Das Theater und Orchester Heidelberg stellt sein Programm der Spielzeit 2025/26 vor. Die letzte unter der Intendanz von Holger Schultze, der nach 15 Spielzeiten am Theater und Orchester Heidelberg in den Ruhestand gehen wird.
In dieser Saison stehen acht Uraufführungen in den verschiedenen Sparten, drei Festivals sowie die lang ersehnte Rückkehr des Philharmonischen Orchesters Heidelberg in die sanierte Stadthalle auf dem Plan. Die ersten drei Philharmonischen Konzerte werden noch im Congress Center Heidelberg stattfinden. Ab dem 4. Philharmonischen Konzert im Januar 2026 soll dann wieder im Konzerthaus Stadthalle Heidelberg gespielt werden.
In Holger Schultzes letzter Spielzeit kann zwar aufgrund der angespannten finanziellen Haushaltssituation der Stadt Heidelberg nicht wie geplant das iberoamerikanische Theaterfestival ¡Adelante! stattfinden. Dennoch wird es Anfang Oktober ein iberoamerikanisches Theaterwochenende geben. Rund um die Uraufführung „Propaganda oder: Sind das wirklich meine Gedanken, die ich denke?“, ein chilenisch-deutsches Schauspiel, gibt das Theater und Orchester Heidelberg vom 3. bis 5. Oktober 2025 mit Especial ¡Adelante! einen Einblick in politisches Theater aus Iberoamerika. Das Programm wird Mitte Juni gesondert vorgestellt.
Auftakt mit Nobelpreis-Stück
Eröffnet wird die Spielzeit 2025/26 wieder an einem besonderen Ort in der Stadt. Die Alte Chirurgie ist Spielort für »Die Vegetarierin« nach Literaturnobelpreisträgerin Han Kang. Es inszeniert die in Berlin lebende russische Regisseurin Evgeniia Safonova. Der Vorverkauf für die Vorstellungen im September und Oktober 2025 sowie für die Weihnachtsfeiertage und Silvester startet am 27. Juni 2025.
Der scheidende Intendant Holger Schultze kommentiert seine letzte Spielzeit: „Ich freue mich sehr auf diese letzte Saison hier am Theater und Orchester Heidelberg. In den letzten 15 Jahren haben wir hier so viel auf die Beine gestellt, da staune ich selbst manchmal. Ich bin stolz, dass es uns auch in der Spielzeit 2025/26 noch einmal gelungen ist, eine deutsch-chilenische Koproduktion zu realisieren, wir mit Evgeniia Safonova eine internationale Regiehandschrift zeigen und man sich auch beim 43. Heidelberger Stückemarkt wieder auf internationales Theater freuen kann. 2026 werden wir nun auch in die sanierte Stadthalle einziehen und am Ende der Spielzeit 100 Jahre Heidelberger Schlossfestspiele feiern. Eine Spielzeit, die noch einmal zeigt, was das Theater und Orchester Heidelberg zu leisten vermag.“
Sowohl Heidelbergs Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner als auch Kulturbürgermeisterin Martina Pfister loben Holger Schultzes erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre und sein Verdienst um den Erfolg des Theaters und Orchesters Heidelberg.
Oberbürgermeister Eckart Würzner erklärt: „Holger Schultze präsentiert seine 15. Spielzeit in Heidelberg. Seine Entdeckerfreude, seine klugen, innovativen Programme und sein Engagement für ein Theater, das Menschen berührt und künstlerisch überzeugt, strahlen weit über die Region hinaus. Wir sind stolz auf unser Theater, das unter Holger Schultzes Intendanz immer auch ein aktiver gesellschaftlicher Akteur ist, das nicht nur unterhält, sondern in Austausch geht, sich international vernetzt, zur Meinungsbildung beiträgt und unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert. Auch deshalb hat er Rekordzahlen geschrieben und vor allem auch junge Menschen an das Haus herangeführt. Ich wünsche ihm und dem ganzen Team eine erfolgreiche letzte Spielzeit hier in unserer Stadt.“
Und Kultur-Bürgermeisterin Martina Pfister ergänzt: „Das Theater ist ein kulturelles Herzstück unserer Stadt. Mehr als 220.000 Besucherinnen und Besucher jede Spielzeit belegen das und honorieren, wie Holger Schultze und sein Team mit anspruchsvollen Programmen und Formaten auf die Gegenwart reagieren, kulturellen Diskurs gestalten und Stadtgesellschaft einbinden. Zuletzt 10.000 Besucherinnen und Besucher beim Stückemarkt, kaum noch Kartenkontingente für die Schlossfestspiele – das ist mehr als beeindruckend und ich bin überzeugt, dass auch die kommende Spielzeit ein Erfolg wird.“
Eröffnet wird die Musiktheater-Saison mit Puccinis lyrischem Drama „Manon Lescaut“, inszenieren wird Friederike Blum und die musikalische Leitung übernimmt Generalmusikdirektor Mino Marani. Ab November steht die Tango-Operita von Astor Piazzolla „María de Buenos Aires“ in der Inszenierung von Guillermo Amaya und der musikalischen Leitung von Dietger Holm auf dem Spielplan. Im März folgt dann mit Richard Strauss’ „Der Rosenkavalier“ ein Highlight im Musiktheater. Es inszeniert Andrea Schwalbach, die musikalische Leitung übernimmt auch hier GMD Mino Marani. Den Abschluss der Saison bildet Mozarts Dramma giocoso „Così fan tutte“. Neben diesen Stücken werden „Singin’ in the Rain«, „La Cenerentola“, „Mein Schwein pfeift Mozart“ und „Fidelio“ auf dem Spielplan stehen. Die Mitglieder des Opernensembles laden auch in der kommenden Saison zu drei Liedsoireen in den Alten Saal ein, um die vielen Facetten der Liedkunst zu präsentieren.
Vom 28. November 2025 bis 25. Januar 2026 findet im Schloss Schwetzingen das traditionsreiche Barockfest Winter in Schwetzingen statt. In der 19. Ausgabe des Festivals steht mit Agostino Steffani ein Komponist im Zentrum, dessen Musik die italienische und die deutsche Musiktradition verbindet. Seine Oper „Der in seiner Freiheit vergnügte Alcibiades“ bietet ein Wiedersehen mit Clemens Flick als musikalischem Leiter. Die Regie von Tom Ryser verspricht einen furiosen Musiktheaterabend im pittoresken Rokokotheater. Das vollständige Programm des Festivals wird Mitte Juli gesondert vorgestellt.
Die Schauspielsparte bringt 2025/26 sowohl Klassiker als auch eine abwechslungsreiche Auswahl aktueller Werke auf die Bühnen des Theaters und Orchesters Heidelberg. Nach der Spielzeiteröffnung mit „Die Vegetarierin“ nach Han Kang in der Alten Chirurgie und der chilenisch-deutschen Koproduktion „Propaganda oder: Sind das wirklich meine Gedanken, die ich denke?“ im Rahmen des iberoamerikanischen Theaterwochenendes folgt noch im Herbst „Der zerbrochne Krug“ von Heinrich von Kleist in einer Inszenierung des Regieduos Katharina Schmidt und Roman Konieczny.
Vor dem Jahreswechsel feiern im Dezember weitere drei Schauspielproduktionen Premiere: Die Uraufführung »Immer nach Hause« nach Ursula K. Le Guin wird im Zwinger in einer Inszenierung von F. Wiesel zu sehen sein, während Tennessee Williams’ „Die Katze auf dem heißen Blechdach“, inszeniert von Holger Schultze, im Marguerre-Saal spielt. Kurz vor Weihnachten darf sich das Publikum dann über eine besondere Produktion freuen: Für die Revuette „Völlig losgelöst“ stehen Mitglieder des Schauspiel- und des Musiktheaterensembles gemeinsam auf der Bühne. Die Regie übernimmt ebenfalls Intendant Holger Schultze, dessen Liederabende seit vielen Spielzeiten die Zuschauer*innen begeistern.
Im Februar folgt im Schauspiel „Jeder stirbt für sich allein“ nach Hans Fallada, inszeniert von Natascha Kalmbach, der Leiterin des Jungen Theaters Heidelberg. Es schließt an „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ nach dem in Heidelberg aufgewachsenen Autor Saša Stanišić in einer Bühnenfassung von Hannah Frauenrath, die auch Regie führen wird. Es folgt die Antikenüberschreibung „We Are Family“ nach Euripides, Aischylos und Sophokles von Tine Rahel Völcker, inszeniert von Jana Vetten, bevor die Uraufführung „Auf der andern Seite des Monds“ nach Motiven aus der Welt von Hilde Domin von Marcel Kohler in dessen Regie zu sehen ist.
Am 24. April 2026 wird der 43. Heidelberger Stückemarkt mit Yannic Han Biao Federers „Asiawochen“ eröffnet, das in diesem Jahr nicht nur mit dem Autor*innenpreis, sondern auch mit dem SWR Kultur Hörspielpreis und dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde. Die Spielzeit im Marguerre-Saal beschließt Regisseurin Kathrin Sievers mit der beliebten Komödie „Das Abschiedsdinner“ von Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière.
Neben den zahlreichen Premieren freut sich das Schauspiel auf die Rückkehr von Erfolgsstücken aus vergangenen Spielzeiten: „Mord im Orientexpress“,"Der Trafikant“,"Die Zeit fährt Auto“ sowie „Der talentierte Mr. Ripley“ und „Biedermann und die Brandstifter“ sind auch in der kommenden Spielzeit zu sehen.
Das traditionsreiche Festival für Gegenwartsdramatik, der 43. Heidelberger Stückemarkt, findet vom 24. April bis 3. Mai 2026 statt. Seit 1984 präsentiert er die Avantgarde des Theaters. Vorverkaufsstart und Zeitpunkt der Programmveröffentlichung des Heidelberger Stückemarkt 2026 werden noch bekannt gegeben.
Auch dieses Jahr verspricht das Programm des Jungen Theaters Heidelberg wieder aktuelle Themen für junges Publikum auf die Bühne des Zwinger 3 zu bringen. Den Start macht das Stück „Troja! Blinde Passagiere im trojanischen Pferd“ von Henner Kallmeyer, der in seinem Stück das Thema Krieg anhand des antiken Stoffs verhandelt. In Szene setzen wird das Stück Linda Bockmeyer. Das Familienstück zur Weihnachtszeit der Spielzeit 2025/26 ist »Die kleine Hexe« von Otfried Preußler. Die Inszenierung übernimmt Yvonne Kespohl.
Und gleich ein zweites Stück von Otfried Preußler steht auf dem Spielplan des Jungen Theaters: „Krabat“ in einer Bearbeitung von Frank Alexander Engel, der auch Bühne, Kostüm, Regie und Figurenspiel übernehmen wird. In der zweiten Spielzeithälfte stehen dann drei Uraufführungen auf dem Plan des Jungen Theaters. Im Februar bringt Cédric Pintarelli die Stückentwicklung „MEINS und DEINS“ zum Thema Teilen und Besitzen auf die Bühne. Auch in der kommenden Spielzeit hat das Junge Theater Heidelberg mit Unterstützung durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg ein Auftragswerk an Armela Madreiter vergeben. In „Ist das gerecht?“ (Arbeitstitel) geht es um die großen Fragen rund um Gerechtigkeit, Mitbestimmung und Demokratie. Inszenieren wird Pascal Wieandt.
Den Abschluss der Uraufführungsreihe bildet das spartenübergreifende Stück auf dem Heidelberger Schloss „Das hässliche Entlein“ frei nach Hans Christian Andersen in einer Fassung der Leiterin des Jungen Theaters Natascha Kalmbach, die gemeinsam mit Iván Pérez auch die Regie übernehmen wird. Die jungen Theaterbesucher*innen dürfen sich außerdem auf die Rückkehr von „Funken“, „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ und „20.000 Meilen unter dem Meer“ freuen.
Das Dance Theatre Heidelberg (DTH) eröffnet die neue Saison mit dem Doppelabend „Dance × 2“. Für diesen Abend wird das Ensemble geteilt und präsentiert mit Arbeiten von Astrid Boons und dem Duo Panzetti/Ticconi zwei unterschiedliche choreografische Handschriften. Auch in seiner letzten Spielzeit am Theater und Orchester Heidelberg bringt Iván Pérez noch einmal eine Uraufführung auf die Bühne des Marguerre-Saals.In „Bodies of Water“ setzt sich der Künstlerische Leiter des Dance Theatre Heidelberg mit der facettenreichen Beziehung von Wasser und Tanz auseinander. Noch einmal wird in „Freiraum“ den Tänzer*innen des DTH die Möglichkeit gegeben, eigene choreografische Arbeiten auf die Bühne zu bringen.
Das Philharmonische Orchester Heidelberg unter GMD Mino Marani steht zwischen Aufbruch und Heimkehr: Die ersten Philharmonischen Konzerte finden noch im Heidelberg Congress Center statt, ab 2026 kehrt das Orchester in die sanierte Stadthalle zurück. Musikalisch umfassen die acht Philharmonischen Konzerte Werke von klassischer Sinfonik über Spätromantik bis zu zeitgenössischen Kompositionen.
Das 1. Philharmonische Konzert „Mythen“ am 8. Oktober 2025 eröffnet mit Werken von Maurice Ravel, Karol Szymanowski und Sergej Rachmaninow die neue Saison. Ein besonderer Fokus liegt wie im Musiktheater auf Richard Strauss, der mit mehreren Werken verschiedener Schaffensperioden präsent ist: Seine sinfonische Dichtung „Don Quixote“ erklingt im 3. Philharmonischen Konzert, die Serenade Es-Dur im 4. Philharmonischen Konzert. Im 5. Philharmonischen Konzert »Ciel d’hiver" am 25./26. Februar 2026 wird Oxana Omelchuk mit dem Heidelberger Künstlerinnenpreis 2026 ausgezeichnet. Neben ihrem Werk »und alle flieger fliegen nach minsk« für Vokalensemble und Orchester erklingen Kompositionen von Kaija Saariaho und Dmitri Schostakowitsch.
Auf dem Programm der kommenden Spielzeit steht der zweite Teil des erfolgreichen neuen Konzertformats "BEEEEEEEEEthoven!". Nachdem in der laufenden Saison die Sinfonien 1 bis 4 zu hören waren, sind in der Spielzeit 2025/26 nun die Sinfonien 5 bis 8 im Alten Saal zu erleben. Nach der Musik gibt es wieder Raum und Zeit, um mit Dirigent/GMD Mino Marani und den Musiker*innen ins Gespräch zu kommen. Den krönenden Abschluss der Reihe bildet Beethovens 9. Sinfonie im 8. Philharmonischen Konzert im Konzerthaus Stadthalle Heidelberg.
Auch wenn die Schlossfestspiele traditionell das Ende der Spielzeit beschließen, so wird es im Juli 2026 auch noch einmal im großen Haus turbulent. Holger Schultze wird sich nicht nur mit einer Abschiedsgala vom Heidelberger Publikum verabschieden, sondern auch noch einmal zu einem Tag der offenen Tür einladen.