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Vom Flüchtling zum Bürgermeister: Ryyan Alshebl und das moralische Dilemma

Am Donnerstag, 14.11.2024, war Ryyan Alshebl, Bürgermeister von Ostelsheim im Landkreis Calw, auf Einladung der Asperger Grünen und des Arbeitskreises...
Bürgermeister Eiberger begrüßte den Kollegen aus Ostelsheim. Michael Klumpp (links) moderierte den Abend.
Bürgermeister Eiberger begrüßte den Kollegen aus Ostelsheim. Michael Klumpp (links) moderierte den Abend.Foto: Grüne

Am Donnerstag, 14.11.2024, war Ryyan Alshebl, Bürgermeister von Ostelsheim im Landkreis Calw, auf Einladung der Asperger Grünen und des Arbeitskreises Asyl zu Gast im Keltensaal. Der Keltensaal war voll besetzt und Ryyan Alshebl wurde freundlich und neugierig empfangen, denn es saßen auch zahlreiche, hier in Asperg lebende, überwiegend syrische Flüchtlinge im Saal, die mit ihm ins Gespräch kommen wollten. Geduldig posierte Ryyan Alshebl zu zahlreichen Selfies, bis Michael Klumpp den Abend offiziell eröffnete und die Gesprächsrunde einleitete.

Ein voll besetztes Haus zeigt, dass es wichtig ist, mit Menschen zu sprechen, die wirklich Erfahrung mit dem Thema Migration haben. Ryyan Alshebl engagiert sich, weil er den vielen falschen Darstellungen etwas entgegensetzen will. Wir und die Anwesenden wollten Fragen stellen und erfahren, welche Antworten es geben kann. Die Zuhörer beteiligten sich auch ausführlich an dem Gespräch.

Als Ryyan seine Geschichte erzählt, fällt sofort auf, mit welch "geschliffenem Hochdeutsch" er dies tut. Daraus leitet er auch ab, dass eine erfolgreiche Integration nur über die Sprache erfolgen kann. Er habe in der Anfangszeit unendlich viele Stunden vor dem Fernseher verbracht und deutsche Programme angeschaut, um die Aussprache zu lernen. Er dankte auch den engagierten Menschen in Calw, die über einen Arbeitskreis Asyl Flüchtlinge unterstützten. Das gab ihm die Chance zur Integration, die er nutzte.

In der folgenden Fragerunde und Diskussion wurde aber auch klar, dass im Jahre 2024 durch die hohe Zahl der zwischenzeitlich Zugewanderten die Situation schwieriger geworden ist und wir in einem moralischen Dilemma sind. Denn einerseits werden rund 6.000 syrische Ärzte willkommen geheißen und andererseits fühlt sich die Gesellschaft mittlerweile überfordert.

Ryyan will die Zuwanderung steuern und sucht Lösungen für den Fachkräftemangel in Deutschland. Aber es muss auch klar sein, dass das Zusammenleben eine Bereitschaft zur Integration erfordert. Davor muss aber die Zeit genutzt werden, um die deutsche Sprache zu erlernen. Daraus ergibt sich ein weiteres Dilemma, denn während die offiziellen Sprachkurse besucht werden, können aus zeitlichen Gründen allerhöchstens Minijobs und keine 100%-Stellen angenommen werden.

Es ist also klar, einfache und schnelle Lösungen, wie sie oftmals plakativ in den Raum geworfen werden, gibt es nicht. Wir sind alle gefordert gemäß unserem Grundgesetz, sowohl dem Strafgesetz Geltung zu verschaffen als auch die große Mehrzahl der Integrationswilligen im Arbeits- und Wohnungsmarkt aufzunehmen.

Am Ende der Fragerunde bestand noch die Möglichkeit, mit Ryyan Alshebl bei "Snacks und Fingerfood", die von unseren syrischen Mitgliedern des AK Asyl nach syrischen Rezepten hergestellt wurden, ins Gespräch zu kommen.

Ebenso standen unser Bürgermeister Christian Eiberger und der im Landratsamt Ludwigsburg für den Fachbereich Asyl und Migration Verantwortliche, Martin Schliereke, für Gespräche zur Verfügung.

Gerlinde Bäßler vom AK Asyl und Merie Khalil im Gespräch mit Ryyan Alshebl
Gerlinde Bäßler vom AK Asyl und Merie Khalil im Gespräch mit Ryyan Alshebl.Foto: Grüne
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Asperger Nachrichten – Amtsblatt der Stadt Asperg
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Ausgabe 47/2024

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