
Als Max Clouth und Luis Gallo mit ihren erlesenen Instrumenten pünktlich den alten Technikraum des Hauses der Musik betreten, werden sie zuerst durch den Fotografen der Rhein-Neckar Zeitung gebremst, der um Position und „Pose“ für seine Bilder bittet. Lächelnd und geduldig kamen die beiden Musiker seinen Anweisungen nach, und sie strahlen dabei eine Freundlichkeit aus, die sie während des gesamten großartigen Konzertes, welches sie danach entfesseln werden, beibehalten werden. Sie entdecken die kleine Fernbedienung der Beleuchtung und testen erst einmal die verschiedenen farbigen Effekte durch. Gemeinsam mit dem Publikum wird eine passendes warmes Preset gewählt, aber im Laufe des Abends wird Max Clouth immer wieder belustigt mit der Fernbedienung hantieren – schönes Spielzeug …
Als beide danach die ersten Töne auf ihren sehr edlen und außergewöhnlichen Instrumenten spielen, beginnt ein musikalisches Erlebnis, welches die Programmvielfalt, die der Verein zur Pflege der Livemusik inzwischen mit seinen Veranstaltungen bietet, deutlich erweitern wird.
Clouth und Gallo nahmen uns mit auf eine weite Reise durch ihre Welt. Sie führt uns nach Gallos Spanien mit seinem wilden und leidenschaftlichen Flamenco, Clouth verbindet Jazz-Elemente mit seiner spirituellen Verbindung nach Indien. Dies klingt unvereinbar, doch genau das schaffen die beiden Ausnahmegitarristen, und sie kreieren damit eine Kulturgrenzen überschreitende aufregende und eigenständige Musik.
Beide sind natürlich Virtuosen auf ihren Instrumenten, und sie nutzen diese Virtuosität unaufgeregt und selbstverständlich. Sie lassen sich gegenseitig viel Raum, und – besonders wichtig! – sie duellieren sich nicht, nicht einmal ansatzweise wird versucht, den Kollegen zu übertrumpfen oder ähnliche Spielchen zu betreiben. In allen Stücken ergänzen sich die beiden zu einem harmonischen Duo. Clouths imposante zweihalsige Gitarre des belgischen Gitarrenbauers Philipp Neumann (Antwerpen) ist ein Konzerterlebnis für sich. Dieses Instrument liefert einen atemberaubenden Klangteppich, der angenehm zurückhaltend von ihm mit einer kleinen Anzahl von elektronischen Hilfsmitteln auf seinem „Pedal Board“ vor seinen Füßen unterstützt wird. Ein wenig Hall und Echo, wobei er besonders von einem „Reversed Delay“ angetan scheint. Sein Spiel erinnert teilweise ein wenig an John Mclaughlin und Pat Metheny. Die „spanischen“ wilden Jagden über das Griffbrett des Kollegen Gallo beherrscht und ergänzt er aber ebenso.
Luis Gallo ist im Gegensatz zu seinem Kollegen deutlich puristischer. Er konfrontiert sein Publikum mit atemberaubenden Verrenkungen der Greifhand und schafft dadurch Harmonien und Klänge, die anwesende Gitarristen im Raum sprachlos machen. Er perlt und trommelt Scalen und Läufe, und rattert Rhythmik in den Raum – unfassbar. Seine sehr klassische spanische Gitarre erzeugt einen fantastischen Wohlklang, auch hier lediglich mit etwas Hall angereichert.
Clouth und Gallo erweisen sich auch als glänzende Komponisten, die Mehrheit ihres Programms ist aus eigener Feder. Der Frankfurter Clouth berichtet, dass er sich bei Reisen von Städten, Gebäuden und Museen inspirieren lässt. Er führt uns nach Mumbai und zur Schloss-Klosteranlage El Escorial nordwestlich von Madrid, Gallo (gesprochen „Gaijo“), dessen Kompositionen tief verwurzelt sind in der Kultur seiner Heimat, erzählt uns humorvoll von seiner Begegnung als Student in Wien mit dem „Goethe und Pabst“ der Flamenco Gitarre Paco de Lucía.
Fremde Stücke werden Clouth/Gallo typisch interpretiert. So überrascht beim Konzert „Opener“ das Thema von George Harrison’s „While my Guitar gently weeps“, und das „Spain“, das einst Chick Corea für die Band Return to Forever schrieb, eigentlich wie ein klassisches Gitarrenstück klingt, beweisen sie eindeutig.
Clouth und Gallo touren viel, ob als Duo oder mit anderen Musiker:innen in anderen Projekten. Clouth spielt mit seiner Band „Ragawerk“ am 7. Juni im „Muddy’s Club“ in Weinheim, das habe ich mir notiert. Beide haben uns einen unvergesslichen Abend beschert, der noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Am Rande: Betroffen machte eine kleine Geschichte von Luis Gallo, der nach einem Konzert einem Zuhörer eine CD verkaufte. Als dieser freiwillig ihm dafür zwanzig Euro in die Hand drückte, musste er daran denken, dass er wohl „ein Leben lang“ nicht so viel Geld von Spotify erhalten werde …
Blues-Session mit der ElVille Bluesband
Gast: Jimmy Reiter
15.04.2025 19:30
Museumsscheuer Dossenheim
Rathausstr. 57
Eintritt € 15
Auf hohem Niveau bleiben wir auch bei der 1. Blues-Session der Saison 2025, wenn am 15.4. in der Museumsscheuer kein Geringerer als Jimmy Reiter aus Osnabrück, einer der führenden Blues-Gitarristen Europas, als Gast der ElVille Bluesband seine Gitarre an seinen Fender Amp einstöpseln wird. Die Süddeutsche Zeitung schrieb einst über ihn: „Die Gitarre klebt förmlich an ihm, als sei sie Teil seines Körpers. Seine Finger jagen gelenkig über das Griffbrett. Und mit seiner Stimme umgarnt er das Publikum, als sei er ein erfahrener Wanderprediger. Jimmy Reiter, der geborene Bluesman, spielt seine Musik hingebungsvoll …“
Es wird dringend empfohlen, Eintrittskarten zu erwerben oder eine Reservierung über die Homepage des Vereins (www.livemusik-dossenheim.de) zu veranlassen.
(Nolze)