später denke man an die Ukraine und Gaza. Kriege würden jedoch nicht vom Himmel fallen und Zerstörung beginne nicht mit dem Krieg, sondern ende dort. Zerstörung beginne dort, wo Menschen sich entfremden. Es komme nun darauf an, dass die Gesellschaft mit Solidarität und Liebe zusammenhalte, dann sei man weder hilflos noch ohnmächtig.

Anne Guillier, Bürgermeisterin der Partnergemeinde, stellte ihrem Grußwort voran, dass sie am nächsten Tag mit 35 jungen Menschen, die in Frankreich ihren Freiwilligendienst verrichten, in die Normandie aufbräche. In einer Welt, die von Aggressivität, Egoismus und Machthunger geprägt sei, sei es wichtiger denn je, nicht gegeneinander, sondern miteinander und solidarisch gegen falsche Ideologien zu kämpfen. „Heute wünsche ich uns, dass wir gemeinsam den Kampf für Brüderlichkeit, für die Achtung des Menschen ungeachtet seiner Religion und seiner Hautfarbe führen können. Den Kampf für die deutsch-französische und europäische Freundschaft und für den Frieden“, sagte sie. Schüler der Realschule, die mit ihrem Lehrer Sebastian Schätzel teilnahmen, trugen ihre Gedanken vor. An der Trompete begleitet von Thomas Lang, wurden die Kränze niedergelegt. Der Kirchenchor von St. Lambertus war bereits mit dem Bus nach Niederbronn-les-Bains aufgebrochen, wo unter der Leitung von Melchior Kilian Lieder gesungen wurden. Eine Delegation aus Bad Schönborn mit Bürgermeister und Gemeinderätinnen und Gemeinderäten folgten.

In Langenbrücken sprach Bürgermeisterstellvertreter Guido Woll gefolgt von Gemeindereferentin Beate Hintermayer-Tilly und Schülern der Michael-Ende-Gemeinschaftsschule. Für die musikalische Untermalung sorgte ein Ensemble der Musikschule Mehrklang und Noah Kerti an der Trompete bei der Kranzniederlegung, die gemeinsam mit André Steinmetz aus Niederbronn-Les-Bains erfolgte. (cm)

Erscheinung
Bad Schönborner Woche
Ausgabe 47/2024

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Bad Schönborn
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion Nussbaum
21.11.2024
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