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Vor 200 Jahren

Großfürstin Helena Pawlowna von Russland spendet dem Frauenverein Weinsberg im Jahr 1824 500 Gulden Von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann (Fortsetzung...
Foto: Wiedmann

Großfürstin Helena Pawlowna von Russland spendet dem Frauenverein Weinsberg im Jahr 1824 500 Gulden

Von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann

(Fortsetzung vom Nachrichtenblatt Nr. 41/24 und Ende)

Zur Spende von Großfürstin Helena

Ihr Schreiben vom 15./16. März 1824

Übertragen und übersetzt von Klaus Heiland

Anmerkung

Das ist deswegen bemerkenswert, weil Archivalien, die mit „Miscellanea“ bezeichnet, dort normalerweise nicht angezeigt werden. Miscellanea (lateinisch) = Archiv – Ablagebegriff heißt übertragen „Kleine Aufsätze oder Schreiben verschiedenen Inhalts“.

Auf Deutsch „Sammelsurium“ = Anhäufung von Dingen, die nichts miteinander zu tun haben.

Zum Titelblatt (siehe Bild 1), Fettgedrucktes übersetzter Teil

Titelblatt der Spende

Spenden-Dokument vom 15./16. März 1824

Unter dem gedruckten Oberbegriff „Acten des Königlichen Ministeriums der Familien-Angelegenheiten des Königlichen Hauses betreffend“ steht die handgeschriebene Zusammenfassung des Inhalts des Dokuments.

„Beitrag Ihrer Kaiserl. Hoheit der Großfürstin Helena von Russland zur Erhaltung der Burgruine in Weinsberg 1824“

Textblatt der Spende

Auf Seite 2 steht:

„Schreiben an den Frauenverein zu Weinsberg, 15. März 1824“

Übertragung des Textes:

„Das lebhafte Interesse, welches Ihre Kais. Hoh. die Großfürstin Helena (von Russland) auch in der Entfernung von (ihrem) Vaterlande allen Angelegenheiten desselben schenkt, hat Ihre Kais. Hoh. bewogen, auch zur Erhaltung der merkwürdigen Burgruine zu Weinsberg durch einen bedeutenden Beitrag mitzuwirken“.

Randnotiz, dem Text vorgelagert:

„Eine hierzu von der Frau Großfürstin bestimmte Summe von fünfhundert Gulden (1.000 Rubel) wird nach Weinsberg übersandt. Nach einem P.S. (?) ist das Geld nach Weinsberg abgegangen“.

Weiter im Text des Schreibens:

„Beauftragt den daselbst gebildeten Frauenverein hiervon zu benachrichtigen, verbinde ich damit das Erbitten, das Danksagungsschreiben, welches der Verein an seine hohe Beschützerin für diese reiche Unterstützung seines Zweckes zu verfassen, sich ohne Zweifel gedrungen fühlen wird, an seine hohe Bestimmung zu befördern, indem ich bemerke, daß zu diesem Dank Euch die Einsendung derselben möglichst zu beschleunigen tragen möchte, damit ein binnen weniger Tage von Russland abgehender Courier mit der Überbringung beauftragt werden kann.

Mit Vergnügen benütze ich diesen Anlaß, dem Frauenverein die Versicherung meiner vorzüglichen Hochachtung auszudrücken“. „Namenskürzel Unterschrift (unleserlich) 16.3.“

Soweit diese Abschrift des abgegangenen Schreibens. Deutlich sichtbar durch einen dickeren Federkiel hat irgendeine höhergestellte Person ein paar Änderungen und Ergänzungen in dem Text, sicher nachträglich, angebracht. Wir haben diese Worte in der Übertragung in Klammern gesetzt. Wenn wir den Bandwurmsatz von „Beauftragt“ bis „werden kann“ betrachten, brauchen wir uns für unsere manchmal sperrigen Satzbildungen auch nicht zu schämen.

Wer aber war die Frau, die den Frauenverein so sehr gefördert hat, der das Anliegen, die Burgruine zu erhalten, so am Herzen lag? Ihr Vater war der in der württembergischen Geschichte als „böse“ bezeichnete Prinz Paul, der Bruder König Wilhelm I.

Sein Streit mit seinem Bruder und seine diversen Eskapaden sind legendär und wären hier mehr als abendfüllend.

Die Brüder waren sich lebenslang in herzlicher Abneigung verbunden. Doch wir wollen hier nur auf die Tochter eingehen. Charlotte, ihr Geburtsname, war das älteste von vier Kindern des Prinzen Paul aus seiner Ehe mit der Herzogin Charlotte Catherine von Sachsen –Altenburg – Hildburghausen und wurde am 9.1.1807 in Stuttgart geboren.

Auch aus St. Petersburg hielt Helena stets Kontakt zu deutschen Fürsten und Diplomaten. Auch Kaiser Wilhelm I. und Reichskanzler Bismarck, früher in Russland Besucher ihres Salons, gehörten dazu. Am 9.1.1873 ist sie verstorben und wurde in der St.-Peter-und-Paul-Kathedrale in St. Petersburg beigesetzt.

Das war in Kürze das Leben einer zur Zeit ihrer Großspende für den Erhalt der Burg Weibertreu noch sehr jungen Frau, württembergischen Prinzessin und russischen Großfürstin. Die Spende ist auch insofern bemerkenswert, hat doch Königin Pauline, 3. Gemahlin von Wilhelm I., Mutter von König Karl und den Prinzessinnen Katharina und Auguste, lebenslang Protektorin des Frauenvereins, 100 Gulden gestiftet.

Literatur:

Akten des Staatsarchivs in Stuttgart

Ein biografisches Lexikon

Harald Schmidt: Die Grablegen des Hauses Württemberg

Diverse Sekundärliteratur

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Ausgabe 41/2024
von Stadtgeschichte
11.10.2024
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