Stammbesucher werden sich erinnern: Gleich zum Start der Filmkunstreihe, im Herbst 2007, war „Walk the Line“ einer der ausverkauften Programm-Höhepunkte. 2014 kam er auf vielfachen Wunsch ein zweites Mal zum Einsatz – und wieder ausverkauft. Mit dem mitreißenden Biopic hat Regisseur James Mangold Johnny Cash ein großartiges cineastisches Denkmal gesetzt. Das gelingt ihm nun abermals perfekt mit dem Porträt der Singer-Songwriter-Ikone Bob Dylan. Sehr klug beschränkt er sich auf die ersten fünf Jahre vor dem großen Durchbruch des Musikers. 1961 kommt er als Teenager in New York City an. Im Gepäck hat dieser „Complete Unknown“ seine Gitarre sowie ziemlich große Träume von einer Karriere als Musiker. Die Folk-Legenden Pete Seeger und Woody Guthrie erkennen schnell das außergewöhnliche Talent des 19-Jährigen. Bei Frauen erregt der attraktive Junge mit der Mundharmonika gleichfalls Aufmerksamkeit. Mit der selbstbewussten Sylvie Russo beginnt eine erste Lovestory. Als sie verreist, schlägt die Stunde für Joan Baez. Wenn Bob, am Morgen danach, verpennt und in Boxershorts, seine Gitarre schnappt und ihr das noch unfertige „Blowin‘ in the Wind“ vorsingt, sorgt das für großartige Momente, die ein Biopic braucht, um lebendig zu sein.
Überzeugend vermittelt Timothée Chalamet die Entwicklung Dylans vom unbeschwerten jungen Mann zum zunehmend unter seinem Ruhm leidenden Star. Die hervorragend ausgewählte Musik sorgt dafür, dass der Film nie zu wortlastig wird und vermittelt die Stimmung des gesellschaftlichen Wandels. Auch die Ausstattung ist perfekt. Für zweieinhalb Stunden tauchen wir ein in die Atmosphäre der frühen 1960er Jahre und die amerikanische Folk- und Gegenkultur. So ersteht das längst verlorene Greenwich Village wieder auf, mit originalgetreu wirkenden Straßen, Cafés, Kellerclubs und Plattenläden.
Das Scala-Kino in der Benefizgasse 5 zeigt „Like a Complete Unknown“ am Mittwoch, 27. August. Beginn: 20.30 Uhr, Eintritt: 6,50/7,50 Euro. Vorverkauf/Reservierung: im Kino oder unter www.kinostar.com