Im Gespräch mit dem Kunstverein-Vorsitzenden Boris Kerenski gab die Schriftstellerin am Dienstagabend in der Stadthalle Einblicke in die Entstehung, die sie mit ihrer Lesung verdeutlichte.
„Wir haben heute eine Buchtaufe zu feiern“, begrüßte Boris Kerenski die vielen Gäste, die zur Buchpremiere von Tina Stroheker in die Stadthalle gekommen waren. Es sei ein literarisches Schwergewicht mit gut 450 Seiten, das der Kunstverein, gemeinsam mit der Lyrikerin herausgegeben habe. Die Tradition der „Eislinger Edition“, der Kunstverein gibt seit 1990 neben Ausstellungskatalogen in größeren Abständen die Bücher zur und mit Literatur heraus, wird damit fortgesetzt. Schon 1998 erschien zu Strohekers 50. Geburtstag der Doppelband „Aufenthalt“.
Eine Reihe wird fortgeschrieben
Jetzt feiert sie den 77. Geburtstag und mit „über & über“ geht es weiter. Texte aus fast 30 Jahren, der älteste stammt aus dem Jahr 1996, der jüngste aus 2024, sind im Buch gedruckt, geben Einblick ins Leben und Schaffen und vor allem in die Gedankenwelt der Autorin. Die Textbezüge sind sowohl regional als auch überregional, entstanden mit Anlass. Anlässe um Texte zu verfassen gibt es für Tina Stroheker viele, Beispiele sind Schriftsteller-Kollegen, über deren Schaffen sie im Buch schreibt, es gibt von Stroheker verfasste Grußworte und Würdigungen zum Lesen, es geht auch um Josef Eichendorff oder Eduard Mörike.
Fast tagebuchartige Notate zu Tina Strohekers Arbeiten sind abgedruckt. Gesellschaftspolitische Themen kommen nicht zu kurz, da schreibt Stroheker etwa über Frauenampeln in Eislingen oder ganz konkrete Ereignisse, beispielsweise die Nacht als Polen in die EU aufgenommen wurde, 2004 war Stroheker in Polen mit dabei. Das Kapitel über Kunst sei stark regional fokussiert, erzählte die Autorin, ein Beispiel ist Anja Luithle und ihre Installation in einem Eislinger Kreisverkehr.
Boris Kerenski zeigte sich nicht nur vom Inhalt, sondern auch der Aufmachung des Buches begeistert, schwärmte von Haptik, Schrift und Covergestaltung. Immerhin gut zwei Jahre Arbeit stecken in dem Werk. Hochwertig ist der passende Ausdruck und das kostet Geld, das der Kunstverein alleine nicht hätte aufbringen können. Kerenski dankte den Sponsoren, darunter auch die Stadt Eislingen, Stiftungen und privaten Unterstützern, die das Buchprojekt ermöglicht haben. Im Buch finden sich Texte über Literatur, Kunst, gesellschaftliche Fragen, dazu eine Auswahl von Laudationes, sprich Texte anderer Autoren über Tina Stroheker, die ansonsten nicht in Büchern veröffentlicht werden. „Über die Laudationes habe ich mich gefreut und es ist eigentlich schade, dass sie nie veröffentlicht werden“, so Stroheker.
Kunst, Literatur und der Tod
Der Dialog zwischen Kunst und Literatur ist der Autorin wichtig, das wird auch bei den, von ihr gelesenen Texten, deutlich. Ihre Gedanken zur Skulptur in der Eislinger Aussegnungshalle seien eine Aussage über den Zusammenhang zwischen Kunst und Tod. Oder der Text, betitelt mit „Der Moment“ zum Film „ 4 Minuten“, der das Hin- und Hergerissen sein von zwei Frauen in Bezug auf Nähe und Distanz beschreibt. Nicht nur die Buchvorstellung mit Lesung würdigt das Schaffen der Eislinger Autorin, mit dabei waren auch Studierende der Kunsthochschule, die während der Veranstaltung eine Dokumentation gedreht haben. irs